Wie schlecht ist die F1-Spielserie seit der Übernahme durch EA wirklich geworden?

Die Formel 1-Spielreihe war über Jahrzehnte hinweg ein fester Bestandteil für Motorsport-Fans und bot ein immersives und spannendes Erlebnis der Königsklasse des Motorsports.

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Die Grafik der Games ist nach wie vor atemberaubend. | © EA Sports / Codemasters

Codemasters, bekannt für qualitativ hochwertige Rennsimulationen, führte die Serie von 2009 bis 2020 mit kontinuierlichen Verbesserungen an – von dynamischem Wetter über realistisches Fahrverhalten bis hin zur Einführung des beliebten My Team-Modus. Doch als EA Sports 2021 einen großen Teil der Entwicklung übernahm, änderte sich vieles – und zwar drastisch. Während F1 2021 noch viele der Stärken von Codemasters beibehielt, verzeichneten die darauffolgenden Veröffentlichungen einen steilen Rückgang in Qualität, Beliebtheit und Spielerzufriedenheit. Von fragwürdigen Gameplay-Änderungen bis hin zu wochenlang ungelösten Bugs – EA hat seinen Stempel auf die Reihe gedrückt, und das nicht im positiven Sinne.

Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der F1-Spiele

Die eigentliche Reise der F1-Videospiele begann mit F1 2000, entwickelt von EA Sports. Es brachte Spieler erstmals in eine vollständige Formel-1-Saison mit Features wie realistischen Schadensmodellen, ausführlichen Qualifyings und Funkdurchsagen vom Renningenieur.

Nach einigen Jahren ging die Lizenz von 2003 bis 2009 exklusiv an Sony Studios, wodurch die Spiele PlayStation-exklusiv wurden. Titel wie Formula One Championship Edition für die PS3 boten damals innovative Features wie realistische Regenrennen und anpassbare Rennstarts.

Im Jahr 2009 übernahm Codemasters die Lizenz und brachte die Serie zurück auf alle Plattformen. Jedes Jahr wurden neue Features wie das Safety-Car, Einführungsrunden und ein detaillierter Karrieremodus hinzugefügt. F1 2020 wurde als eines der besten Spiele der Serie gefeiert, insbesondere dank der Einführung des My Team-Modus, der Spielern erlaubte, ihr eigenes Team zu gründen und zu managen.

EA kehrte mit F1 2021 in die Serie zurück und führte den Story-Modus "Braking Point" ein – ein gut aufgenommenes Feature. Doch mit F1 22 begann der spürbare Abstieg der Serie.

Der dramatische Einbruch der Spielerzahlen

Während F1 2020 und F1 2021 jeweils einen Höchststand von etwa 25.000 gleichzeitigen Spielern auf Steam erreichten, setzte F1 22 diesen Trend zunächst fort. Doch dann geschah etwas Unerwartetes:

Mit der Veröffentlichung von F1 23 fiel die Zahl der maximal gleichzeitigen Spieler auf nur 14.512, und F1 24 erreichte mit nur 8.216 Spielern einen absoluten Tiefpunkt.

Dieser Rückgang fällt nahezu perfekt mit EAs wachsendem Einfluss auf die Serie sowie den Regeländerungen der realen Formel 1 ab der Saison 2022 zusammen. EA versuchte offenbar, mit Hardcore-Simulationsspielen wie iRacing zu konkurrieren und passte das Fahrverhalten an – sehr zur Enttäuschung vieler Spieler. Selbst Max Verstappen, ein bekannter Simracing-Fan, wurde zu Rate gezogen, doch die endgültige Umsetzung ließ viele enttäuscht zurück.

Neue Strecken wie Miami waren ohne Lenkrad fast unspielbar, es sei denn, man investierte unzählige Stunden ins Üben. Man könnte es als "Skill Issue" abtun, doch EA verschlimmerte hier ein Problem, das es vorher gar nicht gab.

Schumi 1994 Benetton
Das erste Weltmeisterauto von Michael Schumacher in F1 2020 ist leider bis heute eines der letzten Classic Cars der Serie gewesen. | © Codemasters

Die EA-Einflüsse: Ungewollte Features, Bugs und Identitätsverlust

F1 2021 war noch ein Höhepunkt der Serie. Es brachte DLC-Strecken wie Imola, Portimão und Dschidda mitten in der Saison – ein Feature, das die Fans liebten. Doch mit F1 22 und der mehr oder weniger vollständigen Übernahme durch EA war klar: Die Prioritäten hatten sich geändert.

Anstatt die beliebten historischen F1-Autos wie Schumachers 2004er-Ferrari oder Vettels 2010er-Red Bull zu behalten, führte EA F1 World und straßenzugelassene Supercars ein. Eine fragwürdige Entscheidung, denn während sich viele Spieler auf legendäre F1-Autos freuten, hatte fast niemand Interesse daran, in einem Straßenwagen über eine F1-Rennstrecke zu fahren.

Dann kam F1 23 mit einer Vielzahl von Problemen. Eines der schlimmsten war die Enthüllung, dass trotz aktivierter "Gleiche Leistung"-Einstellung im Online-Modus der Reifenverschleiß zwischen den Autos unterschiedlich war. Dies war nur eines von vielen schwerwiegenden Problemen, die über Monate hinweg nicht behoben wurden.

Dieser kontinuierliche Strom an schlechten Entscheidungen hat offenbar zu einem drastischen Rückgang der Verkaufszahlen geführt. Laut VG Insights hat F1 24 nur 378.000 Einheiten verkauft, verglichen mit 520.000 bei F1 23 und gar 1,2 Millionen bei F1 2020. EA hat versucht, durch neue Features wie F1 World und den Story-Modus die Spieler zu halten, doch diese Neuerungen kamen nicht gut an.

Die Zukunft der Serie: Wechsel zu einem Standalone-Titel?

Da EA Sports und Codemasters Schwierigkeiten haben, das Interesse der Spieler aufrechtzuerhalten, kursieren Gerüchte, dass F1 25 kein jährliches Spiel mehr sein könnte, sondern ein eigenständiger Titel mit saisonalen Updates.

Diese Strategie wurde bereits mit EA Sports WRC eingeführt, das 2023 erschien und ein 2024er-Update erhielt, anstatt eine neue Version herauszubringen. Angesichts von EAs Ruf, jährlich neue Titel zu veröffentlichen, wäre dies eine bemerkenswerte Änderung.

Falls EA und Codemasters wirklich das jährliche Modell aufgeben und stattdessen eine langfristige F1-Plattform schaffen, könnte das eine dringend benötigte Verbesserung sein. Ein eigenständiges Spiel würde den Entwicklern ermöglichen, sich auf Bugfixes, Gameplay-Verbesserungen und die Rückkehr beliebter Features zu konzentrieren.

Was muss sich ändern?

Wenn EA das Vertrauen der F1-Community zurückgewinnen will, müssen sie sich auf das konzentrieren, was funktionieren würde:

  • F1 World entfernen – Dieses Feature war von Anfang an ein Fehlgriff.
  • Klassische F1-Autos zurückbringen – Fans vermissen legendäre Wagen wie Sennas McLaren oder Schumachers Ferrari.
  • Klassische Strecken wieder hinzufügen – Hockenheim, Istanbul Park und Magny-Cours waren absolute Fan-Favoriten.
  • Das Handling für Controller-Nutzer verbessern – Nicht jeder hat ein Lenkrad, und das Fahrverhalten mit einem Gamepad wurde in den letzten Jahren unnötig erschwert.

Wenn EA diese Änderungen vornimmt, gibt es noch Hoffnung für die F1-Spielserie. Andernfalls droht sie, das gleiche Schicksal wie viele andere einst großartige Franchises zu erleiden, die an Gier und schlechter Unternehmensführung zugrunde gingen. Die Games wurden von Jahr zu Jahr schlechter und es ist an der Zeit für EA auf die Community zu hören und gegenzusteuern, bevor es zu spät ist und die Formel 1 die rote Flagge hisst.

Florian Frick

Flo studiert Sportjournalismus und verbindet bei EarlyGame seine Leidenschaft fürs Schreiben und eSports. Er liebt CS, und zu sagen, dass er emotional werden kann, wenn er seine Lieblingsteams verfolgt, wäre untertrieben....