"Du hattest noch nie einen One-Night-Stand in Irland?!" – Instagram-Sensation und Autorin Doris R. Thomas im Interview

Wer hin und wieder Reels auf Instagram durchscrollt, wurde bestimmt schon einmal von ihr angeschrien: Autorin Doris R. Thomas hat eine ganz eigene Strategie, um ihre turbulent-romantischen Liebesromane an den Mann zu bringen.

Du hattest noch nie ein Interview mit Doris R. Thomas!? Aber mir ist das passiert! | © Tom Bauer

"Du trinkst Bier!? Er starrt mich an, als hätte ich ein Glas Desinfektionsmittel mit Kohlensäure bestellt..."

"Du hattest noch nie einen One-Night-Stand in Irland!? Aber Simone ist das passiert!"

"Kauft meine Büüüücher!"

Wer seine Zeit gerne auf Instagram verbringt und – gerne auch mal eher gedankenlos – stundenlang durch die Reels scrollt, der ist ihr bestimmt bereits über den Weg gelaufen: Autorin Doris R. Thomas, die auf ganz unkonventionelle Art und Weise ihre Bücher bewirbt. Laut, aufgedreht und mit Videoeffekten, die ihresgleichen suchen, hat sich Doris eine treue Fangemeinde aufgebaut.

Ich habe mich mit Doris zusammengesetzt, um zu sehen, wer denn hinter der Social-Media-Sensation steht. Spoiler-Alarm: Alles fand in angenehmer, normaler Lautstärke statt und hinter den chaotischen Videos steckt eine Frau, die mehr ist als laute Reels über irische Liebschaften und arrogante Chefs, die einen – auf mehrerlei Art – in den Wahnsinn treiben.

Doris R. Thomas – Autorin und Online-Hit

Ob Papaplatte nun in seinem Edeltalk-Podcast die aufgedrehte Autorin aufgreift oder man ganz von selbst das Glück hatte, Doris in sein Feed gespült zu bekommen – die Autorin fällt auf, und das auch völlig zurecht. Und, ganz ehrlich, sie prägt mittlerweile das Vokabular vieler Fans. In unserem schönen EarlyGame-Office sind Sätze wie "Du hast noch nie zu viel Käse in dich reingeschaufelt, obwohl du genau weißt, dass du laktoseintolerant bist? Aber Tanja ist das passiert!" absoluter Standard.

Wenn sie nicht gerade Videos dreht, geht Doris einem konventionelleren Job nach, besucht Lesungen und Events, oder schreibt an ihren turbulent-romantischen Liebesromanen. Vor etwas mehr als einem Jahr gelang ihr der Durchbruch auf Social Media – namentlich TikTok und Instagram – wo ihr einzigartiger Stil einschlug wie eine Bombe.

Doch wie kam es dazu und wer steckt eigentlich hinter der Online-Sensation?

Wir fragen – Doris antwortet

Doris erzählt mir, wie die ganze Sache erst einmal ins Rollen kam – und wie sehr sie von den Entwicklungen überrascht wurde:

Ich habe im März letzten Jahres angefangen, TikTok intensiver zu nutzen. Anfangs habe ich Slideshows gemacht, aber gemerkt, dass das nicht besonders erfolgreich ist. Dann habe ich überlegt: „Was kann ich besser machen? Was muss ich tun, damit die Leute meine Videos sehen?“ Ich hatte gehört, dass man mit TikTok erfolgreich werden kann, aber ich habe ja eher süße Buchcover für Frauen ab 30 – da dachte ich: Das wird da nichts. Auf TikTok sind doch vor allem Fantasy-Autor*innen und junge Leute. Warum sollte ich da Erfolg haben?
Dann kam der Tag, an dem ich mich zum ersten Mal vor die Kamera gestellt habe. Ganz unspektakulär habe ich gesagt: „Hallo, ich bin Doris R. Thomas und ich schreibe turbulent-romantische Liebesromane.“ Wirklich ruhig, noch nicht wie später. Ich habe einfach gesagt: „Grund Nummer Eins, warum du meine Bücher lesen solltest“, und dann den ersten Grund genannt. Dieses Video hatte plötzlich 45.000 Aufrufe. Ich war komplett perplex, weil ich im Minutentakt sehen konnte, wie die Views stiegen und die Likes reinkamen. Allerdings bekam dieses Video auch sehr viel Hate.
Danach hat sich alles sofort geändert. Ich dachte erst: „Ja gut, ist halt TikTok, so ist das wohl.“ Aber schon mit dem nächsten Video war der Hate weg – stattdessen kamen immer mehr nette Kommentare. Plötzlich haben mich Leute „Queen“ genannt, „iconic“, „du bist mein Vorbild“. Das hat mich richtig überrascht.

Wie gehst du denn mit solchem Hate um? Das Internet ist ja manchmal wirklich kein schöner Ort.

Eigentlich bekam nur das erste Video richtig viele negative Kommentare. Ich habe mir trotzdem gedacht: "Geil, das bringt mich weiter." Ich bin in einem Alter, in dem mich das nicht mehr so mitnimmt. Klar, wenn etwas unter die Gürtellinie geht, denkt man sich: „Wie können die nur?“ Solche Leute blockiere ich dann und lösche ihre Kommentare. Aber es war wirklich nur dieses eine Video, das so beleidigend war – und ironischerweise war es das, das mir unfassbare Reichweite gebracht hat.

Auch beim Thema Fans und Zuschauer geht Doris das Herz auf und sie erzählt mir von ihrem nächsten Wow-Moment:

Nur ein paar Wochen später habe ich gesagt: „Hey, ich bin auf der Leipziger Buchmesse, wer hat Lust, mich zu treffen?“ Und dann kamen tatsächlich Anfragen: „Hey, können wir dich sehen?“ Auf der Messe waren dann junge Mädchen, die sich nicht mal getraut haben, mich anzusprechen. Irgendwann haben sie es dann doch getan, wollten ein Autogramm, ein Foto, ein Video – und ich und meine Autorinnenfreundinnen, wir waren total überwältigt. Wir kannten das nicht – Fans! Ich dachte mir nur: Das kann doch nicht wahr sein.

Und von da an ging es steil bergauf?

Genau. Ich bekam plötzlich Anfragen für signierte Bücher. Dann kam mein virales Video mit „Hattest du schon einen One-Night-Stand in Irland?“ – das ist komplett durch die Decke gegangen. Leute haben meine Stimme benutzt und eigene Videos damit gemacht. Ich war richtig perplex – wie krass ist das bitte? Natürlich wurde ich auch veräppelt – aber das stört mich nicht, ich finde es witzig. Ich lache ja selbst über meine Videos.

Und dann kam da auch noch Papaplatte, der deine Videos auch schaut und sie dann sogar in seinem Podcast aufgreift.

Ja, und das macht mich auch total perplex. Ich bin nicht die typische junge Traumfrau – aber ich merke: Ich bin einfach ich. Und weil ich so bin, wie ich bin, kommt das bei den Leuten gut an. Ich glaube wirklich, dass jeder mit seiner eigenen Art etwas auf die Beine stellen kann, wenn man nur dran glaubt und dafür kämpft. Irgendwann wird man zur Marke.

Geht das auch mit gewissem Druck für dich einher? Denkst du dir manchmal, dass du jetzt langsam wieder ein virales Video brauchst?

Ja, manchmal schon. Aber ich weiß, dass es immer Hochs und Tiefs gibt. Auf Instagram halte ich das Hoch jetzt schon fast ein Jahr. TikTok schwankt mehr – das ist okay. Was den Druck rausnimmt: Trotz Flaute auf TikTok kamen die Leute zu meinen Lesungen und Veranstaltungen. Ich hatte zum Beispiel eine fast ausverkaufte Lesung in Berlin. Die Leute reisen drei, vier Stunden, um mich zu treffen – das macht mich einfach sprachlos und glücklich. Ich glaube, die Leute mögen, dass ich so nahbar bin. Ich drücke sie einfach mal – weil ich mich wirklich so freue und sie einfach drücken will. Sie flippen aus, weil sie mich sehen – und ich flippe aus, weil ich EUCH sehe. Das ist doch eine Win-win-Situation!
Mein jüngstes Highlight war auf der Lesung in Bonn. 120 verkaufte Tickets, Fans, die Videos mit mir gedreht haben und einen ganzen Saal, der die Catchphrase brüllte: Hast du dich schon mal in einen F***boy verliebt?! Das war unglaublich.

Doris erzählt mir auch, dass sie kaum noch hinterherkommt, alle Kommentare zu liken, die sie mittlerweile bekommt – obwohl sie immer versucht, für jeden ein Herz dazulassen. Es mache fast ein bisschen süchtig, sagt sie, doch die Sache ist es wert. Denn ihre drei Worte, um dieses Gefühl zusammenzufassen? Unfassbar. Genial. Herzklopfen.


Deshalb lässt sie ihre Zuschauerschaft auch manchmal, auf kleine Arten, an ihren Büchern teilhaben – und zwar hinter den Kulissen. So fragt Doris hin und wieder in die Online-Runde, wie denn zum Beispiel ein Charakter heißen soll. Das Ergebnis? Franzi, die in einem Hotel an der Ostsee ihr ganz eigenes turbulent-romantisches Abenteuer erlebt.

Und der Stil, in dem sie diese Charaktere auf Instagram bringt? Der gleiche, der schon lange funktioniert: laut.

War das Lautsein in den Videos eine bewusste Marketing-Entscheidung?

Das hat sich so ergeben. Das Video mit der One-Night-Stand-Frage war schon catchy – durch die Frage an sich. Dann kam das Video mit „DU TRINKST BIER?!“, da wurde ich dann lauter. Und plötzlich kommentieren die Leute: „Warum schreist du mich so an?“ – und jetzt schreie ich halt die One-Night-Stand-Frage, das klingt dann einfach besser und aufregender – deswegen mache ich das so. Aber es sind auch nicht alle Videos so, aber es ist durchaus etwas, das jetzt auch zu mir gehört. Kannst du mir ja mal beantworten – magst du die ruhigen Videos lieber oder die, in denen ich rumschreie?

Ich mag beides – aber das mit dem Hund und dem Spice bleibt mein Lieblingsvideo, oder die mit Heißluftballon und “Kauft meine Büüüücher.” Absolutes Comedygold und fantastisches Marketing.

An dieser Stelle möchte ich euch mein Lieblingsvideo natürlich nicht vorenthalten:

Und ich bin auch nicht die einzige, die das so sieht – Doris bekommt öfter zu hören, dass sie "das beste Marketing ever" habe. Doris' Tipp dafür? Kreativ sein und sich nicht schämen. Ist notiert!

Doris R. Thomas – Die Frau hinter der Kamera

Selbstverständlich führt Doris auch noch ein Leben abseits von Instagram, TikTok und co – und diese Seite von ihr interessiert mich besonders. Sie erzählt mir, dass die wilde, chaotische "Video-Doris" zwar zu ihr gehört, und mit Freunden ist sie auch gerne albern und lacht viel, doch sie kann auch ruhig und tiefgründig sein. Da sie nicht nur online in Kameras brüllt, sondern ganz bodenständig einem Job im Controlling und Human Resources nachgeht, gibt es auch die Doris, die entsprechend seriös sein kann.

Da wurde ich natürlich hellhörig – das klingt doch nach jemanden, den ich aus einem turbulent-romantischen Buch kenne.

Wie viel von dir steckt in deinen Figuren – zum Beispiel in Simone?

Ich bin tatsächlich sehr strukturiert. Auch wenn meine Videos oft chaotisch sind – ich plane gerne, auch im Urlaub. Das steckt definitiv in Simone, aber sie ist nicht wirklich "wie ich." Bei meinem nächsten Buch, mit der Steuerberaterin Chaissy, haben wir nur noch gemeinsam, dass Chaissy aus dem gleichen Fachgebiet kommt wie ich. In den nächsten beiden Romanen steckt dann nichts mehr von mir in den Figuren. Aber Leute, die mich kennen, sagen trotzdem: „Das klingt, als würdest du mir das direkt erzählen.“ Ich glaube, das liegt am lockeren Schreibstil, den es scheinbar nicht so oft gibt.

Diesen Schreibstil erst einmal in die große, weite Welt zu bringen, war jedoch gar nicht so einfach. Doris erzählt mir, wie lange es gedauert hat, einen Verlag zu finden. Aber Aufgeben? Auf keinen Fall. Sie besuchte Online-Schreibcamps, holte sich eine Lektorin und hat sich bei Agenturen beworben – anfangs ohne Erfolg. Ihre Antwort auf diese Rückschläge war es, einfach weiterzumachen, sich noch ein Coaching zu holen, und sich nicht unterkriegen zu lassen.

Aus dieser Zeit stammte auch die Inspiration zu Verliebt in Greenkenny – Doris erzählt mir, wie sie tatsächlich nach einer "Egal wann, egal wohin"-Googlesuche in Irland landete, die Temple Bar besuchte und dort Leute aus aller Welt kennenlernte – genau wie Simone. Und auch Doris konnte nicht wie geplant zurückfliegen und musste ihren Ausflug unfreiwillig verlängern – genau wie Simone. Der einzige Unterschied? Doris beantwortet mir von selbst die Frage, die auf der Hand liegt: "Ich hatte keinen One-Night-Stand in Irland. Das werde ich sehr, sehr oft gefragt, aber dafür hatte ich eine großartige Zeit," sagt sie mir und lacht. Ausnahmsweise also nicht genau wie Simone.

Doch nicht alles findet vor der Linse oder in turbulent-romantischen Liebesromanen statt. Gerade hinter der Kamera hat Doris natürlich auch noch mehr als eine treue Online-Fangemeinde.

Wie ist der Rückhalt von Familie und Freunden – gerade nach dem ersten negativen Feedback?

Unterschiedlich. Manche sagen: „Cool!“ Meine Mutter sagt: „Ich mache mir Sorgen, dass es zu viel wird.“ Meine Familie sieht, was ich alles erreiche – Lesungen bei Thalia, Veranstaltungsanfragen, wo früher Promis gebucht wurden – da kommt schon auch ein „Wahnsinn!“ Aber klar: Die Sorge bleibt. Wenn mich jemand auf der Straße erkennt, freue ich mich – aber die Frage bleibt: „Was, wenn jemand plötzlich vor meiner Tür steht?“ Das wäre mir zu viel.

"Glaube immer an deine Träume!"

Kurz bevor wir uns verabschieden, will ich von Doris noch wissen, ob sie noch etwas loswerden möchte. Und wer hätte es gedacht? Das hatte sie, und zwar auf eine sehr inspirierende Art und Weise.

Ich sage immer: Glaube an deine Träume – sie können wahr werden. Ich habe dafür gekämpft – Agentur finden, Verlag finden, Buch veröffentlichen. Ich glaube fest daran, dass ich mal einen Bestseller schreibe. Und ich glaube, jeder kann seine Träume erreichen, wenn man nur loslegt.

Und wenn das nicht eine Einstellung ist, mit der man alles erreichen kann, dann weiß ich auch nicht weiter.

Doris buchmesse
Das nenne ich Andrang. | ©Privataufnahme von Doris

Seit Doris und ich uns unterhalten haben, ging es auch weiterhin steil bergauf für sie: auf der Leipziger Buchmesse hatte sie zwei Signierstunden an zwei Tagen, und an beiden ging die Schlange der Besucher bis ans Ende der Halle – weder sie selbst, noch andere Autoren, die diesen Andrang gesehen haben, haben so etwas bisher erlebt, schreibt sie mir. Und ganz ehrlich? Völlig verdient.

Denn so, wie ich Doris außerhalb von Instagram und TikTok kennenlernen durfte, ist sie eine sympathische, bodenständige Frau, die nicht auf der Suche nach Bestätigung Trends auf Social Media hinterherrennt und hofft, dass etwas dabei rumkommt. Stattdessen tut sie das, was sie für richtig hält, lacht über sich selbst, freut sich ehrlich über das, was sie mittlerweile erreicht hat, hat eine echte Verbindung zur Community und genießt jeden Moment davon – und, ganz wichtig, sie glaubt an ihre Träume.

Und ein bisschen glaube ich dadurch auch an meine.

Doris fanshop
© Tom Bauer, Doris R. Thomas

Wer sich übrigens eigens signierte Romane oder Fan-Shirts holen möchte, tut das am allerbesten genau hier. Ihren brandneuen, ganz eigenen Fanshop findet ihr hier und hier lang geht es zu Doris' Instagram – lasst ein dickes Bussi von EarlyGame da, wenn ihr euch in ihren turbulent-romantischen Geschichten verliert!

Tanja Haimerl

Tanjas größte Leidenschaft sind gute Geschichten – egal ob in Spielen, Filmen, Serien oder Büchern. Daraus folgten eine Bachelorarbeit über The Last of Us und zahlreiche Artikel für EarlyGame, in denen sie ihre Leidenschaft teilt....