Was als Bericht um einen ulkigen Sonderling begann, hat inzwischen groteske Züge angenommen.
Während er anfangs auf sich aufmerksam machte, indem er Falschparker anzeigte, schien Matthei inzwischen in etwas verrannt zu haben, was für ihn harte Konsequenzen haben könnte.
Vom Internet-Meme zum Aufmerksamkeitsjunkie
Als Spiegel TV im Februar 2024 über Niclas Matthei berichtete, hätte wohl keiner ahnen können, welche Auswüchse dies einmal annehmen würde. Eigentlich handelte der Clip von einem besonderen, jungen Mann, der bewaffnet mit Smartphone, Maßband, Warnweste und Helm durch seine Gegend zog und Falschparker meldete – laut eigenen Aussagen mehrere Tausend im Jahr. Dieses pedantische Beharren auf der StVO brachte ihm den Spitznamen "Anzeigenhauptmeister" ein.
Schnell avancierte der ulkige Typ zum Internet-Meme, schien aber von der Aufmerksamkeit so angetan, dass er nach immer mehr davon lechzte.
Das Problem: Alles im Internet ist kurzlebig und die einstigen 15 Minuten Ruhm können heute schon nach einem 30-sekündigen TikTok vergangen sein.
Matthei wollte allerdings weiterhin im Mittelpunkt stehen, fiel immer wieder mit fragwürdigen Aussagen darüber auf, dass er der neue Drachenlord werden wolle, ließ sich einen "Hitlerbart" stehen und räumte kürzlich einen ganzen Bücherschrank aus – alles nur, um im Gespräch zu bleiben.
Anzeigenhauptmeister verbrennt Koran zu NS-Parole
Seine neueste Aktion geht aber über alle Grenzen des guten Geschmacks hinaus und könnte nicht nur juristische Folgen für ihn haben – es ist gut möglich, dass Menschen ihm nun ernsthaft schaden möchten.
Während eines Livestreams auf Instagram sagte er nämlich: "Der Anzeigenhauptmeister hat nichts Besseres zu tun, als den Koran zu verbrennen" und tat dann genau das.
Matthei filmte, mit den Worten "Ah, tut das gut" wie er die heilige Schrift des Islam mit Öl übergoß und in Brand steckte und als wäre dies noch nicht fragwürdig genug, unterlegte er das Szenario noch mit dem NS-Marschlied "Erika".
Später veröffentlicht er ein weiteres Video, in welchem er mit einer Schusswaffe posiert, den Drachenlord mit den Worten "Ich bin das höchste Wesen" zitiert und danach den islamischen Ausruf "Allahu Akbar" (also “Gott ist groß”) von sich gibt.
Strafrechtliche Konsequenzen für den Hauptmeister?
Wie Anwalt Christian Solmecke von der WBS legal einordnete, handelt es sich dabei gleich um mehrere strafrechtlich relevante Vergehen.
... wenn man den Koran oder ein anderes, religiöses Symbol öffentlich verbrennt, beschmutzt oder sonst etwas damit tut, so dass die Religion oder ihre Gläubigen beleidigt werden.
Er räumt zwar ein, weil das deutsche Gesetz nicht soweit geht, dass man selbst den Koran in den eigenen vier Wänden unter Ausschluss der Öffentlichkeit verbrennen könnte, dies aber nicht gilt, sobald man dies vor den Augen der Gesellschaft oder eben via Internetstream tut.
Daher bestätigt Solmecke auch, dass wegen Verstoßes gegen § 166 StGB "Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen" ermittelt wird.
Ebenfalls relevant ist das Verbreiten des Marschliedes “Erika”, welches 1938 von einem NSDAP-Mitgliedes komponiert worden war. Zwar, so Solmecke, sei das Lied an sich nicht verboten, wird aber von der Bundeswehr selbst kritisch betrachtet und findet inzwischen vor allem in der jungen rechten Szene Verwendung.
Die Kombination aus Koranverbrennung und NS-Symbolik – damit verlässt der Anzeigenhauptmeister den Boden der bloßen Religionskritik [...] Er stört nachhaltig den öffentlichen Frieden. [...] Insofern glaube ich, dass die Staatsanwaltschaft das sehr klar bejahen wird.
Feuer mit Ignoranz bekämpfen
Dass Matthei längst nicht mehr der leicht verschrobene, junge Mann ist, der unfreiwillig ein wenig Internetberühmtheit erlangt hat, sollte klar sein, nur scheinen ihn bisher noch viel zu viele Menschen mit den Aktionen von vor einem Jahr zu verbinden, ohne sich seiner Aktionen aus der jüngsten Vergangenheit bewusst zu sein.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Aufklärung über die Taten Mattheis und seinen schlichten Wunsch nach Provokation für ausreichend Menschen ein Grund sein wird, die Videos des Anzeigenhauptmeisters nicht mehr zu konsumieren, denn klar ist, sollten ihm in nächster Zeit nicht Gesetz oder betroffene Gläubige Einhalt gebieten, wäre die einzige Möglichkeit, Matthei von seiner Sucht nach Aufmerksamkeit abzubringen, ihn mit andauernder Ignoranz zu strafen.
Was haltet ihr von der Thematik? Ist Matthei ein nach Aufmerksamkeit lechzender Provokateur oder hat ihn die Sucht danach, im Mittelpunkt zu stehen, so negativ beeinflusst, dass er die Tragweite seiner Taten nicht mehr begreift?