Das B in "die Ärzte": Bela B. Felsenheimer wird 63!

Schlagzeuger, Sänger, Schauspieler, Autor – doch vor allem immer eines: Punk.

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Eine Säule des deutschen Punk: Bela B. Felsenheimer. | © Wikipedia

Heute ist ein guter Moment, um auf das Leben und Wirken eines Künstlers zu blicken, der weit mehr ist als nur Schlagzeuger oder Sänger: Bela B. Felsenheimer – Musiker, Schauspieler, Autor, Hörspielproduzent, Comicliebhaber und jemand, der wie kaum ein anderer die deutsche Punk- und Popkultur geprägt hat.

Vom Berliner Original nach Punk-Deutschland

Offiziell geboren wurde er am 14. Dezember 1962 in Berlin-Spandau, doch seine künstlerische Geburt fand einige Jahre später statt: in Proberäumen, Jugendzentren, alternativen Szenen und schließlich auf großen Bühnen.

Bela B – mit bürgerlichem Namen Dirk Felsenheimer – wuchs im West-Berliner Umfeld auf, in einer Stadt, die politische Extreme, Subkultur und Nonkonformismus im Alltag sichtbar machte. Diese Atmosphäre prägte seine Haltung ebenso wie sein Humor und sein präziser Blick auf Gesellschaft und Individuum. Bevor Punkrock zu seinem Beruf wurde, arbeitete er unter anderem als Sanitäter beim Roten Kreuz – eine Erfahrung, die später seinen schwarzen, makaberen Humor schärfte und immer wieder in Textzeilen und Bühnenerzählungen durchscheint.

Seine Karriere ist untrennbar mit Die Ärzte verbunden – der Band, die er gemeinsam mit Farin Urlaub gründete und die seit den 1980er-Jahren als eine der erfolgreichsten, aber auch rebellischsten Gruppen der deutschen Musikgeschichte gilt.

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Bela B. ist vielleicht älter geworden – aber nicht in die Jahre gekommen. | © Wikipedia

Von einem anfänglichen Kultphänomen über eine zwischenzeitliche Auflösung bis zu einer triumphalen Rückkehr wurde Die Ärzte zu einem festen Bestandteil deutscher Musikgeschichte. Bela B war dabei nie nur "der Schlagzeuger" – er war und ist Stimme, Charakter und kreativer Motor. Songs wie "Bleib sauber", "Dein Vampyr", "Los Angeles" oder "Manchmal haben Frauen…" zeigen seine Handschrift: eine Mischung aus Ironie, Romantik, düsterem Humor und gesellschaftlicher Beobachtung.

Über alle Grenzen hinaus

Doch sein Wirken geht weit über die Band hinaus. Bela B veröffentlichte mehrere Soloalben, darunter Bingo, Code B und später Bastard, auf denen er seinen eigenen künstlerischen Kosmos entfaltet: Western-Ästhetik trifft Punk, Horror trifft Zärtlichkeit, Chanson begegnet Rock’n’Roll. Außerdem ist er als Hörspielsprecher, Synchronstimme und Schauspieler aktiv.

Er wirkte unter anderem in Filmen wie Richy Guitar, Edelweißpiraten, Stromberg – Der Film und mehreren Independent-Produktionen mit, lieh seine Stimme Hörspielen, Hörbüchern und Trickfilmfiguren und brachte Thriller-Romane mit Autorin Charlotte Roche und später Solowerke wie Scharnow heraus, mit denen er auch die Literaturwelt erreichte.

Gegen das Spießbürgertum

Als Teil einer Punkband, die in Deutschland oft zwischen Provokation, Popkultur und politischer Haltung pendelte, wurde er zu einem wichtigen Gesicht einer Jugendkultur, die sich gegen Autorität, Engstirnigkeit und Spießertum stellte – ohne je in reine Wut oder Zerstörung zu kippen.

Bela B steht bis heute für eine Form von Punk, die Haltung bedeutet: gegen Rassismus, gegen Sexismus, gegen Ausgrenzung. Gleichzeitig steht er für Humor, für Selbstreflexion und für die Idee, dass Rebellion nicht nur laut, sondern auch intelligent und kunstvoll sein kann.

Vielleicht ist das eine der wichtigsten Bedeutungen, die Bela B trägt: Er beweist, dass Punk nicht stehen bleiben muss. Dass er altern kann, ohne seine Haltung zu verlieren. Dass Lautstärke und Reibung mit Herz und Menschlichkeit koexistieren können.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....