Influencer verteilt Alkohol und Macheten an Obdachlose... und die Polizei sieht tatenlos zu

Statt Lebensmitteln verteilt Castillo Dinge, die Leben schnell beenden könnten.

Castillo Wffen An Obdchlose
Castillo verdient gut daran, Waffen und Alkohol zu verschenken. | povwolfy / TikTok / Instagram

Ein Influencer verteilt an Obdachlose Alkohol und Waffen und verdient damit Geld, während die Behörden untätig bleiben.

Das Geschäft mit der Menschlichkeit

Wir alle haben sicherlich schon mal Videos gesehen, in denen Influencer Geld oder Lebensmittel an Obdachlose verteilen. Oftmals wird ihnen im Zuge dessen zwar vorgeworfen, dass dieser Altruismus nur auf dem Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit begründet wäre, dennoch muss man den Beschuldigten zumindest zugestehen, dass sie das Leben der Beschenkten ein kleines bisschen verbessern.

Was aber, wenn die milden Gaben eher zum Gegenteil führen könnten und im schlimmsten Fall Leben beenden?

Alkohol und Macheten an Obdachlose

Keith Castillo ist im Internet unter dem Namen Povwolfy aktiv und streamt vor allem MMO-Shooter wie Fortnite. Seit einiger Zeit frönt er allerdings einem weiteren Hobby und veröffentlicht Videos darüber, was zu einem gesellschaftlichen Aufschrei führte.

Denn der 29-jährige beschenkt Obdachlose. So weit, so unproblematisch. Allerdings händigt Castillo keine Sandwiches oder Wasser aus, sondern Alkohol, Zigaretten und... Macheten.

Dies löste eine entsprechend hitzige Debatte aus, die Castillo selbst damit abtut, dass er die Waffen angeblich nur zur Selbstverteidigung austeilen würde. Eine Aussage, die viele Kritiker für einfach nur zynisch halten. Während andere Streamer sich in solchen Fällen vor allem mit dem Vorwurf konfrontiert sehen, das Leid der Betroffenen auszunutzen, wirft man Castillo vor es noch zu vergrößern.

Jemandem Alkohol und ein großes Messer zu geben, der bedingt durch das Leben auf der Straße ohnehin schon in einer vulnerablen Situation steckt und häufig psychischem wie sozialen Belastungen ausgesetzt ist, halten viele für mehr als verantwortungslos.

Positive Geste oder kalkulierte Provokation?

Während er die Aktion, die er bereits in mehreren Städten veranstaltete, als "positive Geste" bezeichnet, sehen andere darin eine kalkulierte Provokation. Die Schaulust des Publikums, das sehen will, wie verletzlichen Menschen gefährliche Gegenstände ausgehändigt werden, mit denen sie sich und andere verletzen oder gar töten können, scheint hierbei im eigentlichen Vordergrund zu stehen.

Schließlich existieren mehrere Clips, in denen Castillo selbst davon redet, dass seine Reichweite durch diese Aktionen steigen würde und es ihm dabei lediglich um die Klicks gehen würde.

SozialarbeiterInnen sowie Polizei-ExpertInnen warnen vor dem extremen Gefahrenpotenzial der Situation, scheinen jedoch machtlos.

Sind die Aktionen des Streamers legal?

Wie Castillo selbst behauptet, seien die Aktionen in den Bundesstaaten der USA in welchen er aktiv ist erlaubt und bisher scheint es tatsächlich so, dass er keine rechtlichen Folgen zu befürchten hat – was die Kritik an der Situation nur noch größer macht und in Frage stellt, ob man dies tun sollte, selbst wenn es in der Theorie erlaubt wäre.

Auch dass bislang keine öffentlichen Ermittlungen angekündigt wurden, verstärkt das Gefühl einer moralischen Schieflage: Eine Person profitiert reichweitenstark von Aktionen, die besonders verletzliche Menschen einem möglichen Risiko aussetzen — und bleibt dennoch unbehelligt.

Ein mehr als fader Beigeschmack

Die widerliche Mischung aus Elendstourismus, Schaulust und der Sensationsgier, getarnt als liebenswürdige Geste ist nicht nur äußerst problematisch, sie ist ein weiterer Beweis dafür, wie entkoppelt von jedweden Konsequenzen Influencer wie Castillo mittlerweile denken.

Provokation, die weit über jede Grenze des guten Geschmacks hinaus geht, Menschen am Rande der Gesellschaft ausnutzt und letztlich sogar mit ihrem Leben spielt, als schlichte Unterhaltung an der sich ein Einzelner bereichert ist ein Extrem- aber leider kein Einzelfall.

Am Ende steht es in der Verantwortung jedes einzelnen sich dieser Problematik bewusst zu sein und sich konsequent gegen derlei Inhalte auszusprechen, um ihnen ein Ende zu setzen, sofern das Gesetz selbst nur tatenlos zusieht.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....