Hat Pirate Software mit seinem Video gegen die Initiative ein neues Feuer entfacht?

Stop Killing Games wurde 2024 von Ross Scott mit einem sehr klaren Ziel ins Leben gerufen: Publisher davon abhalten Videospiele, die bereits verkauft wurden, zu zerstören. Denn Spiele, die zum Beispiel eine ständige Online-Verbindung verlangen, werden ohne ein klares Verfallsdatum verkauft, können jedoch unspielbar werden, sobald sich die Publisher dazu entscheiden, den Support für das Spiel einzustellen.
Das passierte zum Beispiel mit The Crew: Ubisoft entschied sich bei dem beliebten Open World-MMO-Rennspiel den Stecker zu ziehen. Spieler, die das Spiel für 30-50€ gekauft haben (je nach Edition), hatten danach also nur noch einen digitalen Briefbeschwerer und die Erinnerung an ein Spiel, das sie nun nicht mehr spielen konnten.
Stop Killing Games möchte, dass die Spiele zumindest in einem spielbaren Zustand zurückgelassen und der Community übergeben werden, auch wenn die firmeneigenen Server und Updates eingestellt werden. Somit kann die Community eigene Server erstellen die Spiele updaten, ohne dass der Publisher weiterhin involviert ist. Auch könnte man einfach die Spiele offline in ihrem hinterlassenen Zustand spielen.
Aktuell sammelt die Kampagne Unterschriften für eine EU-Petition. Sollte die Petition 1 Millionen Unterschriften erreichen, besteht eine sehr starke Chance, dass die EU ein neues Gesetz verabschieden wird.
Pirate Software versteht Kampagne nicht und liefert Kampfansage
Pirate Software hat über eine Millionen Follower auf Twitch und ist in der Gaming Branche fest verankert. Er selbst erwähnt immer wieder gerne, dass er sieben Jahre bei Blizzard gearbeitet hat und auch entwickelt er sein eigenes Spiel namens Heartbound, welches aktuell im Early-Access-Limbo zu stecken scheint.
Bekannt wurde er vor allem mit seinen MS Paint Shorts: Hier hat er Sachverhalte und Konzepte der Gaming-Industrie vereinfacht erklärt und dabei mit MS Paint Skizzen veranschaulicht, was viel Anklang fand. Auch Pirate Software wurde im August 2024 auf die Kampagne aufmerksam, doch schien sie nicht verstanden zu haben.
Sowohl in seinem Stream, als auch in seinem Youtube-Video mit über 1 Millionen Aufrufe, hat Pirate Software die Kampagne völlig anders dargestellt. Zuerst dachte er die Kampagne würde verlangen, dass alle Spiele – auch Multiplayer-Spiele – in Singleplayer-Offline-Spiele umgewandelt werden sollen, wenn sie den Stecker gezogen bekommen.
Dann dachte er die Kampagne würde sich ausschließlich auf Singleplayer-Spiele beziehen, die eine ständige online-Verbindung zum Server verlangen und prangerte an, dass dies in der Kampagne nicht explizit genannt wird. Die Tatsache, dass es deshalb nicht in der Kampagne stand, weil es eben nicht ausschließlich darum geht, leuchtete ihm nicht ein.
Pirate Software argumentierte also gegen eine Kampagne, die so wie er sie beschrieb, nicht existiert. Er lieferte eine klare Kampfansage und empfahl den Zuschauen Stop Killing Games nicht zu unterstützen.
Antwort auf Pirate Software – Große Namen zeigen Support
Einige Zeit verging, doch Ende Juni 2025 veröffentlichte der Ersteller der Initiative, Ross Scott, ein Antwort-Video auf Pirate Software. Erst wollte er nicht antworten, da er kein Youtube-Drama kreieren wollte, dass die Initiative überschattet, doch nun am Ende sah er sich dazu gezwungen.
Denn nach Pirate Softwares Video stagnierte die Initiative und auch das Sammeln der Unterschriften für die laufende Petition ging nur schleppend voran. Dies lag wohl neben seiner Reichweite, auch an seinem Auftreten als Experte vom Fach Gaming, was viele zu überzeugen schien. Doch das Video von Scott zeigte Wirkung: Er konnte Pirate Softwares Aussagen richtigstellen und widerlegen.
Plötzlich standen weitere Youtuber auf der Matte um sich Scott anzuschließen. Der bekannte Streamer moistcr1tikal unterstützte Scott mit seinem eigenen Youtube-Video, was dazu führte das andere große Namen, wie JackSepticEye darauf Aufmerksam wurden und ebenfalls Videos dazu erstellten. Der neue Rückenwind, den Scott und seine Initiative bekamen, war genau das, was die Initiative gebraucht hat. Plötzlich schossen die Unterschriften in die Höhe und aus einer bitteren Niederlage entwickelte sich ein Sieg in Aussicht.
Big thanks to @Jacksepticeye for helping cover Stop Killing Games! Seeing all these people support the movement makes me feel less crazy! pic.twitter.com/tNfk02AwTW
— Accursed Farms (@accursedfarms) July 1, 2025
Geschafft!....Oder?
Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses hat die Kampagne erfolgreich 1 Millionen Unterschriften gesammelt. Doch noch ist keine Zeit zum Aufatmen. Scott stellte klar, dass einige Unterschriften invalide oder gefälscht sein könnten. Er sagt mit 40% Überschuss, also 1.4 Millionen Unterschriften sei man auf der sicheren Seite und hofft weiterhin aufs Beste.
Pirate Software hat versucht die Kampagne im Keim zu ersticken, da er sie nicht richtig verstanden hat oder nicht verstehen wollte. Doch vielleicht war ein Antagonist genau das, was diese Kampagne gebraucht hat.
Die Zuschauer empfanden das Online-Gefecht als interessant und somit stiegen die Klicks und mehr Aufmerksamkeit wurde auf die Kampagne gelenkt und noch mehr Videos schossen gegen Pirate Software. Auch ich bekam von der Kampagne erst mit, als die Antwort-Videos auftauchten und setzte anschließend meine Unterschrift.