Ein unüberlegter Sturmangriff. Ein unvergessener Schrei. Und ein Meme, das Gaming-Geschichte schrieb.

Die Geschichte von Leeroy Jenkins beginnt im Mai 2005 – und sie endet gefühlt nie. Denn was damals als skurriler Moment in einem WoW-Dungeon begann, ist heute ein popkulturelles Denkmal für Chaos, Mut und absolute Planlosigkeit.
Die Szene, die alles veränderte
Die Bühne: Die Obere Schwarzfelsspitze, ein berüchtigter Dungeon in World of Warcraft. Die Protagonisten: Die Gilde Pals for Life, mittendrin Ben Schulz – besser bekannt als Leeroy Jenkins.
Im berühmten Video sieht man die Gruppe bei der minutiösen Vorbereitung auf einen schwierigen Bosskampf. Zahlen werden durchgerechnet, Buffs diskutiert. Und Leeroy?
Der ist AFK – also kurz weg vom Keyboard. Plötzlich kommt er zurück, brüllt aus dem Nichts „Leeeeeeroy Jenkins!“ und stürmt in die Monstergruppe. Chaos bricht aus. Die restliche Gruppe rennt hinterher – nur um wenige Sekunden später kollektiv zu sterben.
Die ikonisch genervte Reaktion eines Mitspielers:„Leeroy, you are just stupid as hell.“
War das echt? Jein.
Schnell wurde das Video viral – damals vor allem über Foren wie Something Awful und Plattformen wie YouTube. Millionen klickten, lachten, teilten. Doch bald kam die Frage auf: War das echt?
Die Antwort: Nein, nicht ganz. Die Szene war gestellt, wie Ben Schulz und seine Mitspieler später einräumten.
Aber sie beruhte auf realen Erfahrungen – typische Situationen aus dem WoW-Alltag, überspitzt dargestellt.
Eine Satire auf die damalige Raid-Kultur, in der Planung oft mehr Zeit fraß als das Spiel selbst.

Mehr als ein Meme: Die Wirkung von Leeroy
Leeroy Jenkins wurde schnell zum Synonym für unbedachte Alleingänge. Wer ohne Plan losrennt, „pullt wie Leeroy“.
Der Name taucht in Memes, Foren, Vorlesungen und sogar in wissenschaftlichen Arbeiten auf. Und Blizzard selbst? Die feierten ihn.
In World of Warcraft gibt’s heute:
- Einen NPC namens Leeroy Jenkins
- Den Titel „Leeeeeeroy!“, wenn man ihn im Spiel befreit
- Eine eigene Hearthstone-Karte mit dem Effekt: „Charge. At the end of your turn, die.“ – natürlich.
Sogar in TV-Shows wie Jeopardy! oder How I Met Your Mother wurde der Name gedroppt. 2017 hielt die Szene sogar Einzug in den US-Kongress, als Beispiel für riskante, planlose Entscheidungen.
Warum es heute noch funktioniert
Auch 20 Jahre später steht Leeroy Jenkins für etwas, das nie alt wird: den Konflikt zwischen Planung und Impuls. Zwischen Teamplay und Ego. Und ja – auch zwischen Scheitern und Spaß.
In einer Welt, in der jeder Klick durchgeplant wirkt, war Leeroy der ungewollte Held, der einfach gemacht hat. Und damit einen der prägendsten Gaming-Momente aller Zeiten schuf.

Leeroy lebt!
Ob nun gestellt oder nicht – Leeroy Jenkins hat ein Vermächtnis hinterlassen, das weit über World of Warcraft hinausgeht. Er ist ein Denkmal für alle, die lieber losrennen als diskutieren.
Für Chaos-Liebhaber. Für Meme-Kultur. Für Gamer*innen, die wissen: Manchmal braucht es keinen Plan – nur einen Schrei.
Und der hallt bis heute:"Leeeeeeeroy Jenkins!"