
24 Deutsche Klassiker, die man heute nicht mehr schauen kann

24 Deutsche Klassiker, die man heute nicht mehr schauen kann
Die Welt und der Gesellschaftliche Blick auf die Dinge in ihr verändern sich – glücklicherweise. Andernfalls lebten wir wohl nach wie vor in Höhlen und würden Büffel jagen. Also zumindest so lange, bis einer, der stärker ist und eine größere Keule hat, uns unsere Beute wegnimmt.
Wir leben in modernen Zeiten, mit modernen Ansichten, die das Wohl des Einzelnen genauso im Blick haben wie die der Gesamtheit. Auch wenn sich einige alteingesessene Konservative dadurch auf den Schlips getreten fühlen, ist das eine sehr gute, wichtige Errungenschaft.
Eine Errungenschaft, mit der auch einhergeht, dass so manches, was vor 10, 20 oder 50 Jahren noch akzeptiert wurde, aus heutiger Sicht fragwürdig erscheint – auch in der Filmindustrie und den Werken, die diese produziert. Darum werfen wir von EarlyGame an dieser Stelle einen Blick auf 24 deutsche Klassiker, die man so heute kaum noch ansehen kann. | © Constantin Film

Der Arzt von St. Pauli (1968)
Ein idealistischer Arzt kümmert sich um das Wohl der Menschen im Hamburger Rotlichtviertel. Zwischen Kriminellen, Prostituierten und Behörden behält er seine moralische Integrität.
Der Film zeichnet ein verharmlosendes und teilweise romantisiertes Bild des kriminellen Milieus. Zuhälter, Dealer und Bordellbesitzer werden oft als „ehrliche Typen mit Herz“ dargestellt. Das wirkt aus heutiger Sicht naiv und gefährlich, weil es reale Gewaltstrukturen ausblendet. Besonders problematisch ist die Darstellung von Frauen, die weitgehend als Opfer oder Sexualobjekte auftreten und keinerlei Handlungsmacht besitzen. Die Schwarz-Weiß-Moral zwischen dem „guten Arzt“ und der „verkommenen Welt“ ist stark vereinfachend und entspricht einem paternalistischen Weltbild, das keine differenzierte Auseinandersetzung mit sozialen Realitäten zulässt.
Ein zeittypisches Sozialdrama mit erheblichem Nachbearbeitungsbedarf, wenn man es heute zeigt – historisch interessant, moralisch aber höchst fragwürdig. | © Constantin Film

Winnetou-Filme (1960er)
Einst waren sie riesige Publikumserfolge, heute sind sie ein Paradebeispiel für kulturelle Aneignung: die Karl-May-Verfilmungen mit Pierre Brice als Winnetou. Ein europäischer Schauspieler, der einen „edlen Wilden“ verkörpert und dabei stereotype Vorstellungen von indigenen Kulturen als naturverbunden, spirituell und edel bedient.
Die echten Lebensrealitäten und Perspektiven indigener Menschen bleiben komplett außen vor. Aus heutiger Sicht ist die Darstellung nicht nur realitätsfern, sondern auch problematisch im Umgang mit kultureller Identität und Fremdzuschreibung. | © Constantin Film

Piratensender Powerplay (1982)
Zwei junge Männer (gespielt von Thomas Gottschalk und Mike Krüger) gründen einen illegalen Radiosender, um dem spießigen Mainstream zu entkommen. Es folgt ein Mix aus Musik, Gags und chaotischen Eskapaden.
Der Film ist voll von sexistischen Klischees: Frauen sind fast ausschließlich hübsch, naiv oder willenlose Eroberungsobjekte. Viele Gags beruhen auf Homophobie, Rassismus oder der Lächerlichmachung von Minderheiten – zum Beispiel durch stereotype Nebenfiguren oder platte Akzente. Humor dient hier nicht der Kritik, sondern wird als billiges Mittel eingesetzt, um über „die anderen“ zu lachen. Die Auflehnung gegen Autoritäten wirkt oberflächlich und unpolitisch – anarchischer Schein ohne kritisches Bewusstsein.
Ein Film, der heute durch seine altbackenen Gags und problematischen Witze eher befremdet als amüsiert. Nur mit kritischer Einordnung zu genießen. | © Lisa Film

Oh Boy (2012)
Einst wurde er als melancholisches Schwarzweißporträt eines orientierungslosen Berliners gefeiert, heute wirkt der Film eher wie ein Paradebeispiel für wohlstandsverwöhnte Männer-Existenzkrisen.
Diversität? Keine. Soziale Probleme werden nur gestreift, Frauen dienen eher als mystische Nebenfiguren. In Zeiten, in der Inklusion und Repräsentation zentrale Themen sind, wirkt „Oh Boy“ wie eine selbstverliebte Hipster-Übung in urbaner Leere – ein Film, der sich um nichts dreht außer um das Leiden des privilegierten weißen Mannes. | © Warner Bros.

Die Sünderin (1951)
Der Film mit Hildegard Knef in der Hauptrolle löste einen Skandal aus – nicht zuletzt wegen einer kurzen Szene ohne Kleider.
Abseits des historischen Kontextes wirkt er heute allerdings vor allem problematisch in seiner Darstellung von Prostitution und weiblicher Selbstaufgabe. Die Hauptfigur wird zur Projektionsfläche männlicher Fantasien – Ihre Erlösung findet sie nur in Liebe oder Tod. Der Film romantisiert patriarchale Machtstrukturen und blendet strukturelle Probleme völlig aus – ein rückwärtsgewandter Blick auf weibliche Autonomie. | © Donau

Fack ju Göhte (2013)
Mit Elyas M’Barek in der Hauptrolle zeigt der Film einen Ex-Kriminellen als Lehrer, der mit Coolness eine schwierige Klasse „zähmt“.
Doch unter dem Deckmantel von Humor verbirgt sich ein zutiefst problematisches Gesellschaftsbild: Jugendliche aus „bildungsfernen Schichten“ werden als unmotiviert, aggressiv und schlichtweg dumm dargestellt, während Lehrer nur mit Macho-Attitüde Respekt bekommen. Sexismus, Bodyshaming und das völlige Fehlen von echten pädagogischen Inhalten machen diesen Film aus heutiger Sicht schwer erträglich. | © Constantin Film

Der Untertan (1951)
Eigentlich sollte die Verfilmung des Heinrich Mann Romans eine Satire auf obrigkeitshöriges Denken sein – doch gerade darin liegt auch das Problem: Viele Passagen reproduzieren patriarchale, autoritäre Strukturen ohne klare kritische Brechung. Der Hauptfigur wird nicht dekonstruiert, sie wirkt zeitweise fast bewundernswert. Frauen sind lediglich Randerscheinungen oder dienen als Spiegel männlicher Ambitionen. Auch wenn das Werk literarisch bedeutsam ist, bleibt es filmisch heute schwer verdaulich. | © Progress Filmverleih

Otto – Der Film (1985)
Der Kino-Durchbruch von Komiker Otto Waalkes' war in den 80ern ein riesiger Erfolg – doch vieles davon würde heute nicht mehr durchgehen. Stereotype Darstellungen von Ausländern, dämliche Blondinenwitze und flache Geschlechterklischees ziehen sich durch den gesamten Film.
Der Humor basiert häufig auf sozialem Spott oder vermeintlich harmlosen Grenzüberschreitungen, die aber bei genauerem Hinsehen sexistisch oder rassistisch wirken. Heute würde man den Film als Relikt einer wenig reflektierten Comedy-Ära einstufen. | © Tobis

Die Lümmel von der ersten Bank (1967–1972)
Diese Filmreihe stellt rebellische Schüler gegen spießige Lehrer – doch abseits des Charmes alter Bundesrepublik finden sich massive Probleme. Schülerinnen werden sexualisiert, Lehrer lächerlich gemacht, und das gesamte Bildungssystem wird zur Bühne für flachen Humor degradiert. Die Geschlechterrollen sind festgefahren: Jungs sind wild und frei, Mädchen hübsch und naiv. Aus heutiger Sicht sind die Filme weniger witzig als erschreckend rückständig, besonders was pädagogische und geschlechtliche Sensibilität angeht. | © Constantin

Manta, Manta (1991)
Tuning, Testosteron und Tussi-Witze – so könnte man diesen Film zusammenfassen. Til Schweiger mimt den prolligen Macho mit Herz, aber das Frauenbild bleibt katastrophal. Weibliche Charaktere sind Zicken, Groupies oder Objekte der Begierde. Gewalt und Rücksichtslosigkeit werden als cool inszeniert, Bildung als lächerlich. Heute wirkt der Film wie ein überhöhter Werbespot für toxische Männlichkeit – auf Hochglanz poliert, aber inhaltlich aus der Zeit gefallen. | © Constantin

Bang Boom Bang (1999)
Der Ruhrpott-Kultfilm wird oft für seinen trockenen Humor und Lokalkolorit gefeiert – doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine erschreckend einseitige Welt: Frauen sind Staffage, die entweder hysterisch, naiv oder einfach nur sexuell verfügbar sind. Gewalt, Drogen und Frauenverachtung werden humoristisch gebrochen, aber nicht hinterfragt. Die Dominanz männlicher Perspektiven zieht sich durch den gesamten Film, während Diversität oder kritische Tiefe völlig fehlen. | © Senator Filmverleih

Der Schuh des Manitu (2001)
Michael Herbigs Westernparodie ist ein Klassiker des deutschen Klamauk-Kinos – doch heute wirkt vieles darin problematisch: Die Darstellung indigener Kulturen ist klischeebeladen, kulturelle Aneignung wird als Humor verkauft. Hinzu kommen Witze über Homosexualität, die aus heutiger Sicht als homophob gelten. Die Figuren sind Karikaturen, die ethnische und sexuelle Identität auf Pointen reduzieren. Trotz Nostalgie-Faktor bleibt ein schaler Beigeschmack zurück. | © Constantin Film

Das kleine A-loch (1997)
Ein frecher Junge zerstört mit Zynismus und Rücksichtslosigkeit die Welt der Erwachsenen. Die Animationsverfilmung basiert auf Walter Moers’ Comics.
Der Film lebt vom Tabubruch – aber oft ohne gesellschaftliche Reflexion. Witze über Homosexuelle, Alte, Kranke oder Minderheiten sind keine gezielte Kritik, sondern reiner Zynismus. Das „kleine A-loch“ wird als Held stilisiert, obwohl es fast ausschließlich destruktiv handelt – ohne Verantwortung oder moralische Lernkurve. Der Film spiegelt eine Haltung wider, die Kritik mit Beleidigung verwechselt und Grenzüberschreitung als Selbstzweck feiert.
Ein Zeitzeugnis des 90er-Jahre-Zynismus. Aus heutiger Sicht oft geschmacklos, respektlos und ohne soziale Empathie. Provokation allein reicht nicht mehr. | © Senator

Die Trapp-Familie (1956)
Das deutsche Vorbild für „The Sound of Music“ zeigt eine idealisierte Familie in der NS-Zeit – doch politische Themen werden komplett ausgespart. Die Handlung bleibt im romantisierten Kitsch, während der historische Kontext ignoriert wird. Die Rollenbilder sind klar verteilt: Die Frau ist fürsorglich und still, der Mann autoritär, aber liebenswert. Der Film wirkt heute wie eine Verdrängungsübung mit Musik – inhaltlich glattgebügelt und historisch unsauber. | © Gloria

Pappa ante Portas (1991)
Loriots Komödie über einen pensionierten Kaufmann ist Kult – aber nicht frei von problematischen Mustern. Das Frauenbild ist stark konservativ: Die Ehefrau ist Haushaltsmanagerin, die aufatmet, wenn der Mann außer Haus ist. Viele Witze basieren auf Rollenklischees und Beziehungsdynamiken, die heute als überholt gelten. Der subtile Humor entschärft vieles, macht es aber nicht unsichtbar – ein charmanter Film, der jedoch tief im bürgerlichen Weltbild der Nachkriegszeit steckt. | © Tobis

Hexen bis aufs Blut gequält (1970)
Der Titel sagt eigentlich alles: In diesem Exploitationfilm wird Folter als Schauwert inszeniert. Unter dem Deckmantel historischer Aufarbeitung werden Frauen in sadistischen Szenen gequält, erniedrigt und sexualisiert. Die Inszenierung ist voyeuristisch, nicht kritisch. Heute würde man den Film eher als frauenfeindliches Machwerk denn als Gesellschaftskritik sehen – ein Paradebeispiel für die problematischen Seiten des deutschen Genrekinos. | © Gloria

Der Bockerer (1981)
Diese österreichisch-deutsche Produktion über einen einfachen Fleischer im Nationalsozialismus ist gut gemeint, aber oft zu simpel. Antisemitismus und Mitläufertum werden karikaturesk dargestellt, ohne echte Tiefe oder Ambivalenz. Die Figur des Bockerer wird zur Volksseele stilisiert, die alles besser weiß, aber nichts ändert. Der Film vermittelt ein tröstliches Bild vom „guten Deutschen“ – ein Narrativ, das heute zunehmend hinterfragt wird. | © Scotia

Zwei Nasen tanken Super (1984)
Krüger und Gottschalk als Spaßvögel auf großer Fahrt – leider mit dem Humorverständnis der 80er: Frauen sind Objekte, andere Kulturen werden in billigen Klischees abgebildet. Rassistische Gags, sexistische Sprüche und peinliche Rollenbilder prägen diesen Film. Der Humor ist plump, oft auf Kosten Schwächerer oder Andersartiger. Selbstironisch ist hier wenig – aus heutiger Sicht ist das ein Paradebeispiel für die Schattenseiten nostalgischer Comedy. | © Tivoli

Eis am Stiel – deutsche Adaptionen (1980er)
Die deutschen Varianten der israelischen Komödien sind geprägt von pubertärem Humor, in dem Mädchen als Trophäen für pubertierende Jungs herhalten müssen. Konsens spielt keine Rolle, Sexualität ist einseitig männlich codiert, und das Frauenbild reicht von naiv bis nymphoman. Aus heutiger Perspektive wirken diese Filme wie Relikte aus einer Zeit, in der Aufklärung durch Voyeurismus ersetzt wurde – unterhaltsam vielleicht, aber höchst bedenklich. | © RTL 2

Die Geschichte vom kleinen Muck (1953)
Ein DEFA-Märchenfilm mit orientalischem Flair – doch was damals als Exotik galt, wirkt heute wie ein Zerrbild: „Orientalische“ Kulissen, Klischees und Kostüme, gespielt fast ausschließlich von weißen Schauspielern mit Make-up. Brownfacing, Stereotype und koloniale Bildsprache ziehen sich durch den ganzen Film. Auch wenn er märchenhaft bleibt, vermittelt er ein Bild vom „Fremden“, das heute in seiner Simplizität und seinem Eurozentrismus fragwürdig ist. | © Unidoc

Die Feuerzangenbowle (1944)
Dieser Kultfilm mit Heinz Rühmann zeigt einen Erwachsenen, der sich als Schüler ausgibt, um nochmal das Schulleben zu erleben. Heute wirkt der Film problematisch: Der Lehrerberuf wird verspottet, Autoritäten veralbert, und der Humor basiert auf Streichen, die aus heutiger Sicht teilweise respektlos oder sogar übergriffig erscheinen. Besonders heikel: Das romantische Interesse des erwachsenen Protagonisten an einer Schülerin wirkt aus heutiger moralischer Perspektive äußerst unangemessen. Auch das Frauenbild ist stark traditionell und klischeebehaftet. | © Deutsche Filmvertriebs GmbH

Der bewegte Mann (1994)
Die Komödie mit Til Schweiger und Joachim Król war in den 90ern ein riesiger Erfolg und gilt bis heute als Meilenstein des deutschen Unterhaltungsfilms. Doch viele Pointen basieren auf heute überholten Vorstellungen: Homosexuelle Figuren werden klischeehaft als schrill und übergriffig dargestellt. Der Humor lebt von der Angst vor „verwechslender“ Homosexualität und männlicher Verletzlichkeit. Das Bild von queerer Männlichkeit bleibt karikaturhaft und reproduziert stereotype Denkmuster, die heute zunehmend kritisch betrachtet werden. | © Constantin Film

Werner – Beinhart! (1990)
Der Comic-Held Werner steht für Männerfreundschaft, Bier und Bikerleben – eine heile Welt für Prolls mit Herz. Doch hinter dem Kult steckt eine Machowelt, in der Frauen kaum vorkommen oder als Nervensägen abgewertet werden. Gewalt ist ein Gag, Bildung überflüssig, Alkohol eine Lösung. Der Humor zielt oft unter die Gürtellinie und verherrlicht Lebensstile, die kaum Platz für Reflexion lassen. Aus heutiger Sicht hat der Film starke toxisch-männliche Tendenzen. | © Neue Constantin

7 Zwerge – Männer allein im Wald (2004)
Eine von Otto Waalkes inszenierte Parodie auf das Märchen von Schneewittchen. Sieben Männer leben als Zwerge isoliert im Wald, bis plötzlich Schneewittchen auftaucht und das Chaos beginnt.
Obwohl der Film sich als Parodie versteht, bestätigt er viele problematische Klischees, statt sie zu brechen. Frauenfiguren wie Schneewittchen oder die böse Königin werden auf ihr Äußeres und ihre Funktion reduziert. Humor entsteht oft auf Kosten von Menschen mit nicht-heteronormativer oder „abweichender“ Identität – z. B. durch klischeehafte Darstellung von Homosexualität oder körperlicher Andersartigkeit. Der Männerkult der Zwerge wird ironisch überhöht, aber nicht wirklich hinterfragt, was sexistische und infantile Männlichkeitsbilder bestärkt. | © United International Pictures

25 Deutsche Filme, die zu klug für das Publikum waren
Auch wenn der Zeitgeist eine große Rolle dabei spielen kann, wie ein Film wahrgenommen wird und sich die Sichtweise verändert, in der das Publikum einen Film betrachtet, liegt eine falsche Interpretation eines Werkes manchmal auch schlicht und ergreifend daran, dass ein Film zu klug für die Zuschauer war.
Genau diesen Filmen wollen wir von EarlyGame uns in der folgenden Galerie widmen und betrachten 25 Deutsche Filme, die zu klug für das Publikum waren. | © Universal Pictures
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