Das Geld fremder Männer zu nutzen ist in diesem Fall weniger feministisch als es zunächst klingen mag.
Eine Influencerin empfiehlt Frauen keine Miete zu zahlen und stattdessen Tinder zu nutzen, um jeden Tag kostenlos bei Männern übernachten zu können – das stößt auf herbe Kritik.
"Wenn du heiß bist, zahl niemals Miete!"
Social Media ist ein zweischneidiges Schwert – denn auch wenn Influencer die Plattform nutzen können, um Lebenserfahrung mit ihren Followern zu teilen und Menschen gute Ratschläge zu geben, die ihnen im Leben wirklich weiterhelfen können, gibt es auch mehr und mehr Content Creator bei denen unklar ist, ob es sich bei ihren Tipps und Tricks nicht eher um Ragebait handelt oder sie gar eine Gefahr für andere darstellen können.
Die australische Influencerin Emily Webb etwa, hat weltweit für Aufsehen gesorgt, nachdem sie öffentlich erklärte: "Wenn du attraktiv bist, zahl niemals Miete." Mit dieser provokanten Aussage rückte sie mitten in die Debatte über "Pretty Privilege", moderne Selbstdarstellung und den Umgang junger Menschen mit Wohnungsnot.
Ein problematischer "Life Hack"
Webb lebt derzeit ohne festen Wohnsitz, behauptet jedoch, dass sie jede Nacht problemlos eine Unterkunft findet – häufig bei Männern, die sie über Dating-Apps wie Tinder trifft. Ihr zufolge ermögliche ihr Aussehen diese Art des Lebensstils, sodass sie bewusst darauf verzichtet, Miete zu zahlen.
Dabei ist ihr Ratschlag gar nicht aus einer Not heraus geboren. Webb kommt aus guten Verhältnissen und verdient ihr Geld als Influencerin auf TikTok, Instagram und einer Webseite für Erwachseneninhalte, wo ihr bis zu 200.000 Menschen folgen. Sie selbst hält es einfach für "unnötig" Miete zu bezahlen, wenn sie aufgrund ihres Aussehens kostenlos bei Männern unterkommen kann.
Kritik an Aussagen der Influencerin
Das kontroverse Video verbreitete sich rasend schnell, und ebenso schnell setzte Kritik ein. Viele sahen ihre Aussagen als gefährlich oder irreführend und geben zu bedenken, dass es gut möglich wäre, dass Webb gar nicht wirklich so lebt und diesen Tipp nur ins Internet stellte, um Aufmerksamkeit zu generieren, während leichtgläubige junge Frauen wirklich ihrer Empfehlung nachkommen und sich in Gefahr begeben könnten, weil sie aus ihrer Wohnungsnot heraus abhängig von Männern werden könnten.
"Du kannst einfach jede Nacht kostenlos bei einem anderen Mann schlafen. Mir ist dabei noch nie irgendwas Schlimmes passiert." Sagt Webb und stellt ihre problematischen Aussagen als spaßig dar.
Andere wiederum kritisieren die Darstellung und das Zelebrieren des "Pretty Privileges", weil die Vorstellung, dass das eigene Aussehen einem Vorteile verschaffe, die es unbedingt zu nutzen gilt, weder moralisch noch stabil ist – da es auf keinem tatsächlich gegebenen Recht fußt und Schönheit genauso subjektiv wie vergänglich ist.
Kein feministischer Take
Unabhängig davon, ob Webb ihre Aussagen also ernst meint oder nicht, sind sie in erster Linie problematisch, da ihnen kein wirklicher feministischer Gedanke zu Grunde liegt.
Schließlich geht es dabei nicht darum, sich wirklich unabhängig zu machen, sondern um das genaue Gegenteil: Webb romantisiert die Abhängigkeit von Männern durch deren festem Wohnsitz. Sie stellt ihre tägliche Suche nach einer Bleibe durch Dating-Apps und Flirtereien als etwas unterhaltsames, witziges dar, ohne auf die Schattenseiten und Gefahren einzugehen.
Stattdessen zeugen ihre Ratschläge davon, dass die Darstellung extremer und provokanter Lebensstile sich dazu eignen viralen Content zu erzeugen, selbst wenn der Inhalt nur fingiert ist. Zu ignorieren, dass es unter ihren Followern allerdings genug junge Frauen geben könnte, die ihre Worte für bare Münze nehmen, ist grob fahrlässig.
Emily Webbs Botschaft ist mehr als ein viraler Schockmoment — sie zeigt, wie stark soziale Medien polarisierende Narrative verstärken. Ihr Lebensstil mag für sie funktionieren, doch als allgemeiner Ratschlag ist er weder sicher noch empfehlenswert.
Die Debatte erinnert daran, mit welchen Unsicherheiten viele junge Menschen konfrontiert sind und wie wichtig es ist, zwischen Selbstinszenierung und sinnvollen Lebensentscheidungen zu unterscheiden.
Was haltet ihr von dem Thema? Seht ihr in Webbs Aussagen doch einen feministischen Ansatz oder schlichte Gefahr für junge Frauen?