Ich bin mies in Valorant, aber liebe das Spiel. Das sind die Gründe

Valorant beta kolumne titel
Nach etwas Eingewöhnung steht fest: Valorant macht Laune (Quelle: Riot Games)

Valorant ist derzeit in aller Munde. Ein kompetitiver Shooter von den League of Legends-Machern? Eine Mischung aus CS:GO und Overwatch? Das reichte schon, um mir den Mund wässrig zu machen. In den ersten Tagen mit der geschlossenen Beta habe ich mächtig Prügel bezogen und dabei trotzdem Valorant lieben gelernt.

Man nehme eine gehörige Portion Counter-Strike, vermenge das Ganze mit einem Entwickler, der jahrelange Erfahrung mit einem kompetitiven Spiel hat und erhält? Valorant: Den vermutlich wichtigsten neuen Esports-Titel der nächsten Monate. Wenn ehemalige CS:GO-Profis wie Shroud das Spiel feiern und etliche Esportler schon in der Beta auf den neuen Shooter umsatteln, muss er doch einiges auf dem Kasten haben, oder?

Glücklicherweise ist das Team von EarlyGame mit mehreren Spielern in der Valorant Beta vertreten und versorgt euch ab sofort regelmäßig mit neuen Informationen aus erster Hand.

Valorant: Der Noob betritt das Schlachtfeld

Wie lange ist das jetzt her, dass ich das letzte Mal mit Maus und Tastatur einen Shooter gespielt habe? 16 oder 17 Jahre? Könnte hinkommen. Ich glaube, CS 1.6 und Unreal Tournament 2004 waren die letzten Shooter, die ich intensiv am PC gespielt habe, bevor ich mich den Konsolen zuwandte.

Ab und zu spiele ich zwar auch Call of Duty: Warzone oder Apex Legends am PC, dann aber immer mit Controller. Ja, ich weiß: Ninja, ich will jetzt nix hören!

Die geschlossene Beta zu Valorant war das erste Spiel seit Jahren, dass mich dazu bewegt hat, mit Maus und Tastatur erneut in die Schlacht zu ziehen. Controller-Support gibt es ja in der Beta noch nicht. Dafür aber satte 10 FPS mehr dank bunt leuchtender Tastaturen und Mäuse – juhu!

Da dürfte es vermutlich niemanden verwundern, dass die ersten Runden… oder besser gesagt Stunden… ziemlich katastrophal abliefen. Was aber keinesfalls an Valorant liegt, denn das hat mich bereits in der 2. Runde absolut begeistert.

Valorant fail
Manchmal verliert man eben. (Quelle: Riot Games)

Das Gameplay von Valorant: Alles klar

Tatsächlich verbindet Valorant und CS:GO eine Menge. Deutlich mehr als mit Overwatch sogar und das ist gut so. Ich schätze den Riot-Shooter für seine klare Linie aus spielerischer Sicht. Teammates leuchten türkis, Gegner sind rot. Es gibt keine Charakter-Skins: Phoenix, Sage und Co sehen immer gleich aus. Keine Ablenkungen, keine unnötigen Spielereien. Einfach erfrischend klassisch. Besonders in der heutigen Zeit, in der sich jeder Multiplayer-Shooter mit irgendwelchen ultra-krassen Spezialeffekten zu übertrumpfen versucht.

Dasselbe gilt für das herrlich altbackene Grafikgerüst. Das ist keineswegs negativ gemeint, im Gegenteil: Der Comic-Look stand schon Overwatch hervorragend zu Gesicht, während die drei Karten so klar designt wurden, dass selbst Neulinge auf Anhieb alles verstehen. Zwei, beziehungsweise drei Bombenplätze mit klar definierten Zugängen. A kurz, B lang, Mid Türen. Das macht sinnvolle Callouts unglaublich simpel und jeder versteht mit etwas Mapkenntnis, wo gerade die Post abgeht.

Ist mir persönlich deutlich lieber, als wenn mich irgendwelche brennenden Heli-Wracks oder verzweigte Ruinen vom Wesentlichen ablenken: der direkten Konfrontation. Mit Valorant auf derart klare Linien zu setzen, grenzt fast schon an einen Geniestreich von Riot Games. Hier dreht sich alles um schnörkelloses, hoch-kompetitives Gameplay. Und das habe ichin derartiger Perfektion seit Counter-Strike nicht mehr erlebt.

Valorant: Mehr CS:GO als Overwatch

Vieles in Valorant erinnert an CS:GO (das ich auf Konsolen ziemlich lange gespielt habe). Ich gehe langsam, um keine Schrittgeräusche zu hinterlassen. Muss es mal schnell gehen, wechsle ich auf das Messer, um noch einen Tick schneller zu rennen. Zu Beginn einer Runde werden Waffen und Rüstungen gekauft und das Hauptziel ist dasselbe. Nur dass die Bombe hier Spike heißt. Wer Counter-Strike kennt, wird sich in Valorant schnell zurechtfinden.

Auch die Waffen wie Spectre MP, Vandal Sturmgewehr oder Operator Scharfschützengewehr erinnern stark an die entsprechenden Pendants aus Valves Multiplayer-Shooter. Mit einem Unterschied: den einzigartigen Fähigkeiten der Helden, genannt Agents.

Hier kommt der oft zitierte Vergleich zu Overwatch ins Spiel, der durchaus passt, aber nicht hundertprozentig zutrifft. In Overwatch dominieren die Fähigkeiteneine Runde, in Valorant hingegen unterstützen sie lediglich den eigenen Skill. Zwei Schockgeschosse mit Aufklärer Sova sind definitiv nice-to-have, entscheiden eine Runde aber nicht im Alleingang. Anders als Torbjörns Geschütz, Reapers Totentanz oder Bastions Panzer.

Das Trefferfeedback in Valorant ist überragend. Ein Headshot ist tödlich, wer nix trifft oder verzieht, hat verloren. Gleichzeitig fühlten sich Kopftreffer schon lange nicht mehr so befriedigend an, während die Agents samt ihrer Skills für frischen Wind sorgen.

Valorant beta spike
Spike platziert! Ich mag es, wenn das Ziel klar definiert ist. (Quelle: Riot Games)

Valorant macht jetzt schon mächtig Laune

Ich bin fest davon überzeugt, dass Valorant in den kommenden Monaten die Esports-Szene mächtig umkrempeln wird. Das Spiel läuft bereits in der Beta so sauber und hat mit so wenigen Bugs und Balancingproblemen zu kämpfen, wie ich es in den vergangenen Jahren selten erlebt habe. Auch wenn es noch immer vereinzelt zu Bugs und Problemen kommt.

Für die erste Runde fiel meine Wahl auf Brimstone, der mit seiner taktischen Rauchwolke und dem Brandgranaten-Werfer hervorragend zu meinem Spielstil passt. Aber es war ja meine allererste Runde mit der Valorant Beta und entsprechend lief sie… naja sagen wir einfach, sie war nicht der Rede wert.

In der zweiten Runde entschied ich mich dafür, Sova und seinem Bogen eine Chance zu geben. Was man mit dem russischen Agenten anstellen kann, hat der ehemalige Overwatch-Profi Daniel “Dafran“ Francesca ja schon unter Beweis gestellt. Ganz so gut lief es bei mir zwar nicht, doch die Mischung aus offensiven und defensiven Skills hat mir ausgesprochen gut gefallen. Deshalb entschied ich mich dafür, zunächst an Sova festzuhalten, während mein Aiming langsam aber sicher besser wurde. Eine gute Entscheidung, die in einigen wirklich guten Runden resultierte.

Im direkten Vergleich zum Bogen schwingenden Hanzo aus Overwatch gefällt mir der Valorant Agent deutlich besser. Vielleicht, weil ich hier mit den klassischen Waffen spielen und nur situationsbedingt zum Bogen greifen kann.

Auch Phoenix hat es mir gut gefallen. Ganz allgemein begrüße ich die Skill-Auswahl der Agents. Besonders derer, die Support- und Offensiv-Fähigkeiten miteinander kombinieren. Anders verhielt es sich mit Viper, die überhaupt nicht mein Fall war. Aber man kann ja auch nicht alle Charaktere mögen, oder?

Fazit

Valorant fühlt sich an wie einCS:GO im frischen Gewand, dass das klassische und liebgewonnene Gameplay durch die Agents samt einzigartiger Fähigkeiten gehörig aufpeppt. Trotz eingabebedingter Startschwierigkeiten hatte ich jedenfalls schon lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Shooter und freue mich darauf, in den kommenden Tagen und Wochen noch besser zu werden – und an die alten Profi-Zeiten anzuknüpfen. Auch wenn die Reaktionen nicht mehr dieselben sind, wie vor 16 Jahren.

Valorant wird vermutlich schon bald gewertete Spiele bekommen. Auch die besten Streamer für die geschlossene Beta haben wir euch bereits vorgestellt. Für mehr News und Artikel zu Valorant, schaut regelmäßig auf EarlyGame vorbei.

Philipp Briel

You know what? I've been playing video games as long as I can remember. It all started with a Pong-clone in the early 90s (yes, I'm old) and gaming became my life ever since. I was also an Esports athlete...