Arzt auf YouTube amputiert sich selbst die Beine für Versicherungsbetrug und private Neigungen

Die "Freude" an der Amputation trieb den Gefäßchirurgen zum Äußersten.

Neil hopper
Vom strahlenden Helden des Alltags zu einem potenziellen Schurken. | © BBC / YouTube

In einem schockierenden Fall von Versicherungsbetrug durch einen YouTuber und Chirurgen kam ans Licht, dass die Amputation seiner Beine keine medizinische Notwendigkeit war, sondern aufgrund seiner sexuellen Neigungen geschah.

Krankenhauswahnsinn zwischen Fiktion und Realität

Krankenhausserien erfreuen sich seit Jahrzehnten großer Beliebtheit. Ob eure Eltern E.R. – Emergency Room geschaut haben, ihr heute noch fasziniert von der unkonventionellen, ruppigen Art des Dr. House ward oder eure Freundin euch gezwungen hat, alle 21 Staffeln von Grey's Anatomy durchzubingen, gefühlt wissen wir alle doch, wie es im Medizinwesen läuft.

Gut, vielleicht müssen wir uns, wenn es für uns selbst dann mal doch zum Arzt oder gar ins Krankenhaus geht, darauf besinnen, dass die superdramatischen Fälle mit den extrem seltenen Krankheiten und den Medizinern mit den psychischen Knacksen eher Fiktion als Fakt sind. Und doch gibt es dann immer wieder Fälle bei denen man der Meinung ist, dass man sie selbst in der abgespacetesten Krankenhausserie für unglaubwürdig erachten würde – sie allerdings sehr, sehr real sind.

Man stelle sich etwa einen Arzt vor, der im Internet über Amputationen aufklärt und dann selbst seine beiden Beine verliert – nur damit am Ende herauskommt, dass das Ganze eine Mischung aus Versicherungsbetrug und Fetisch ist. Das wäre doch komplett absurd... oder?

YouTuber mit Skalpell und Beinprothesen

Neil Hopper ist 54 Jahre alt, Gefäßchirurg und dazu gleich noch YouTuber.

Auf seinem YouTube-Channel berichtete er als “The Bionic Surgeon” seinen Zuschauer von einem schrecklichen Leidensweg: 2019 soll er sich nach einem Campingausflug krank gefühlt haben, weswegen er zuhause blieb, als seine Frau und die Kinder zu ihrer Großmutter fuhren. Als Hoppers Frau am nächsten Tag mit ihm telefonierte, schien er im Delirium, woraufhin sie einen gemeinsamen Freund darum bat, nach ihrem Mann zu sehen.

Kurz darauf wurde Hopper ins Krankenhaus gebracht, wo ihn eine heftige Diagnose traf. Die Sepsis in seinen beiden Beinen war so ausgeprägt, dass niemand genau sagen konnte, wieviel des Gewebes noch zu retten war, so dass Hopper mit den Ärzten gemeinsam entschied, dass es das beste wäre, beide Beine zu amputieren.

Bereits sechs Wochen nach der Abnahme war Hopper wieder so weit fit, dass er wieder arbeiten konnte. Aufgrund seiner zwei neuen Beinprothesen verlieh er sich auf Social Media hierzu dann auch den Namen “The Bionic Surgeon”.

500.000 Pfund Versicherungssumme

Auf YouTube berichtete er auch von seinen Plänen, sein Geld von der Versicherung einzufordern. Zwar redete er davon, dass er darauf nicht angewiesen sei, andererseits hätte er gearbeitet, stets Steuern und Versicherungen gezahlt und wäre daher der Meinung, dass ihm das Geld zustünde.

Seine Follower waren begeistert und ergriffen von der Geschichte des Arztes, der sich zurück ins Leben kämpfte, der Radio- und Fernsehinterviews gab und sogar davon träumte, irgendwann ins All zu fliegen und gönnten ihm all die Luxusartikel, die er sich von den knapp 500.000 Pfund leistete, die die Versicherung ihm zahlte.

Ein Interview mit der BBC über sein Schicksal veränderte allerdings alles.

Rührende Geschichte dreht plötzlich Mägen um

Denn kurz nach der Veröffentlichung des Textes, in dem Hopper von seinem Leben als doppelt amputierter sprach und auch erzählte, wie es zu alledem kam, meldete sich der Betreiber einer inzwischen abgeschalteten Webseite bei den Behörden, auf der Privatpersonen Videos von Amputationen teilten und verkauften.

Laut dem Betreiber hatte Hopper mehrere Videos gekauft, auf denen zu sehen war, wie Männern die primären Geschlechtsorgane entfernt wurden – offensichtlich nicht aus fachlichem Interesse sondern, wie auf besagter Seite üblich, aufgrund persönlicher Vorlieben sexueller Natur.

Darüber hinaus gab es mehrere Chatverläufe zwischen Hopper und dem Betreiber, in welchen der Gefäßchirurg davon erzählte, dass er bereits seit mehr als 20 Jahren davon träumte, sich die Beine abnehmen zu lassen.

Gerichtsverfahren und Folgen für Patienten

Ob es dabei um Dysmorphophobie handelte, also eine klinisch anerkannte, psychische Störung, die darunter Leidende dazu bringt, Körperteile als “störend” und “nicht ihre eigenen” zu empfinden, oder ob es sich dabei rein um einen Fetisch handelt, kann nicht gesagt werden. Dass Hopper selbst der Grund für die Amputation war, sehr wohl. Denn um Zuge der Ermittlungen brachten die Behörden ans Tageslicht, dass die vermeintliche Sepsis durch Hopper selbst herbeigeführt worden war, der seine Beine über Stunden hinweg einem wiederholten Eisbad ausgesetzt hatte.

Im darauffolgenden Gerichtsprozess wurde Hopper zu 32 Monaten Haft verurteilt, wobei der Angeklagte vollends geständig war.

Gerade werden sämtliche Fälle, bei denen Hopper als Chirurg beteiligt war und die eine Amputation beinhalteten neu aufgerollt und darauf geprüft, ob die Abnahme der jeweiligen Gliedmaßen tatsächlich notwendig war oder in einigen Fällen vielleicht davon auszugehen ist, dass Hopper hier aufgrund persönlicher Neigungen vorschnell zum Skalpell griff.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....