Google Stadia im Test: Ist Game-Streaming die Zukunft?

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Google Stadia im Test: Ist das die Zukunft des Gamings? (Quelle: Google)

Aktuelle Games wie DOOM Eternal, Cyberpunk 2077 oder Marvel’s Avengers auf dem Smartphone oder Office-Laptop genießen, ohne Abstriche in Kauf nehmen zu müssen? Das verspricht der Game-Streamingservice Google Stadia. Wir haben uns Stadia einmal genauer angeschaut.

Google Stadia Test: Wie gut funktioniert Googles Streamingservice für Games wirklich? Wie steht es um die Latenzen, Grafikqualität und Spiele? Wir verraten es dir.

Was ist Google Stadia?

Nehmen wir mal an, du besitzt lediglich ein uraltes Notebook, das zum Zocken gänzlich ungeeignet ist. Trotzdem willst du aktuelle und künftige Gaming-Highlights wie Cyberpunk 2077 oder Marvel’s Avengers genießen. Die Lösung hört auf den Namen Google Stadia – zumindest in der Theorie.

Stadia ist Googles hauseigener Cloud-Gaming-Service, der es mit der gesammelten Konkurrenz wie Shadow, GeForce Now, PlayStation Now oder xCloud aufnehmen will. Aber ist Game-Streaming wirklich schon realisierbar? Oder alles nur Zukunftsmusik, die vielleicht in 2-3 Jahren interessant wird?

Statt Spiele lokal auf einer Konsole oder dem PC zu berechnen, übernimmt Google das bei Stadia auf den eigenen Servern für dich. Von dort aus werden sie über das Internet als Video zu dir nach Hause gestreamt – egal ob auf einen PC, (Android) Smartphone oder den Fernseher. Die hohen Anschaffungskosten für Hardware entfallen.

Google Stadia ist am 19. November 2019 gestartet und hat sich mittlerweile spürbar weiterentwickelt. Seit April 2020 ist Google Stadia auch kostenlos zugänglich, wenn du auf 4K und Surround-Sound verzichten kannst.

Für 9,99 Euro pro Monat steht das Stadia Pro-Abo zur Verfügung, das neben 4K und 5.1-Sound monatlich wechselnde kostenlose Spiele umfasst (ähnlich wie PlayStation PLUS oder Xbox LIVE Gold). Außerdem winken Rabatte auf den Kaufpreis anderer Stadia-Games. Die Spiele müssen nämlich allesamt zusätzlich gekauft werden.

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Google Stadia ist mittlerweile kostenlos. Abonnenten genießen zusätzliche Vorteile. (Quelle: Google)

Google Stadia im Test

Zu Beginn von Google Stadia war das Angebot an kompatiblen Smartphones und Controllern äußerst überschaubar. Mittlerweile bist du aber nicht mehr auf die Google-Geräte (Pixel-Smartphones und Stadia-Controller) angewiesen.

Einige Geräte von Samsung, OnePlus, ASUS oder Razer werden unterstützt. Genauso wie Controller der Xbox One oder PlayStation 4. Die Liste aller kompatiblen Geräte findest du direkt bei Google.

Haben wir unseren Account erst einmal eingerichtet, können wir direkt aus dem Browser ins Spiel einsteigen. Direkt ist dabei wörtlich zu nehmen, denn die lästigen Update-Downloads entfallen bei Google Stadia erfreulicherweise komplett. Starten wir ein Spiel, erhalten wir immer die aktuellste verfügbare Version. Ha, 100-GB-Call of Duty-Patch, nimm das!

Per Knopfdruck im Browser ein brandaktuelles Spiel starten, das klingt utopisch? Funktioniert in der Praxis aber überraschend gut. Im Rahmen unseres Google Stadia Tests konnten wir insgesamt drei Titel ausprobieren: Assassin’s Creed Odyssey erlaubt den direkten Vergleich zur PC- und Xbox One-Fassung. Außerdem konnten wir die beiden Stadia-Exklusivtitel GYLT, sowie Orcs Must Die 3 ausgiebig antesten.

Google Stadia: Bildqualität überraschend gut

Die Bildqualität von Google Stadia fällt überraschend gut aus, vor allem hinsichtlich der Performance. Framerate-Einbrüche gibt es jedenfalls keine, auch wenn die Grafik-Qualität nicht ganz die der PC-Version eines Spiels erreicht. Assassin’s Creed Odyssey sieht auf PC oder Konsole minimal besser aus, doch das ist Meckern auf einem hohen Niveau. Immerhin haben wir das Spiel unter anderem auf einem drei Jahre alten Laptop ausprobiert.

Ebenfalls wichtig für die Optik ist die Qualität des Streams. Immerhin werden jegliche Inhalte von Google Stadia über das Internet gestreamt. Da kann es schon mal zu unschöner Artefaktbildung kommen, wenn die eigene Internetleitung mal etwas lahmt.

Natürlich kommt es zu Internet-bedingten Schwankungen hinsichtlich der Bildqualität. Doch: läuft alles stabil, kann Google Stadia hinsichtlich der Optik definitiv überzeugen. Eine schnelle Internetleitung ist allerdings Pflicht. Mindestens 10 Mbit/s sollen es laut Google sein, wir empfehlen allerdings 16 Mbit/s oder mehr.

Auch, ob wir per WLAN oder Kabel verbunden sind, hat deutliche Auswirkungen auf die Bildqualität. Für das beste Bild sollte Google Stadia immer mit verbundenem LAN-Kabel gestartet werden.

In der Theorie ist Stadia auch von unterwegs aus nutzbar. Das macht in der Praxis allerdings hinsichtlich der enormen Datenmengen nur wenig Sinn, sonst ist das Datenvolumen schneller ausgebraucht, als es dir lieb ist.

Weiter Wermutstropfen, wie immer beim Streaming: Hast du keinen Internet-Zugriff, kannst du auch nicht spielen. Das sollte jedem Interessierten klar sein, aber eben auch nicht unerwähnt bleiben.

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Das Spiele-Angebot für Stadia wächst ständig. Die Auswahl kann mittlerweile überzeugen. (Quelle: Google)

Was ist mit der Latenz?

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Latenz der Spiele. Gibt es eine spürbare Eingabeverzögerung oder werden unsere Kommandos sofort auf dem Bildschirm umgesetzt? Das variiert von Spiel zu Spiel.

Einige Titel, wie GYLT oder Orcs Must Die 3 weisen nahezu keine spürbare Latenz auf. Glaubt man den Erfahrungsberichten im Internet, sieht das bei Titeln wie Red Dead Redemption 2 oder Shadow of the Tomb Raider mitunter aber anders aus. Wenn auch nur minimal, denn hinsichtlich der Latenz nimmt es Google Stadia problemlos mit anderen Game-Streaming-Anbietern auf. Schnelle kompetitive Shooter würden wir damit aber wohl (noch) nicht spielen wollen.

Fazit zu Google Stadia

Ich konnte Google Stadia bereits zum Release testen und war seinerzeit recht angetan. Zu Beginn mangelte es dem Service aber an vielen im Vorfeld versprochenen Funktionen, auch das Spiele-Angebot fiel seinerzeit überschaubar aus.

Jetzt, fast ein Jahr später, sieht die Sache schon deutlich besser aus. Google Stadia funktioniert. Sehr gut sogar.

Natürlich darf jetzt niemand die grafische Qualität eines Highend-PCs erwarten. Aufgrund der hohen Anforderungen an die eigene Internetverbindung ist und bleibt Google Stadia ein Nischenthema. Aber wenn die Voraussetzungen stimmen, dann kann und wird man mit dem Streaming-Service seine Freude haben.

Bis Stadia oder ein Konkurrent die PCs oder Konsolen ablöst, werden noch viele Jahre vergehen. Aber das Erlebnis, aktuelle Blockbuster auf dem Smartphone oder Uralt-PC zu spielen, gefällt. Allerdings ist Google damit nicht mehr allein auf weiter Flur. Gerade Microsoft xCloud und GeForce Now bieten eine ähnliche Erfahrung. Zu einem ähnlichen Preis und teilweise sogar mit mehr Spielen im Angebot.

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Philipp Briel

You know what? I've been playing video games as long as I can remember. It all started with a Pong-clone in the early 90s (yes, I'm old) and gaming became my life ever since. I was also an Esports athlete...