"Fast an Blut und Zähnen erstickt": Streamer dreht vor laufenden Kameras durch und prügelt auf Wrestler ein

Was zunächst wie ein Wrestling-Match wirkte, endete bei versuchter Tötung – und das wohl auch nur, weil Dritte einschritten.

Raja Jackson NEU
Jackson schlug auf seinen Gegner ein, selbst als dieser schon längst bewusstlos war. | © YouTube

Die Welt der Streamer und die des Wrestlings sind sich gar nicht so unähnlich. Die meisten Involvierten spielen nur eine Rolle, geben nur vor bestimmte Dinge zu tun, ihre größten Momente sind vollends inszeniert und auch wenn die meisten Zuschauer wissen, dass ihnen etwas vorgespielt wird, nehmen sie das Ganze um der Show Willen hin.

Zum Problem wird dies in beiden Welten immer dann, wenn Wahrheit und Fiktion plötzlich verschwimmen und das scheinbar Inszenierte in die Realität fließt und Auswirkungen auf das Leben abseits der Show hat.

Tötungsversuch im Livestream

Als der Streamer Raja Jackson am 23. August während einer Live-Veranstaltung einen Wrestler fast totprügelte, kam es zu genau so einem Vorfall.

Raja Jackson, 25 Jahre alt und Sohn des ehemaligen UFC-Champions Quinton "Rampage" Jackson, stürmte während eines laufenden Kampfes in den Ring und griff den Wrestler Stuart "Syko Stu" Smith an. Das Ganze fand im Zuge eines Events der KnokX Pro Wrestling Academy in Sun Valley, Los Angeles statt und wurde live ins Internet übertragen.

Laut Berichten von Augenzeugen und Clips des Livestreams, die noch auf Kick existieren, führte Jackson zunächst einen Body Slam aus und schlug anschließend über 20 Mal auf den bereits bewusstlosen Smith ein. Nur durch das Eingreifen anderer Wrestler konnte Schlimmeres verhindert werden. Doug "The Epic" Malo, der den Angreifer von Smith wegzog, berichtete später, Jackson hätte den Mann sonst möglicherweise getötet.

Während in Videospielen einfach "der Stecker" gezogen werden kann, wenn die Gewalt zu krass wird und entsprechende Spiele zensiert oder verboten werden können, lief die gesamte Show in diesem Fall auch im Internet weiter.

"Fast an Blut und Zähnen erstickt..."

Smith erlitt schwere Verletzungen im Gesicht. Nach Angaben seiner Familie und ärztlicher Berichte befindet er sich weiterhin im Krankenhaus. Er scheint inzwischen zwar stabil, sein Zustand gilt jedoch weiterhin als ernst. Bei dem Angriff wurden ihm viele Zähne ausgeschlagen, außerdem zog er sich Frakturen im Gesichtsbereich zu. Wäre niemand eingeschritten, wäre Smith wohl noch vor Ort an seinem eigenen Blut und den ausgeschlagenen Zähnen erstickt.

Ärzte gehen davon aus, dass eine längere Genesungsphase nötig sein wird. Es steht eine mehrstufige chirurgische Versorgung an, was etwa Knochen und Zähne angeht, und eine vollständige Rehabilitation könnte mehrere Monate dauern, abhängig vom Heilungsverlauf.

Während die Situation vor Ort noch recht chaotisch und undurchsichtig wirkte, konnte inzwischen rekonstruiert werden, was genau vorgefallen war und wie es zu dieser extremen Ausschreitung kommen konnte.

Eine unechte Dose als Motiv

Vor dem Event hatte Smith Jackson eine Dose gegen den Kopf geschlagen – allerdings hatte es sich um eine Requisite gehandelt. Smith war davon ausgegangen, dass Jackson als Sohn eines bekannten Wrestlers in die Show integriert werden wollte und zunächst schien es auch, als würde es bei diesem kleinen PR-Stunt bleiben.

Dann bat Jackson die Veranstalter jedoch, ihn in die Show zu integrieren, um sich an Smith zu "rächen". Es wurde vereinbart, dass er in den Ring steigen und einen Angriff inszenieren sollte, bis einer der anderen Wreslter die vermeintlichen Streithähne auseinanderbringen würde.

Jackson plante jedoch seinen durch den Dosenangriff gekränkten Stolz an Smith auszuleben und kündigte an:

Ich werde so viele Schläge landen wie möglich, bevor sie mich von ihm wegzerren.

Und setzte dies dann in schreckliche Tat um.

Die Polizei ermittelt

Die Polizei von Los Angeles leitete eine Untersuchung wegen schwerer Körperverletzung ein; auch ein Anfangsverdacht auf versuchten Mord wird geprüft. Raja Jackson hatte den Tatort verlassen, bevor Beamte eintrafen und eine Festnahme steht bislang noch aus.

Die KnokX Pro Wrestling Academy verurteilte den Angriff als "egoistischen, unverantwortlichen Gewaltakt", der in ihrer 17-jährigen Geschichte beispiellos sei. Kick sperrte Raja Jackson dauerhaft von der Plattform und auch sein Vater Quinton Jackson äußerte sich zum Vorfall:

Ich möchte die Fehlinformationen über meinen Sohn Raja aufklären. [...] Raja wurde versichert, er könnte seine “Rache” im Ring bekommen. Ich dachte, das wäre Teil der Show. Eine Fehleinschätzung sorgte dafür, dass die Inszenierung so schief ging. Raja ist MMA Fighter, kein Profi-Wrestler und hätte gar nicht erst involviert werden dürfen. Ich dulde die Taten meines Sohnes in keinster Weise!

Jackson fuhr fort, dass seine Hauptsorge nun der Gesundheitszustand von Smith wäre, dieser aber inzwischen wohl wieder stabil sei.

Aus der MMA-Szene kamen unterschiedliche Reaktionen: UFC-Veteran Matt Brown nannte die Tat ein klares Verbrechen, während Sean Strickland darauf hinwies, dass psychologische Ursachen und eine angemessene Behandlung berücksichtigt werden sollten.

Der Vorfall wirft nicht nur Fragen zur Sicherheit bei Live-Events auf, sondern auch zur Verantwortung und zu den Grenzen zwischen Show und realer Gewalt. Für das Opfer stehen nun ein langer Genesungsprozess und mögliche bleibende Schäden im Raum, während Raja Jackson mit erheblichen strafrechtlichen Konsequenzen rechnen muss. Die Ermittlungen des LAPD dauern an.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....