TikToker schenkt Hilfsbedürftigem 100.000 Dollar – der wird daraufhin von seinem eigenen Neffen entführt

Blut ist dicker als Wasser, aber wohl nicht dicker als 100.000 Dollar.

Hätte er gewusst, was danach passieren würde, hätte Curtis Dixon das Geld wohl abgelehnt. | © MD Motivator / TikTok

Der TikToker MD Motivator wollte Curtis Dixon mit ein wenig Geld unter die Arme greifen, sorgte unabsichtlich allerdings dafür, dass der Beschenkte entführt wurde und fast bei lebendigem Leib verbrannte.

Freigiebig mit Scheinen oder scheinheilig?

Wir alle kennen diese Videos, in denen sich ein vermeintlich charmanter Influencer als Wohltäter inszeniert und Hilfsbedürftige unterstützt. Trotz der meist recht hohen Like-Zahlen, die solche Videos vorzuweisen haben, sind sie auch stets viel Kritik ausgesetzt.

User fragen, warum man so etwas denn ausgerechnet vor einer Kamera tun müsste oder kritisieren die selbstdarstellerische Art solcher Influencer.

Und auch, wenn die Kommentatoren damit auf der einen Seite durchaus recht haben, sollte man sich natürlich dennoch auch fragen, ob man die fünf Minuten vermeintlichen Ruhms einer solchen Internetgestalt nicht akzeptieren kann, wenn dafür das Leben eines weniger vom Glück gesegneten Menschen dadurch etwas besser wurde.

Natürlich nur, wenn es auch besser wurde und durch die virale Hilfe nicht zum absoluten Albtraum wird, der klingt als wäre er einer Figur aus GTA widerfahren.

Ein Geschenk, das alles veränderte

Eigentlich fing alles wie ein modernes Märchen an: Curtis Dixon, ein ganz normaler Familienvater, begegnete dem Influencer Zachery Dereniowski, besser bekannt als MD Motivator. Dieser täuschte vor, blind zu sein und tat, als wäre er gestürzt. Dixon half ihm auf und gab ihm zusätzlich ein paar Dollar in die Hand – ein Teil des Geldes, dass er eben erst bekommen hatte, weil er seinen Hochzeitsring verkaufen musste. Mit dem Geld wollte Dixon die überfällige Stromrechnung bezahlen, wollte dem vermeintlich Blinden jedoch auch eine Freude machen.

Als Dereniowski fragte, warum er ihm half, ohne ihn zu kennen, antwortete Dixon "Ich muss dich nicht kennen, um dir zu helfen. Das ist Gott, der durch mich handelt."

Was Dixon nicht wusste: Er war Teil eines Social-Media-Experiments. Als Dankeschön überreichte Dereniowski ihm vor laufender Kamera einen Scheck über 1000 Dollar, wovon der Beschenkte überwältigt war. Doch hier sollte die Geschichte noch nicht enden.

Die Fans und Follower von Dereniowski waren so begeistert von der Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft Dixons, dass sie ihm weitere Spenden zukommen lassen wollten.

100.000 Dollar für einen, der sie verdient

Daher besuchte der TikToker Dixon eine Woche später erneut und erkundigte sich nach der Stromrechnung. Dieser erklärte stolz, dass sie bezahlt wäre, auch wenn ihm wegen seines kaputten Autos schon wieder das Wasser bis zum Hals stünde. Mit Blick auf seine Enkelkinder erklärte er, dass er wegen dieser auf das Auto angewiesen wäre, die Zeit mit den Enkeln aber für nichts in der Welt eintauschen würde.

Dereniowski hatte wohl schon zuvor von der neuen Misere gehört und überraschte Dixon daher mit einem neuen Auto – sowie der von den Fans gespendeten Summe von über 100.000 Dollar.

Der Clip ging viral, Millionen sahen, wie ein unscheinbarer Mann plötzlich zum Glückspilz des Internets wurde.

Von Neid und Gier

Doch wie so oft zieht Geld nicht nur Glück, sondern auch Ärger an. Laut den Ermittlern dauerte es nicht lange, bis Verwandte und Bekannte von Dixons plötzlichem Reichtum Wind bekamen. Und anstatt ihm zu gratulieren, sollen einige begonnen haben zu planen.

Unter den Verdächtigen: sein eigener Neffe, Roland Terrell Chatmon. Gemeinsam mit mehreren Komplizen soll er eine perfide Verschwörung geschmiedet haben: den frisch beschenkten Onkel zu überfallen.

Entführung, Raub und ein brennendes Auto

Die Details klingen wie aus einem Krimi: Dixon wurde in eine Falle gelockt, als eine Freundin seines Neffen so tat, als wäre ihr Auto stehengeblieben. Dixon stoppte sein Auto, eilte heran um zu helfen und wurde angegriffen. Die Entführer fesselten ihn und zwangen ihn, Bargeld von diversen Geldautomaten abzuheben, zu welchen sie ihn fuhren. Währenddessen stürmten bewaffnete Täter sein Haus, fesselten seine Frau und raubten Wertgegenstände.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, setzten die Täter schließlich auch noch sein Auto in Brand – während Dixon darin gefesselt war. Nur durch ein Wunder konnte er entkommen, bevor die Flammen zur tödlichen Falle wurden, weil Nachbarn auf das nächtliche Feuer aufmerksam wurden.

Ermittlungen wie im Krimi

Bundesbehörden wie das ATF übernahmen die Ermittlungen. Abgehörte Telefonate, Videoaufnahmen und Standortdaten untermauern inzwischen die Vorwürfe. Besonders brisant: In einem Gespräch sprach Chatmon über die „hundert Racks“ – Slang für die 100.000 Dollar, die Dixon von MD Motivator erhalten hatte, mit einem Freund im Gefängnis.

Die Angeklagten stehen nun wegen Entführung, Verschwörung und Brandstiftung vor Gericht.

Von der guten Tat zum Albtraum

Für Curtis Dixon wurde der Traum zum Albtraum: Vom gefeierten Internet-Helden, der für seine Freundlichkeit belohnt wurde, zum Opfer einer brutalen Tat – und das auch noch durch Menschen aus dem eigenen Umfeld.

Ob das Märchen für ihn am Ende doch noch ein Happy End hat, bleibt offen, zu wünschen wäre es Dixon allemal – diesmal aber vielleicht still und heimlich, statt mit einem viralen Clip, der die falschen Leute anlockt.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....