Kommt irgendwann die Zeit, in der ich das Gaming an den Nagel hänge?

Gaming Boomer
Der Gaming Boomer muss seinen Ballast loswerden.

Bin ich ein Vogel? Bin ich ein Flugzeug? Nein, ich bin scheinbar ein Super-Boomer...Aber mal im Ernst und Spaß beiseite: Das Thema beschäftigt mich wirklich und vielleicht geht es dem ein oder anderen von euch ja auch so. Ich merke, dass ich älter werde und damit meine ich nicht die Brille, die ich mittlerweile brauche oder die immer wiederkehrenden Rückenschmerzen alle drei Tage...

Neue Games, deren Vorgänger ich vor einigen Jahren echt gefeiert habe, werden released und ich fühle den Hype einfach nicht mehr, während meine Jungs komplett abgehen. Genres und Franchises, die ich eine lange Zeit echt geliebt habe und die mich buchstäblich mein halbes Leben begleitet haben, sprechen mich mittlerweile kaum noch an. Das neue Pokémon Game? Den Namen muss ich gleich erstmal googlen.

Immer öfter komme ich nach einem langen Arbeitstag nach Hause und kann mich nicht mal mehr motivieren, den Rechner hochzufahren. Lieber noch etwas entspannen, was Leckeres essen und jemanden zugucken, als selber zu zocken. Richtiger Boomer Shit, nicht wahr?

Wer meine anderen Kolumen gelesen hat weiß, dass ich wirklich liebe, worüber ich schreibe und das ist mir wichtig. Gaming ist ein Teil meines Lebens geworden. Das ist schon lange kein Hobby mehr, wie Fußball oder Tennis, mit 2 festen Trainingszeiten die Woche. Nein, wenn der Rechner hochfährt, kann ich abschalten und in die Welten eintauchen, die ich liebe und bewundere. Wie ihr gerade lesen könnt, habe ich sogar einen Teil meiner Leidenschaft zur Arbeit gemacht - wenn man das überhaupt so nennen kann.

Ich messe mich mit Leuten auf der ganzen Welt, trainiere bei League nicht nur meine Psychomotorik und mein Hirn, sondern auch meine Englisch-Skills (kein Scherz. So viele Jahre "international" unterwegs zu sein, hat mittlerweile mehr gebracht als der Englisch-Leistungskurs). Ich habe über all die Jahre viele Freunde gefunden und viel über Gamer aus der ganzen Welt gelernt.

Neue Games? Yaaaay...

Splitgate announced eine Verlängerung der Beta, hat mittlerweile 10 Millionen Downloads und vereint zwei Games, die ich regelrecht gesuchtet habe. Ich bin jetzt fast 28 - ihr könnt euch also vorstellen, dass Halo einen großen Teil meiner Shooter-Persönlichkeit ausmacht. Und Portal? Habe ich schon gespielt, bevor der zweite Teil rauskam. Und trotzdem... Es reizt mich nicht... Ich habe noch nicht mal Streams angeschaut.

Und das neueste Pokémon Game? Das hat diese Sinneskrise im Grunde ausgelöst. Mittlerweile habe ich auch gegoogelt. Pokémon Legends: Arceus heißt es. Sieht ein bisschen aus wie Zelda: Breath of the Wild und ist ein Open World Pokémon Adventure: Man wird als Trainer durch die weite Welt streifen können und allerhand Pokémon (Herden) in ihren natürlichen Lebensräumen begegnen. Die Fights sehen geil und interaktiver aus und man fühlt sich viel mehr, viel näher in dieser Parallelwelt. Beziehungsweise, man sollte... Ich fühle nämlich nichts. Mein erstes Pokémon war übrigens die Blaue Edition... lang ist's her...

Pokémon Legends: Arceus
Ich sag ja: Breath of the Wild! | © Nintendo

Kommt irgendwann die Zeit, in der ich das Gaming an den Nagel hänge?

DAS ist doch genau, wovon ich immer geträumt habe? Ein Pokémon Trainer wie Ash sein und mit seinen eigenen Mon durch die Welt Reisen und Abenteuer erleben und eben der allerbeste werden. Aber dieser Traum gehört meinem jungen, zwölfjährigen ich, wie es scheint... Und das ist irgendwie weird. Ich bin mir meiner Leidenschaft doch eigentlich so bewusst und auch dessen, was ich einfach nicht mehr dieses Gefühl bekomme. Und gleichzeitig kann ich nichts dagegen tun...

Andere Dinge haben mehr Priorität. Ich merke, wie ich mit steigendem Alter immer analytischer an Spiele herangehe, um sie effizient "durchzuspielen" und nicht allzu viel Zeit zu verlieren - denn die wird irgendwie immer begrenzter. Immer seltener kann ich die einfachen Dinge und Mechaniken in Games einfach nur genießen und das Spiel, Spiel sein lassen.

Einerseits liebe ich das Gaming. Andererseits habe ich manchmal das Gefühl, ich MUSS an dieser Liebe festhalten. Und das Resultat ist dann, dass ich Games spiele, um sie eben gespielt zu haben. Fast wie ein Punkt auf der To-Do-Liste, den ich abgehakt haben möchte.

In diesem Sinne: Hier ist ein bisschen Footage zum neuen Pokémon Legends: Arceus. Erzählt mir doch mal, was ihr davon haltet und auch von dem, was ich euch gerade erzählt habe. Ist es soweit? Bin ich ein Boomer geworden? Ist es überhaupt schlimm, Boomer zu werden, beziehungsweise zu sein?

Kommt irgendwann die Zeit, in der ich das Gaming an den Nagel hänge?

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