Nach 7 Jahren wollen Hater das Schanzenfest wiederbeleben. Dabei sollte das Thema endlich seine Ruhe finden.

Rainer "Drachenlord" Winkler ist und bleibt eine der kontroverstesten Figuren in YouTube Deutschland. Mit seinen Videos, aber vor allem durch seine Interaktionen mit der Community gewann er sehr viel Aufmerksamkeit. Bei der Community handelte es sich nämlich ausschließlich um Hater des Kanals.
Im Jahr 2018 fand der ganze Hate dann seinen Höhepunkt im Schanzenfest. Jetzt wollen die Hater das Fest wieder aufleben lassen und erneut daran teilhaben. Doch was genau ist das Schanzenfest und warum ist die Schaulust einiger so schädlich.
Schanzenfest 2018
Es fing damit an, dass Drachenlord in blinder Wut online seine Adresse nannte, da scheinbar seiner Schwester gedroht wurde. Für die Hater ein gefundenes Fressen. Denn prompt tauchten immer wieder Zuschauer auf und provozierten den zu dem Zeitpunkt in Emskirchen ansässigen YouTuber. Immer wieder reisten selbsternannte Hater zu seinem Grundstück – der Drachenschanze – filmten, provozierten und trugen damit zu einer Eskalationsspirale bei, die kaum noch zu stoppen war.
2018 dann fand es seinen Höhepunkt. Die Hater planten sich am 20. August vor dem Grundstück Drachenlords zu versammeln. Das Ziel? Drachenlord soll aus dem Internet verschwinden. Das Landratsamt reagierte und verhing ein Versammlungsverbot in dem Dorf in dem gerade mal 41 Menschen wohnen.
Dennoch kommen über 800 der Hater und randalieren vor dem Grundstück. Dabei ist das nicht nur für den immer weiter provozierten Drachenlord, sondern auch für die Einwohner sehr belastend. Ein Hater steckte sogar versehentlich eine Grünfläche in Brand, wobei die Feuerwehr ein großflächigeres Feuer verhindern konnte.
Über 300 Menschen erhalten auf dem Schanzenfest einen Platzverweis von der Polizei. Die Polizei fühlte sich generell während der Hate-Welle überfordert. Ständig mussten sich die Beamten der Gemeinde um auftretende Hater kümmern und eingreifen.
Schanzenfest 2025
2022 hat Drachenlord sein Grundstück verkauft und es wurde daraufhin von der Gemeinde abgerissen. Dennoch vernetzen sich viele Hater auf TikTok und möchten ein neues Schanzenfest am 9. August veranstalten. Zum Teil reden sie davon die Drachenschanze wieder aufzubauen.
Am 5. August erließ der Markt Emskirchen eine Allgemeinverfügung um die Veranstaltung zu unterbinden. Der Markt Emskirchen befürchtet einen neuen Ansturm von Menschen, die randalieren und für Lärm sorgen. Es können sogar Geldbußen in Höhe von 1.000 Euro für alle belegt werden, die der Allgemeinverfügung nicht Folge leisten.
Trotz der Verfügung sind mehrere Tausend Menschen zum Schanzenfest erschienen. In der Spitze sollen es 4.000 Menschen gewesen sein. Ein 20-jähriger hat dabei sogar das Fenster einer Hütte im Wald zerstört und sich dabei so stark verletzt, dass die Feuerwehr ihn bergen musste. Auch wenn die Versammlung zum Nachmittag wieder abklang, hatte die Polizei alle Hände voll zu tun.
da sind halt echt heute wieder ein paar tausend beim schanzenfest in emskirchen das ist so krank pic.twitter.com/E6pYKcWitM
— michi (@buxdahude) August 9, 2025
Das toxische Verhältnis
Rainer Winkler wurde über die Jahre immer weiter provoziert und belastet. Die Liste der Gemeinheiten die ihm entgegengebracht wurden ist lang. Dennoch reagierte er immer wieder auf die Provokationen und stachelte die Hater weiter an. Was könnte dafür der Grund sein?
Es schien so als wären diese Interaktionen im Internet – so toxisch sie auch sind – der einzige soziale Kontakt für den sehr ausgegrenzten YouTuber. Hätte er aufgehört auf die Provokationen zu reagieren, wäre er vielleicht gänzlich abgeschottet. Somit konnte sich die Situation auf beiden Seiten hochschaukeln.
Und auch die Hater haben eine verdrehte parasoziale Beziehung zu Drachenlord aufgebaut. Sie nutzen ihn immer wieder als verbalen Fußabtreter und scheinen sich damit besser zu fühlen. Oft handelt es sich um Menschen mit fehlenden Sozialkontakten, die auf jemanden schwächeren losgehen wollen.
Der Hype um Rainer Winkler wirft grundlegende Fragen auf: Wo endet berechtigte Kritik und wo beginnt systematisches Mobbing? Warum fasziniert die Zerstörung eines Einzelnen so viele Menschen? Und welche Verantwortung tragen Zuschauer, Plattformen und Medien?
Aus Opfer wurde Täter
Winkler machte sich im Laufe der Eskalation strafbar. Gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Verleumdung sowie Sachbeschädigung gehörten zu seinen Vergehen. Winkler nannte die emotionale Belastung als Hauptgrund seiner Straftaten. Er wurde 2022 zu einem Jahr Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.
Es ist nichts neues, dass aus Opfern selbst Täter werden können. Die psychische und emotionale Belastung haben wohl mit der Zeit das Fass zum überlaufen gebracht. Der heutige Aufenthalt von Winkler ist nicht bekannt. Und auch wenn die Drachenschanze nicht mehr steht, bleibt die Hater-Community bestehen. Die Situation rund um Drachenlord zeigt einmal mehr, dass Schaulust selten harmlos ist.