"War ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und das meiner Kinder": TikTokerin bittet die PokémonGo Community in emotionalem Video um Hilfe

Die einen wollen "der Allerbeste sein, wie keiner vor ihnen war" – die anderen wollen einfach nur ihr Spiel spielen.

Wer viele Jahre Lebenszeit in ein Spiel investiert, darf auch mal emotional deswegen werden. | © TikTok / Niantic

Vor wenigen Tagen machte ein hochemotionales Video auf TikTok die Runde. Darin zu sehen: Eine junge Frau, sichtlich ergriffen, bittet zwei Communities um Hilfe – einerseits die von TikTok, andererseits die von Pokémon Go.

Pokémon Go lebt... immer noch

Das mobile Spin-Off des Taschenmonster-Franchises existiert seit 2016 und feierte damals wahnsinnige Erfolge – am 14. Juli 2016 sollen sogar 25 Millionen Nutzer gleichzeitig die App aktiviert haben.

Das Handygame, das Menschen auf der ganzen Welt dazu animierte, sich nach draußen zu begeben und in der wirklichen Welt nach Pokémon zu suchen, erfreut aber auch heute, 9 Jahre später viele Menschen – selbst hier bei EarlyGame wird fleißig an Raids teilgenommen (selbstverständlich außerhalb der Arbeitszeiten).

Userin Kati ist eine dieser Pokémon-Trainerinnen – oder viel mehr, sie war es. Denn zum Zeitpunkt des Hilferufs, den sie ins Internet stellte, konnte sie nicht mehr auf ihren Account zugreifen.

Ein tränenreicher Hilferuf

Mit glasigen, geröteten Augen merkt sie direkt zu Beginn des Videos an, dass ihr durchaus bewusst ist, dass ihr Problem in Anbetracht all der anderen, die auf der Welt herrschen, fast schon lächerlich unbedeutend wirkt, das Spiel für sie aber ein wichtiger Bestandteil des Lebens in den letzten Jahren und ein Bewältigungsmechanismus für die psychischen Wunden war, die sie zuvor in einer gewalttätigen Beziehung erlitten hatte.

Für Kati bedeutete Pokémon Go mit seinen täglichen Aufgaben und To-Dos Beständigkeit in einer Zeit, in der ihr Leben sich wie das reine Chaos anfühlte. Es war eine feste Größe, die sich über neun Jahre zog und sie auch mit ihrem Kind verband, welches in der Zeit des Gamereleases geboren wurde und inzwischen selbst gemeinsam mit der Mutter spielt.

Diese beruhigende Routine wurde ihr allerdings genommen, als sie beim Versuch sich in das Spiel einzuloggen feststellen musste, dass die App nicht in der Lage war, ihren Account zu verifizieren.

Nachdem sie sich zunächst erfolglos an ihren Internetanbieter gewandt hatte, suchte Kati Hilfe beim Kundensupport von Pokémon Go, der ihr erklärte, dass das Problem mit einem Bann zu tun haben könne.

Das von Niantic produzierte Spiel geht streng gegen Cheater vor und verfolgt eine strikte “Drei-Strikes-Politik" – wer sich dreimal etwas zu Schulden hat kommen lassen und bspw. einen VPN-Anbieter nutzte, um an einem anderen Ort oder gar in einem anderen Land auf andere Monster zu treffen, dem wird der Zugang zum Spiel entzogen.

Die TikTokerin beteuerte, dass sie sich niemals ein solches Vergehen zu Schulden hätte kommen lassen, weiterhelfen konnte ihr der Kundensupport aber dennoch nicht.

Hilfe aus der Community

In ihrer Verzweiflung richtete sie sich nun an TikTok. Sie betonte, dass sie weder Geld noch sonst etwas wolle, aber hoffe, dass vielleicht jemand entsprechende Verbindungen hätte oder Einfluss habe, der dafür sorgen könne, dass ihr Account entbannt werden würde, weil dieses Spiel Jahre ihres Lebens beinhaltete, für sie ein Rückzugsort wurde und sie es als Freizeitbeschäftigung gemeinsam mit ihrem Kind nutzte.

Das Internet – being the internet – reagierte unterschiedlich. Einige richteten Worte des Verständnisses an Kati, versuchten ihr bei der Lösung ihres Problems zu helfen oder boten ihrerseits eigene Accounts an, welche sie nicht länger nutzten, andere ignorierten ihren anfänglichen Disclaimer und echauffierten sich darüber, dass sie das Spiel so ernstnahm, darüber Tränen vergoss oder machten sich über sie lustig.

Einige Kommentare berichteten allerdings von ähnlichen Problemen und Fehlermeldungen und wiesen daraufhin, dass ein Update des Smartphones oder gar ein neues Gerät das Ganze beheben könnte.

Kein Schuss in den Ofen!

Nur einen Tag später meldete sich Kati mit einem Update zurück. Sie war den Ratschlägen gefolgt und damit tatsächlich weitergekommen. Als sie das neuere Smartphone eines Freundes nutzte, konnte sie sich problemlos wieder einloggen und ihr Spiel einfach fortsetzen.

Sie erklärte, mehrfach mit dem Support in Kontakt getreten zu sein, wurde jedoch nie darauf aufmerksam gemacht, dass ihr iPhone schlicht zu alt sein könnte. Erst die Tipps der Community halfen ihr – weswegen sie sich von ganzem Herzen bei allen bedankte, die versucht hatten, ihr zu helfen.

Wie Kati zu Beginn ihres Videos selbst sagte, gibt es da draußen natürlich immer größere, schwerwiegendere Probleme, die mehr Menschen betreffen. Und dennoch hat es etwas schönes, herzerwärmendes, dass das Internet – zumindest der Teil, der sich ein wenig Menschlichkeit bewahrt hat – dennoch bemüht ist, Einzelschicksale wie das von Kati zu beeinflussen und ihr bei ihrem, im Blick auf das große Ganze vielleicht unbedeutenden, für sie selbst aber sehr relevanten Problem beizustehen.

Schließlich sorgen auch viele kleine Dinge am Ende dafür, Großes zu bewegen und wenn wir die Welt im ganz Kleinen besser machen, verändert das am Ende auch das Übergeordnete im Positiven.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....