Influencer Familie mit 22 Kindern nach 60.000€ Disneyland-Trip vor Gericht

Erst im Schloss von Aschenputtel, dann im Gerichtssaal von Großbritannien.

Radford Familie
Ob sie da schon probeweise einen Blick in den Drachenkerker geworfen haben? | © Radford Family / Instagram

Eine Influencer-Familie mit 22 Kindern spendiert sich selbst einen teuren Urlaub in der Heimat von Micky Maus – und steht kurz darauf schon vor Gericht.

Vom Cinderella-Schloss in den Gerichtssaal

Sie gehört zu den bekanntesten Reality-TV-Familien des Landes und steht deshalb auch immer wieder in der Kritik: Die Radfords sind aus der Trash-TV und Influencer-Szene Großbritanniens nicht mehr wegzudenken. Die einen sind begeistert davon, wie Sue und Noel Radford ihr Leben mit fast zwei Dutzend Kindern bestreitet, die anderen bemängeln den teilweise viel zu sorglosen Umgang der Familie mit bestimmten Situationen.

Nun stehen sie erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit: Und das nur, weil sie ihrer Familie einen Ausflug nach Disneyland in Florida gönnen wollten.

Das Problem ist dabei allerdings nicht Neid oder Missgunst: Wie mehrere britische und internationale Medien berichten, mussten die Radford-Eltern vor dem Preston Magistrates’ Court erscheinen, weil mehrere ihrer Kinder während der Reise unentschuldigt in der Schule fehlten.

Teurer Urlaub mit noch teurerem Nachspiel

Im Frühjahr 2025 reiste die Großfamilie, die landesweit durch ihre TV-Serie und Videoblogs bekannt ist, für mehrere Wochen in die vereinigten Staaten. Der Trip soll laut Berichten rund 52.000 Pfund, also knapp 60.000 € gekostet haben – ein für die Familie nicht untypischer Luxusurlaub, den sie regelmäßig öffentlich dokumentiert.

Während dieser Reise blieben jedoch mindestens vier schulpflichtige Kinder über einen längeren Zeitraum dem Unterricht fern. Da der Urlaub mitten in die reguläre Schulzeit fiel, wertete die Schulbehörde in Lancashire dies als „nicht genehmigte Abwesenheit“.

Bußgelder nach Disney-Trip

Nach Angaben aus Medienberichten musste das Ehepaar Radford sich deshalb vor Gericht verantworten. Das Gericht soll pro betroffenem Kind eine Geldstrafe von 65 Pfund verhängt haben, ergänzt durch Verwaltungs- und Gerichtskosten von weiteren 120 Pfund. Insgesamt beläuft sich das Bußgeld demnach auf mehrere Hundert Pfund – beinahe kläglich im Vergleich zu den eigentlichen Reisekosten.

In England und Wales gilt eine sehr strikte Schulpflicht. Urlaubsreisen während der Schulzeit werden nur in Ausnahmefällen genehmigt, und "Familienurlaub" zählt ausdrücklich nicht dazu. Schulen und Behörden sind gesetzlich verpflichtet, bei unentschuldigtem Fehlen tätig zu werden – von Verwarnungen bis zu gerichtlichen Schritten.

Influencer-Blogs wichtiger als schulische Ausbildung?

Von der Familie selbst gibt es bislang kaum öffentliche Stellungnahmen zu dem Verfahren. In sozialen Netzwerken diskutieren Beobachter jedoch intensiv darüber, ob die Regeln für Schulbefreiungen zeitgemäß sind – insbesondere für Familien mit vielen Kindern, für die Reisen außerhalb der Hochsaison finanziell kaum erschwinglich sind.

Kritiker betonen hingegen, dass Prominenz oder Familiengröße keine Sonderbehandlung rechtfertigen dürfe. Die Radfords seien aufgrund ihrer Medienpräsenz ein besonderer Fall, der zeige, wie konsequent britische Schulbehörden bei Verstößen gegen die Schulpflicht vorgehen.

Dabei wird eben auch kritisiert, dass die Radfords dies ganz bewusst getan hätten. Außerhalb der regulären Ferienzeit hätten sie sich weniger Andrang innerhalb des Freizeitparks erhofft, was ihre Videos, Blogs und Streams des Urlaubs hätte aufwerten sollen. Die vermeintliche Bereitschaft der Eltern, die schulische Ausbildung ihres Nachwuchses geringer zu priorisieren als ihre Social Media Fassade halten einige Kommentatoren für absolut verantwortungslos.

Eine Debatte um elterliche Pflichten und Verantwortung

Unklar ist bislang, ob die Radfords Einspruch gegen die Entscheidung eingelegt haben oder ob das Verfahren damit abgeschlossen ist. Auch ist nicht bekannt, ob weitere Kinder betroffen sind oder ob zusätzliche Maßnahmen durch die Schulbehörde drohen.

Fest steht aber: Der konfliktträchtige Disney-Urlaub hat der ohnehin vielbeachteten Familie eine neue Welle öffentlicher Aufmerksamkeit beschert, auch wenn alles andere als positiv. Die Debatte darüber, ob das Influencer-Dasein eine passende Entschuldigung für derartige Extrawürste sein sollte oder ob eine 24-köpfige Familie in bestimmten Fällen eben so handeln muss, um allen Kindern die gleichen Erfahrungen ermöglichen zu können, bleibt also bestehen.

Was haltet ihr von der Sache? Ist eine generelle Schulpflicht heute noch zeitgemäß oder sollten solche Ausnahmen deutlicher häufiger genehmigt werden? Und könnt ihr das Verhalten der Eltern nachvollziehen oder seht ihr hier eine Verletzung ihrer Verantwortung gegenüber den eigenen Kindern?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....