Bekannter deutscher Tierschützer gibt auf: Wenn die eigene Community zum Feind wird

Robert Marc Lehmann hat sich dazu entschieden, mit dem Tierschutz für Nutz- und Haustiere aufzuhören.

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Robert Marc Lehmann tritt wegen Hate und zu viel Ballast aus dem Tierschutz für Nutztiere aus | © Robert Marc Lehmann

Seit 17 Jahren ist Robert Marc Lehmann im Tierschutz aktiv. In dieser Zeit erreichte er Millionen von Menschen und schaffte es, den Tierschutz – vor allem den von Nutztieren – in den Mainstream zu bringen. Der studierte Meeresbiologe reist seit Jahren um die Welt, dreht Dokus, hält Vorträge und teilt seine Erfahrungen mit einer riesigen Community auf YouTube. Mit seinem Verein „Mission Erde“ setzt er sich für den Schutz von Wildtieren und Lebensräumen ein, kämpft gegen Haifinning, Pelzfarmen und Umweltzerstörung. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet und gilt heute als einer der bekanntesten Umweltaktivisten Deutschlands.

Doch nun findet ein sehr großes Kapitel seiner Karriere als Tierschützer ein Ende, und das aus einem unangenehmen Grund.

Robert Marc Lehmann tritt wegen Hate aus dem Tierschutz für Nutztiere aus

Robert marc lehmann schwein
Darum tritt Robert Lehmann aus dem Tierschzu für Nutztiere aus... | © Initiative Lebenstiere e.V.

Was Robert im Nutztierschutz sehen und erleben musste, lässt ihn bis heute nicht los. Die psychische und seelische Belastung, der man sich in dem Tierschutz für Nutztiere aussetzen muss, ist massiv und nicht zu unterschätzen. Besonders schwer, fällt es Robert damit umzugehen, dass jeder Einsatz ein Kompromiss ist – für jedes gerettete Leben muss er hunderte zurücklassen. Auch sein weit gestreuter Einsatz wird ihm zum Verhängnis. Zwar ist es gut, dass er in fast allen Bereichen des Tierschutzes aktiv ist, allerdings bedeutet dies auch viel Verantwortung und eine große Erwartungshaltung an sich selbst. Täglich erreichen ihn hunderte Hilferufe, doch all dem gleichzeitig nachzukommen ist unmöglich – eine Belastung, die ihn oft an seine Grenzen bringt.

Neben dem Druck, unzähligen Hilferufen gerecht werden zu müssen, bekam er ständig Kritik, Hass und sogar Lügen – nicht nur von Fleischessern oder der Industrie, sondern auch aus der eigenen Tierschutz-Community. Vegan- und Tierschutzgruppen, die eigentlich ähnliche Ziele verfolgten, griffen ihn an, hinterfragten seine Arbeit und setzten ihn unter permanenten Rechtfertigungsdruck. Oft ging es weniger um die Tiere, sondern um Ego-Kämpfe, Perfektionismus und das ständige Vergleichen: Wer rettet „richtiger“, wer ist „echter“ Veganer oder Tierschützer? Dieser permanente Negativstress fraß Robert Energie, Zeit und Motivation und raubte ihm die Freude an seiner Arbeit.

Die seelische Belastung und der schwierige Umgang mit Menschen aus der Szene haben ihn dazu gebracht, nun aus dem Tierschutz für Nutz- und Haustiere auszusteigen. Stattdessen widmet er sich primär dem Wildtierschutz, dem er bereits viele Jahre vor seiner Karriere auf YouTube nachging.

Wenn Tierschutz toxisch wird

Das Tragische an der ganzen Sache ist doch, dass wir alle für die gleiche Sache kämpfen, das Wohl der Tiere. Robert Lehmann ist ein Mensch, der sich seit Jahren für Tiere einsetzt, teilweise seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzt und dem die Tierwelt mehr als alles andere am Herzen liegen. Er hat in seiner Karriere unfassbar vieles erreicht, Menschen zum Veganismus bewegt, auf die Tierindustrie aufmerksam gemacht, selbst Hand angelegt und etliche Tiere aus der Massenhaltung gerettet. Ihm jedoch all diese Leistungen abzuschreiben, weil er nicht 100 % konsequent vegan lebt, sondern nur 99 %, oder mal etwas Falsches gesagt hat, ist einfach unangebracht und bringt der Bewegung für Tierrechte absolut gar nichts.

Versteht mich nicht falsch: Es ist wichtig konstruktive Kritik zu üben und darauf aufmerksam zu machen, wenn etwas Unrechtes passiert. Aber am Ende des Tages sollten alle Menschen im Tierschutz auf einer Seite stehen, zusammenhalten und sich unterstützen, anstatt einander in die Fersen zu treten, denn nur so kann man wirklich etwas für die Tiere bewegen.

Malena Rose

Malena ist Spielejournalistin und studiert Game Design. Ihre lebenslange Leidenschaft für Videospiele hat sie dazu inspiriert, ihre Passion zu ihrem Beruf zu machen. Durch ihr Studium in Game Design spielt sie mittlerweile sogar eine aktive Rolle in der Spieleindustrie....