Manchmal sind es nicht die großen Namen, sondern die vergessenen Perlen, die uns ein Leben lang begleiten – und für mich ist genau das Risen.

Wenn man an Piranha Bytes denkt, fällt den meisten sofort ein Name ein: Gothic. Kaum ein anderes deutsches Studio hat es geschafft, eine so treue Fangemeinde aufzubauen – und umso trauriger war es, als das Studio im letzten Jahr endgültig schließen musste. Doch zwischen Gothic und Elex gibt es einen Titel, der oft vergessen wird und trotzdem einer der größten Schätze aus dem Ruhrgebiet ist: Risen.
Ich selbst bin damals über Gronkhs Let’s Play darauf gestoßen – und das ist mittlerweile ganze 13 Jahre her. Seitdem gehört Risen für mich zu den Spielen, die mindestens einmal im Jahr in die Konsole oder auf den PC müssen. Es hat diesen ganz eigenen Charme, den nur Piranha Bytes hinbekommt: rau, humorvoll, ein bisschen sperrig – aber unendlich atmosphärisch.
Ein Schiffbruch, drei Fraktionen, unzählige Entscheidungen
Risen erschien 2009 und spielt komplett auf der Insel Faranga, die von Vulkanen, Ruinen und seltsamen Kreaturen bedroht wird. Die Götter haben die Welt verlassen, Titanen drohen die Menschheit zu vernichten, und mittendrin strandet unser namenloser Held.
Wie es sich für ein klassisches Piranha-Bytes-RPG gehört, steht man ziemlich schnell vor einer wichtigen Entscheidung: Schließt man sich der strengen Inquisition an, den rebellischen Banditen oder den mystischen Magiern? Je nachdem, welchen Weg man wählt, verändern sich nicht nur die Dialoge und Quests, sondern auch der ganze Spielfluss. Genau dieses Gefühl von Konsequenz macht Risen für mich bis heute besonders.
Atmosphäre pur
Faranga mag nicht die größte Spielwelt aller Zeiten haben, aber sie ist in sich geschlossen, detailverliebt und lebendig. Bauern schuften auf den Feldern, Banditen lungern im Sumpf herum, und in der Hafenstadt sorgt die Inquisition mit eiserner Hand für Ordnung. Wer sich beim Schleichen erwischen lässt, muss mit einem Faustkampf oder einer Anzeige rechnen – diese kleinen Details sorgen dafür, dass man sich nie ganz sicher fühlt und trotzdem total in die Welt eintaucht.
Dazu kommen die typischen Piranha-Bytes-Dialoge, die zynisch und frech sind. Und dann sind da noch die Kämpfe: anspruchsvoll, manchmal unfair, aber immer mit dem befriedigenden Gefühl, dass man besser wird, je mehr man sich auf das System einlässt.
Warum Risen heute noch einen Blick wert ist
Natürlich ist Risen ein Kind seiner Zeit. Grafisch merkt man ihm die Jahre an, und die Xbox-360-Version war nie wirklich optimal. Aber gerade auf dem PC – und seit 2023 auch auf den modernen Konsolen – hat es sich erstaunlich gut gehalten. Die Spielwelt, die Fraktionen, die Musik von Kai Rosenkranz: All das funktioniert auch heute noch.
Risen hat außerdem zwei Nachfolger bekommen: Risen 2 und Risen 3, die das Setting in eine eher piratenhafte Richtung lenkten. Geschmackssache, klar – aber wer sich die Wartezeit bis zum Gothic-Remake verkürzen will, sollte definitiv auch dieser Trilogie eine Chance geben.
Risen ist für mich das übersehene Kind von Piranha Bytes. Es hat vielleicht nicht den Kultstatus von Gothic, aber es trägt denselben rebellischen Spirit in sich. Eine kompakte, dichte Welt, die Entscheidungen ernst nimmt, Charaktere, die man nicht vergisst, und diese ganz eigene Mischung aus Härte und Humor. Wer Rollenspiele mag und sich auf eine etwas kantige, aber unglaublich atmosphärische Erfahrung einlassen will, sollte Risen unbedingt nachholen. Für mich bleibt es ein echter Klassiker – und ein Spiel, das auch 16 Jahre nach Release noch fest zu meiner jährlichen Gaming-Tradition gehört.