Frau sein lohnt sich – zumindest in WoW

Warum Spieler plötzlich spendabel werden, wenn dein Char weibliche Reize hat.

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Das „Frauen-Avatar“-Geheimnis. | © Activision Blizzard

Hast du dich schon mal gefragt, warum manche Männer in World of Warcraft (WoW) einen weiblichen Charakter spielen? Die Antwort könnte mehr als eine rein optische Wahl sein.

Zwischen Flirt und Fake: Das „Geschäftsmodell“

In WoW gibt es Spieler, die sich hinter einem weiblichen Avatar verstecken und damit die Fantasie vieler anderer Spieler anheizen. Ein charmanter Name, ein paar süße Emotes und ein „<3“ im Chat – und schon gibt’s Geschenke, Gold oder sogar seltene Mounts. Warum? Weil viele automatisch annehmen, dass sie mit einer echten Frau zu tun haben. Doch das ist nur der Anfang. Einige Spieler setzen noch einen drauf und beginnen, Online-Romanzen aufzubauen, um Wochen lang von der falschen Beziehung zu profitieren.

Der Gewinn? Noch mehr Geschenke und Hilfe bei schwierigen Quests.Das Prinzip ist einfach: Ist der Avatar weiblich und der Chat charmant, wird sofort angenommen, dass hinter dem Bildschirm eine Frau sitzt. Für Männer, die wissen, wie sie diese Klischees ausnutzen, ein perfektes Spiel.

Echte Frauen – echte Probleme

Während Männer in WoW ihre Fake-Identität ausleben, kämpfen echte Frauen oft mit einer ganz anderen Art von Herausforderung.

Belästigung in Dungeons, unangemessene Nachrichten und Zweifel an ihrer Kompetenz sind nur die Spitze des Eisbergs.

Wie eine Reddit-Nutzerin schreibt:

Ich hatte Leute, die fragen mich mitten im Raid, ob ich Single bin, wo ich gerade bin und all sowas. (…) Im PvP wurde ich auch schon beleidigt, weil ich angeblich gecarried werde – nur, weil ich eine Frau bin, und das sofort, sobald ich dem Gespräch beitrete, obwohl die mich nie haben spielen sehen.

Frauen in Führungsrollen sind ebenfalls einem ständigen Überlebenskampf ausgesetzt: Ihre Leistungen werden infrage gestellt, toxisches Verhalten ist Alltag.

Das Spiel als Frau fühlt sich selten wie ein Bonus an – eher wie ein ständiger Balanceakt zwischen Abwehr und Selbstbehauptung.

Warum funktioniert das überhaupt?

In WoW sind Frauen in der Minderheit – und diese demografische Lücke beeinflusst das Verhalten vieler Spieler.

Männer reagieren großzügiger, hilfsbereiter und emotionaler, wenn sie glauben, mit einer Frau zu interagieren.

Geschlechterklischees sind auch in der Fantasy-Welt präsent und werden gezielt ausgenutzt.

Es geht nicht um die tatsächliche Identität, sondern um das, was der Spieler denkt, wer oder was er vor sich hat.

Zwischen Humor, Täuschung und Realität

In Foren und sozialen Medien wird das Thema kontrovers diskutiert: Einige finden es einfach nur witzig: „Wenn’s funktioniert, warum nicht?“

Andere sehen es als Vertrauensbruch oder sogar als eine Form von Catfishing. Spielerinnen kritisieren, dass solche Aktionen dazu führen, dass sie noch weniger ernst genommen werden und mit mehr Vorurteilen kämpfen müssen.

Ob es nun ein cleverer Trick oder eine moralisch fragwürdige Masche ist – die Tatsache, dass das Geschlecht in WoW so eine Rolle spielt, spiegelt viel über unsere Gaming-Kultur wider. Während einige Spieler einfach Spaß haben wollen, kämpfen andere mit echten Vorurteilen und Belästigungen.Die Frage bleibt: Ist es nur ein harmloser Spaß oder ein problematisches Phänomen, das tiefere gesellschaftliche Strukturen widerspiegelt?

Sahbina Dostovic

Schreiben ist meine Leidenschaft – ob Gedichte, Artikel oder News. Als Junior Content Creator und Projektmanager bei EarlyGame kann ich meine Begeisterung für Gaming, Popkultur, Filme und Musik perfekt ausleben. Ich liebe es, Trends aufzugreifen, kreative Inhalte zu gestalten und neue Themen zu entdecken....