YouTube sperrt 93-jährige Friedensaktivistin wegen "Pornos" – jetzt ist ihr Kanal zurück

Mit 93 noch der Verbreitung von Pornos bezichtigt werden? Das hat Friedensaktivistin Metta Spencer so bestimmt nicht geplant.

2024 12 05 11 50 news
Zum Glück kann Metta jetzt weitermachen. | © ToSafeTheWorld

Metta Spencer, 93 Jahre alt und ehemalige Professorin für Soziologie an der Universität von Toronto, hätte nie gedacht, dass sie in ihrem Alter noch der Verbreitung von Pornografie beschuldigt werden würde. Doch genau das passierte, als ihr YouTube-Kanal ToSavetheWorld ohne Vorwarnung gelöscht wurde. Die Begründung? Angebliche Verstöße gegen die Community-Richtlinien – dabei war der wahre Übeltäter ein Hacker, wie sie dem CBC berichtet.

Von der Friedensforschung zum Pornoskandal

„Sie haben mich einfach abgeschaltet“, erzählt Spencer frustriert. „Hunderte von Diskussionsrunden, die ich über Jahre produziert habe, waren plötzlich weg.“

Spencers Kanal diente der globalen Aufklärung: Diskussionsrunden mit führenden Köpfen aus den Bereichen Klimawandel, Pandemien, Hungerbekämpfung und – ausgerechnet – Cyber-Risiken. Ironischerweise war es ein Zoom-Bombing-Angriff während einer Live-Sendung zum Klimawandel, der sie in diese bizarre Situation brachte.

Mitten in der Diskussion hatten Hacker die Konferenz gestört, pornografische Inhalte eingeblendet und die Kontrolle über ihren Computer übernommen. Spencer, so souverän wie eine 93-Jährige nur sein kann, gelang es, die Angreifer aus der Sitzung zu werfen und die Diskussion fortzusetzen. Doch das Chaos war nicht zu stoppen: Wenig später war ihr Kanal mit über 600 hochgeladenen Videos gelöscht.

„Die Kommunikation mit YouTube war eine Katastrophe“, sagt Spencer. E-Mails wurden nicht beantwortet, FAQs waren nutzlos und der Versuch, jemanden zu erreichen, scheiterte kläglich.

Rettung naht – spät, aber immerhin

Erst nach dem Einschreiten des Senders CBC Toronto und direkten Anfragen bei der Muttergesellschaft von Google wurde Spencers Kanal wieder freigeschaltet. Laut einem Sprecher von Google Kanada habe ein Video gegen die Richtlinien verstoßen. Nach einer erneuten Überprüfung wurde der Kanal jedoch wieder aktiviert und das fragliche Video entfernt.

Für Spencer war das ein großer Moment der Erleichterung. „Das waren viele Jahre meines Lebens“, sagt sie. „Ich bin froh, dass es wiederhergestellt wurde, aber es war eine demütigende Erfahrung.“

Metta Spencers Kanal bietet Foren mit führenden Persönlichkeiten wie dem ehemaligen kanadischen Außenminister Lloyd Axworthy und UN-Botschafter Bob Rae. Ihr Ziel: fundierte Diskussionen über die drängendsten Probleme der Welt.

Trotz des Chaos bewahrt sich Spencer ihren Sinn für Humor. „Ich finde es fast lustig, dass jemand in meinem Alter für Pornografie verantwortlich gemacht wird“, sagt sie. "Es ist absurd, aber auch erschreckend, wie hilflos man in solchen Situationen ist." Hoffentlich kann sie jetzt noch ungestört für einige Jahre das tun, was sie am liebsten tut: Die Welt retten.

Johanna Goebel

Johanna studiert Online-Redaktion in Köln und ist schon seit dem Kleinkindalter in der Gamingwelt unterwegs. Ihr Herz schlägt für Open-Worlds, Action- oder Fantasy-RPGs und Third-Person-Shooter mit guten Storylines und (un-)charmanten Charakteren....