Influencerin verdächtigt, die eigenen Eltern getötet zu haben – 12-jähriger Bruder sagt gegen sie aus

Grace Parker, verdächtigt, ihre Eltern ermordet zu haben, wurde mit den Worten des Bruders konfrontiert.

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Haben Klicks und Likes die junge Frau zum Doppelmord an den Eltern getrieben? | © YouTube

Bereits im Juli berichteten wir über den Fall der TikTokerin Sarah Grace Patrick, der auf verstörende Art hinterfragt, ob Menschen wirklich zu allem bereit sind, um sich im Internet einen Namen zu machen.

5-Jährige findet ermordete Eltern

Am Morgen des 20. Februars 2025 machte die 5-jährige Schwester Patricks einen schrecklichen Fund, als sie das Schlafzimmer ihrer Eltern betrat, die beide erschossen in ihrem Bett lagen.

Die Polizei begann sofort zu ermitteln und es schien, als würde Patrick den Verlust ihrer Eltern, ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, vor allem durch Social Media verarbeiten. Sie postete herzzerreißende Clips von unbekümmerteren Zeiten, Videos in welchen die Eltern nur wenige Stunden vor ihrem Tod mit der kleinen Tochter spielten und Aufnahmen von ihrer Abschlussfeier, die ihre Eltern niemals miterleben würden.

Wie Menschen mit Trauer und Verlust umgehen, können letztlich nur sie selbst entscheiden, völlig egal, ob man sich von einem geliebten Haustier durch ein Videogame verabschiedet oder sich mit kurzen Clips an die eigenen, verstorbenen Eltern erinnert, die Frage ist hierbei allerdings, wie ehrlich Parker in ihren TikToks war.

Während die Videos viral gingen und Menschen der TikTokerin ihr Beileid aussprachen, zeichneten die Ermittlungen der Polizei nach und nach jedoch ein anderes Bild. Ein Bild, in welchem Patrick plötzlich zur Tatverdächtigen wurde. Die forensische Untersuchung ergab unter anderem, dass auf beide Eltern mehrfach und aus nächster Nähe geschossen wurde.

Tochter wird zur Hauptverdächtigen

Als Patrick davon erfuhr, wurde der Druck zu groß und sie stellte sich der Polizei – besonders verstörend: Kurz zuvor hatte sie sich noch an einen namhaften True-Crime-Podcast gewandt und darum gebeten, den bisher ungelösten Mord an ihren Eltern zu untersuchen.

Zu Prozessbeginn war bereits klar, dass der zur Tatzeit 16-jährigen nach Erwachsenenstrafrecht der Prozess gemacht werden sollte – etwas, was in den USA möglich ist, wenn eine Tat etwa aus besonders bösartiger Absicht geschah.

Die Beweislast war zu diesem Zeitpunkt bereits erdrückend, auch wenn Patrick wohl zunächst davon ausgegangen war, keinen Fehler gemacht zu haben.

Selbst seit Jahren großer True-Crime-Fan hatte sie hunderte Videos und Podcasts rund um die schlimmsten Verbrechen auf der ganzen Welt gesehen und gehört, sich mit den Fehlern, die Täter machten, bevor sie überführt wurden befasst und vielleicht sogar geglaubt, sie wüsste dadurch, wie man einen Mord begeht, ohne verdächtig zu sein – am Ende half ihr dies alles jedoch nicht und sie landete in Untersuchungshaft.

Beschlagnahmte Laptops und Handys brachten bedrückende Nachrichten zu Tage, die sie an Freunde gesendet hatte. Darin war die Rede von Hass auf ihre Eltern, der Wunsch sie seien Tod und dass sie es gar nicht erwarten könne, dass die beiden endlich weg wären.

Patrick will nach Kautionsanhörung freikommen

Da es allerdings keine stichhaltigen Beweise gab, durch welche Patrick der Mord zur Last gelegt werden könnte und die Tatwaffe nach wie vor als verschwunden galt, ging Patrick wohl davon aus, am Tag der Kautionsanhörung aus dem Gefängnis freizukommen. Nicht unbedingt freigesprochen, aber zumindest wieder in die Außenwelt entlassen, eventuell mit einem Ankle-Monitor ausgestattet.

Und zunächst schien auch alles dafür zu sprechen, schließlich malten die ersten Zeugen an diesem Tag ein positives Bild von der 17-Jährigen.

So sprach der Pastor der Familie in höchsten Tönen von Patrick, beschrieb sie als strenggläubiges Mädchen, die auch unter der Woche in die Kirche kam und sich an Projekten beteiligte. Auch die Freundin der Familie, bei der Patrick nach der Ermordung ihrer Eltern untergekommen war, wusste nur Positives zu berichten und sprach davon, wie vorbildlich sie sich nicht nur um sich selbst sondern auch die anderen Kinder der Familie gekümmert hätte.

Als jedoch die Schwester des Ermordeten angehört wurde, eröffnete sich dem Gerichtssaal eine andere Sichtweise. Sie beschrieb das zerrüttete Verhältnis der Familie, in welchem sie die Tochter der beiden als Auslöser sah und sprach unter Tränen von der schrecklichen Vorstellung, vom eigenen Kind ermordet zu werden. Sie forderte, Patrick auf keinen Fall auf Kaution freizulassen, da sie nicht wisse, ob der Rest der Familie vor ihr sicher wäre.

12-Jähriger Bruder sagt gegen TikTokerin aus

Auch der 12-jährige Sohn des Ermordeten, Patricks Stiefbruder, wurde befragt, seine Aussage jedoch durch eine Freundin der Familie im Gericht vorgetragen:

Mein Name ist Jayen Brock und ich bin 12 Jahre alt. Ich möchte heute sprechen, weil mein Vater und meine Stiefmutter erschossen und getötet wurden. [...] Ich vermisse ihn jeden Tag. [...] Was mich noch trauriger macht: Ich habe Sarah vertraut und sie geliebt wie eine Schwester. Wieso hat sie mir das angetan? Und wieso hat sie alle auf diese Art verletzt? Ich weiß nicht, warum jemand so etwas tun würde, aber ich weiß, dass es nicht richtig ist.

Die Fassungslosigkeit in den Worten des Kindes darüber, dass seine Stiefschwester, der er vertraut hatte, ihm den Vater und die Familie nehmen würde, taten ihr übriges und trugen wohl ihren Teil zur Entscheidung des Richters bei.

Auch wenn viele Rechtssysteme darauf basieren, dass einem Menschen eine zweite Chance gegeben werden sollte und Resozialisierung wann immer möglich, als Option in Betracht gezogen werden sollte, war in diesem Fall eine Freilassung auf Kaution keine Option für den Richter.

Likes und Follows um jeden Preis?

Besonders bedrückend ist bei dem Fall ungeachtet dessen, ob das Verhältnis der Eltern zur Tochter wirklich zerrüttet war oder nicht, wie sehr Patrick die Rolle der trauernden Tochter für ein paar virale Videos zelebriert hatte.

Ob ihr Hang zu True-Crime-Inhalten sie dazu inspirierte oder nur ihr Weg war, im Internet um ein wenig Aufmerksamkeit zu betteln ist unklar, dass ein Mensch bereit dafür ist, Leben auszulöschen, um Klicks und Likes auf Social Media zu kassieren zeigt deutlich, wie verschoben das Wertesystem vieler User inzwischen ist.

Das Strafmaß für den Mord an ihren Eltern steht für Sarah Grace Patrick noch aus, dass sie bis zur Urteilsverkündung das Gefängnis jedoch nicht mehr verlassen wird, ist nun entschieden.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....