Breaking Bad noch einmal zu schauen erinnert einen daran, wie großartig Aaron Paul als Jesse Pinkman war. In den späteren Staffeln war er Cranston in jeder Hinsicht ebenbürtig. Es schien, als stünde ihm eine riesige Karriere bevor. Zwar hatte er starke Rollen in BoJack Horseman und kehrte als Jesse in El Camino und Better Call Saul zurück, doch keines seiner anderen Projekte kam an diese Wirkung heran.
Es ist überraschend, dass ein Schauspieler mit so viel Talent nie der Star wurde, den Hollywood offenbar für ihn vorgesehen hatte. | © Sony Pictures Television
Bei Breaking Bad gibt es nicht viele weiblichen Figuren – und das fällt beim erneuten Anschauen wirklich besonders auf. Abgesehen von Skyler, Marie, Lydia, Andrea und Jane gibt es kaum Frauen mit Sprechrollen. Die meisten existieren lediglich, um die Geschichten der männlichen Hauptfiguren voranzutreiben und mehrere werden im Laufe der Handlung getötet.
Das macht deutlich, warum Fans so begeistert waren, Kim Wexler in Better Call Saul im Rampenlicht zu sehen. | © Sony Pictures Television
Viele der dunkelsten Momente in Breaking Bad sind so oft als Meme verbreitet worden, sodass sie beim erneuten Anschauen ihre Wirkung verlieren. Szenen wie Walts verzweifelte Schreie in Ozymandias oder seine unheimliche Zeile "Hier hat jemand gekocht" wirken nicht mehr so, wenn man sie schon hundertmal online in Clips gesehen hat.
Statt Angst zu spüren, ertappt man sich dabei, wie man über die Meme-Version schmunzelt. Es ist schwer für diese einschlagenden Momente, ihre Wirkung zu entfalten, wenn das Internet sie schon in Witze verwandelt hat.| © Sony Pictures Television
Heutzutage ist es fast unmöglich, Breaking Bad noch einmal völlig unvoreingenommen zu sehen. Bedeutet, es komplett vergessen zu haben, dass Walt im Finale stirbt.
Die genauen Details seines Todes haben immer noch Gewicht, besonders sein letztes Opfer für Jesse. Aber das Wissen um das Ende mindert auch die Spannung von Jesses Handlungsbogen, was El Camino bereits sein Überleben verraten hat. | © Sony Pictures Television
Breaking Bad setzte mit Bösewichten wie Tuco und Gus die Messlatte hoch, sodass Onkel Jack im Vergleich enttäuscht. Die Nazi-Bande erreicht nie die Komplexität oder Präsenz der früheren Gegenspieler.
Selbst mit einer großartigen Leistung von Jesse Plemons hat die Handlung nicht dasselbe Gewicht. Dass Walt von einem internationalen Drogenimperium gegen eine Gruppe Ex-Sträflinge kämpft, wirkt wie ein Rückschritt für den finalen Abschnitt der Serie. | © Sony Pictures Television
Der Flugzeugabsturz in Staffel 2 bei Breaking Bad sollte zeigen, wie weitreichend Walters Entscheidungen sind. Doch beim erneuten Anschauen wirkt es doch erzwungen. Der Aufbau mit den Schwarz-Weiß-Teasern verspricht etwas Großes, nur damit der Absturz plötzlich und unvermittelt passiert.
Walter ist nicht einmal direkt verantwortlich, wodurch es eher wie ein Unfall als eine Folge seiner Handlungen wirkt. Statt der Geschichte mehr Gewicht zu verleihen, kommt er als einer der übertriebensten Wendepunkte der Serie rüber. | © Sony Pictures Television
Flynn wirkt beim erneuten Durchsehen von Breaking Bad oft wie eine nachträglich eingefügte Figur. Sein Charakter entwickelt sich selten über den mürrischen Teenager hinaus, der zwischen Walter und Skylers Streitereien feststeckt.
Immer wenn zu Hause das eigentliche Drama beginnt, ist er praktisch aus der Szene verschwunden. Im Vergleich zur Tiefe, die fast allen anderen Figuren gegeben wird, wirkt Flynn mangelhaft ausgearbeitet für die Serie. | © Sony Pictures Television
Breaking Bad noch einmal zu schauen ist immer noch ein wilder Ritt, aber es trifft nicht mehr so wie beim ersten Mal. Manche Figuren wirken weniger ausgearbeitet, einige Handlungsstränge halten nicht stand, und ein paar ikonische Momente haben ihren Nervenkitzel verloren. Das sind die harten Realitäten, die beim erneuten Anschauen auffallen.
Der Original-Artikel wurde von Kollege Nazarii Verbitskiy verfasst.
