Er nutzte aus, dass andere bereit waren, den kranken Babys zu helfen und kassierte ordentlich ab.

Wenn Leute das System austricksen, ein finanzielles Schlupfloch finden oder ihre Kreativität auf besondere Art nutzen, um zu Geld zu kommen, können sich daraus manchmal spannende, fast Robin-Hood-artige Geschichten darüber ergeben, wie David über Goliath triumphiert und kleine Leute sich auf einem Markt oder gegen eine große Firma behaupten.
Manchmal handeln diese Geschichten aber auch von unglaublich empathielosen Menschen, die Helfende auf widerlichste Art hinters Licht führen und ihre ganze Erbärmlichkeit dann auch noch prahlenderweise zur Schau stellen.
Der Selfmade-Millionär ohne Skrupel
Ein 25-jähriger Cryptoscammer mit dem Namen “29” ist ein Beispiel für letzteres. Der aus Kalifornien Stammende war schon seit seiner Jugend immer wieder mit kriminellen Aktionen aufgefallen, mit 17 Jahren angeblich Teil der Gruppe, die das Facebook-Passwort von Mark Zuckerberg gehacked hatten und hatte sich, seit er den Fuß in die Krypto-Szene gesetzt hat, auch dort einen unrühmlichen Namen gemacht.
Die Früchte seiner Betrügereien stellte 29 nicht nur als neureicher Influencer zur Schau, er prahlte sogar mit den Straftaten in Interviews mit anderen Krypto-Bros.
Durch das Geld, das er damit machte, finanzierte er sich eine weiße Weste und stellte sich als der Selfmade-Millionär Ronny Fargo dar, der durch ein paar clevere Entscheidungen im E-Commerce zu viel Geld gekommen war und seinen Reichtum gern zur Schau stellte. Doch hinter der Fassade stand ein skrupelloser Dieb, der die Schwächsten ausnutzte.
Denn seine neueste Masche ist so erschreckend frei von jedwedem Mitgefühl, dass man sich wirklich fragen muss, ob Geld diesen Charakter nicht nur verdorben, sondern komplett in seiner Gier aufgelöst hat.
Krebskranke Babys als Lockvogel
Durch das amerikanische Gesundheitssystem sehen sich viele US-Bürger, die erkranken oft schnell vor dem finanziellen Ruin stehend, wenn es dann auch noch das eigene Kind mit einer Krebsdiagnose erwischt, sind die Eltern nicht nur mit der Bürde der Kosten, sondern auch der emotionalen Last oftmals überfordert.
Darum kommt es immer wieder vor, dass Familien entsprechende Spendenaufrufe ins Internet setzen. Go-Fund-Me-Kampagnen, die um Spenden bitten, um die Kosten für Krebsbehandlungen von Kleinkindern bezahlen zu können sind keine Seltenheit mehr und geben Menschen in solch tiefgreifenden Nöten oftmals Hoffnung.
29 nutzte genau diese Hoffnung und den Wunsch anderer zu helfen aus, indem er sich Einzelschicksale dieser Art aussuchte, Fakeaccounts der Betroffenen erstellte und dann eigene Spendenseiten generierte, die mit von ihm erdachten Krypto-Währungen verbunden waren.
Neben den echten Accounts von trauernden Müttern, besorgten Vätern, der nach Hilfe suchenden Familie und dem ursprünglichen Spendenaufruf, existierten nun plötzlich diese Kopien, die 29 promotete und viral gehen ließ, damit sich genug Menschen fanden, die einem krebskranken Baby und seiner Familie helfen wollten.
War genug Geld in seine Krypto-Wallet geflossen, löschte 29 die Accounts einfach und verschwand mit dem Geld.
Scammer gibt mit seinen Straftaten an
Dies tat er mehrfach und während verzweifelte Menschen mitansehen mussten, wie das Geld, das eigentlich zur Unterstützung ihrer Notlage gedacht war, für teure Uhren, Autos und Yacht-Urlaube verbraucht wurde, prahlte 29 in Interviews sogar mit den Taten.
Regelrecht stolz spricht er davon, wie er einen Scam nach dem anderen nach diesem Rug-Pull-Prinzip ausführte und ihm ahnungslose Menschen tausende Dollar spendeten.
Als wäre dies alles nicht schon widerwärtig genug, verhöhnte 29 die Opfer auch noch. Oftmals waren die letzten Nachrichten der Fake-Profile Nachrichten wie:
Dieses Baby wurde von 29 gescammed und ich werde damit immer weiter machen.
Ich werde Babys für Betrügereien ausnutzen, wann immer ich die Chance habe.
Oder gar:
Dieses [...] Baby zu scammen war zu einfach. Ich hoffe es leidet. Habe damit coole 5k gemacht. Danke für’s Mitspielen, ihr Idioten.
29 macht absolut keinen Hehl aus seinen Betrügereien und erschreckenderweise scheint ihm seine Freiheit bisher auch Recht zu geben: Denn bisher muss er sich wegen alledem nicht vor Gericht verantworten. Ob die Behörden ihm bereits auf den Fersen sind und nur auf den richtigen Moment warten, um zuzuschlagen ist nicht klar, denn bisher berichtet der Scamfluencer weiterhin ganz offen davon, was er tut – zu hoffen ist es allemal, damit der Betrüger seine gerechte Strafe erfährt, bevor er das nächste Profil eines krebskranken Kindes nachstellt.