Wenn Stimmen verstummen: Synchronbranche wehrt sich gegen KI

Die Diskussion um künstliche Stimmen bringt eine ganze Branche in Aufruhr – und könnte deine Lieblingscharaktere für immer verändern.

Synchronsprecher
KI-Stimme ersetzt menschliche Sprecher | © Instagram

Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, musste sich in Deutschland filmtechnisch noch nie Sorgen machen. Die deutsche Synchronkultur gilt als eine der besten – wenn nicht sogar als die beste – der Welt. Das geht so weit, dass Mel Brooks persönlich seinen deutschen Synchronsprecher ausgewählt hat – und Robin Williams sich einst bei seiner deutschen Stimme dafür bedankte, ihn in Deutschland berühmt gemacht zu haben. Doch solche Liebeserklärungen könnten in Zukunft an Roboter gerichtet sein. Warum das so ist und wie sich deutsche Synchronsprecher dagegen zur Wehr setzen, erfährst du hier.

Stimmen aus der Datenbank

Kürzlich sorgte ein Fall auf MagentaTV für Aufsehen: Die polnische Serie Murderesses verschwand nur zwei Tage nach ihrer Deutschlandpremiere wieder aus dem Programm. Der Grund war eine katastrophale deutsche Synchronfassung – erstellt nicht von Menschen, sondern mithilfe von KI. Die Qualität war so schlecht, dass selbst wenig anspruchsvolle Zuschauer irritiert reagierten.

Viaplay bestätigt, bei der deutschen Fassung von Murderesses erstmals ein hybrides KI-Modell eingesetzt zu haben, das mit dem israelischen Unternehmen Deepdub entwickelt wurde. Dabei wurden einige Sprecher real aufgenommen, während die KI den Rest mithilfe ihrer Stimmen generierte – stets unter redaktioneller Kontrolle. Eine deutsche Mitarbeiterin habe die Qualität überprüft und als sendetauglich eingestuft. Laut Viaplay erfolgten Übersetzung und Anpassung manuell, ohne maschinelle Hilfe. Zusätzlich kamen rund 30 KI-Stimmen aus einer Sprachdatenbank zum Einsatz.

Kampf der Sprecher gegen KI

Die United Voice Artists fordern in einem öffentlichen Statement klare Regeln für den Einsatz von KI-Stimmen: Eine Nutzung dürfe nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Sprecherinnen und Sprecher erfolgen. Zudem müsse jede künstlich erzeugte oder geklonte Stimme deutlich als solche gekennzeichnet sein. Synchronlegende Santiago Ziesmer betont: „Ich bin Spongebob – mit all seinen Emotionen.“ In einem Appell wenden sich deutsche Sprecherinnen und Sprecher direkt ans Publikum: "Wir wollen echte Emotionen sehen und hören. Das kann keine KI!“ Ganz ehrlich, nicht einmal Mr. Krabs würde SpongeBob durch einen Roboter ersetzen – und das, obwohl er einst die Seele des gelben Schwamms für 62 Cent verkauft hat.

Das Witzige daran ist: Entweder hat Magenta gesehen, wie viele negative Reaktionen der KI-Einsatz – besonders bei The Brutalist, wo der Akzent der Schauspieler verbessert wurde – ausgelöst hat, und dachte sich trotzdem: Ach, probieren wir’s mal. Oder ihnen war wirklich nicht bewusst, dass man im Jahr 2025 KI-Stimmen noch immer von echten unterscheiden kann. Ein Blick in die Kommentarspalte erleichtert massiv – die Leute stellen sich geschlossen hinter die Synchronsprecher und lehnen KI-Alternativen deutlich ab.

Unterstützt du Synchronsprecher oder ist dir nur das Endergebnis wichtig? Schreib uns deine Meinung in die Kommentare!

Leon Degen

Leon wurden Spiele quasi oder vielleicht wirklich in die Wiege gelegt. In League of Legends Season 1 versteckte er sich bereits im Jungle aufgrund des Skill-Gaps. Neben Spielen ist der selbsternannte Film-Connoisseur auch ein wandelndes Filmlexikon. Falls ihr also 3-4 Stunden Zeit habt, fragt ihn doch einfach nach dem letzten Film, den er gesehen hat....