Als der Mann der Content Creatorin sie darum bat, ihren Beitrag zum Haushalt zu leisten, zog sie vor Gericht, weil sie deswegen angeblich Follower verloren hatte.

Eine Influencerin sah sich nicht im Stande, sich gleichzeitig um ihre Follower und den Haushalt zu kümmern – als beide Welten kollidierten, rief sie die Polizei und gab ihrem Mann die Schuld an verlorenen Fans.
Ob man den Job des Influencers nun als tatsächliche Arbeit ansehen möchte oder nicht – zeitintensiv ist er in jedem Fall. Wer in der Social Media-Welt auf sich aufmerksam machen will, muss viel von sich zeigen und das am besten ständig: Für Influencer ist es selbstverständlich, den Großteil des Tages an Smartphone und PC zu verbringen, um zu filmen, zu fotografieren, zu posten und mit der Community in Kontakt zu treten – denn wer nicht sichtbar ist, ist schnell weg vom Fenster.
Frau verliert Follower – und ruft daraufhin die Polizei
So ähnlich sah es wohl auch die in Indien lebende Nisha, als sie mit ihrem Mann darüber stritt, ob sie sich am Haushalt überhaupt beteiligen könne oder nicht. Und auch wenn wir glücklicherweise in Zeiten leben, in welchen die Frau nicht mehr alleinverantwortlich für Herd und Staubsauger ist, so sollten sich Zusammenlebende die anfallenden Aufgaben doch durchaus aufteilen.
Für die Influencerin schien dies jedoch keine Option zu sein, da sie sich konstant mit ihren Followern austauschen und neuen Content produzieren müsste. Nach einem erneuten Streit um das Thema gab Nisha allerdings nach und beschloss den Abwasch in der Küche zu machen – nur um nach getaner Arbeit festzustellen, dass ihr aufgehender Social Media-Stern schon wieder im Sinkflug war: Ganze 2 Follower hatten sich von ihrem Instagram-Profil abgewendet. Dies nahm Nisha zum Anlass die Polizei zu rufen.
Den Behörden teilte sie laut der indisch-englischen Zeitung Deccan Herald mit:
Meine Follower sanken, als ich damit beschäftigt war, Geschirr zu waschen und das Haus zu putzen. Ich hatte keine Zeit, um Insta-Reels zu produzieren.
So absurd die Situation für die meisten klingen mag, scheint sie für viele Menschen, deren Konsum sozialer Medien ihr Leben auf ungesunde Weise vereinnahmt, ein wirkliches Problem darzustellen.
Social Media schmälert Bindungsqualität
Jeder und jede (mich eingeschlossen), die auf Instagram, TikTok oder sonstigen Plattformen hier und da Inhalte postet, die darauf abzielen, mehr als nur ein paar Freunde und Verwandte mit Updates zu versorgen, weil sie sich in irgendeiner Form mit Musik, Kunst oder Unterhaltung als Content verwirklichen wollen, kennen das Gefühl, wenn ein entsprechender Post gut ankommt; die Euphorie, die bei einem kleinen “Hit” zu spüren ist, schmeichelt dem Ego, gibt eine besondere Form der Bestätigung und lässt uns glauben, dass unsere geteilten Inhalte – und damit auch wir selbst – besonders gut sind. Letztlich sind es schließlich genau diese Effekte, die Social Media so populär machten und immer noch machen.
Andererseits sind die Nachwirkungen negativer Erlebnisse umso verheerender, wenn ein Post der nicht “viral geht” und die Ersteller am Inhalt und damit auch an sich selbst zweifeln lässt.
Dass sich so eine gewisse Abhängigkeit von positiver Bestärkung im Internet einstellen kann, ist also nicht überraschend und das Deutsche Ärzteblatt wies mehrfach auf entsprechende Studien hin, die sogar davor warnen, dass die persönliche Bindungsqualität darunter leiden kann, wenn Menschen sich vom Feedback ihrer Social Media Kontakte abhängig machen und diese höher werten als unmittelbare, private Bindungen.
Dennoch ist ein Fall wie der Nishas und ihres Mannes aber definitiv ein Extrembeispiel, bei dem letztlich nicht nur die Behörden involviert waren.
Influencerin dreht noch während Befragung weiter Videos
Die aus Neu-Delhi Stammende konnte nämlich nicht nachvollziehen, dass die Polizei ihr erklärte, in einem solchen Fall nichts unternehmen zu können und so entschied sie sich dazu, sich zu trennen, wieder bei ihren Eltern einzuziehen und ihren Ehemann zu verklagen.
Da Nisha keinerlei Einsicht zeigte, sah sich ihr Ehemann gezwungen, eine Gegenklage einzureichen, da er seine Frau als so social-media-süchtig empfand, dass sie sämtliche Pflichten im Haushalt vernachlässigte, um Instagram-Reels zu filmen und zu posten.
Die vor Ort befindlichen Behörden versuchten den Streit zu schlichten und fungierten als Mediator zwischen den Klagenden, konnten allerdings nur bedingt mit ihrer Arbeit vorankommen. Wie ein Polizeisprecher erklärte, lag dies vor allem daran, dass Nisha während der Befragung und des Schlicht-Gesprächs unermüdlich Videos drehte und postete.
Sie verliert Follower – Er seinen Job
Letzten Endes zog Nisha die Klage zwar zurück, weil man ihr von mehreren Seiten versuchte klarzumachen, dass sie keine wirkliche Aussicht auf Erfolg damit habe – einen Verlierer gab es am Ende dennoch.
Denn nachdem der Streit der beiden viral ging und auch das Umfeld des Paares von der Sache Wind bekam, wendete sich der Arbeitgeber von Nishas Mann an ihn, um ihm mitzuteilen, dass ein derartiges Spektakel nicht im Sinne der Firma wäre und sie sich deswegen von ihm trennen müssten.
Eine nahezu absurde Vorstellung, dass die Aufforderung Geschirr zu spülen nicht nur zu zwei verlorenen Followern, sondern auch zu einem verlorenen Job und letztlich zum Scheitern einer Ehe führte, doch in der Welt von Social Media, in der sich der Selbstwert von Leuten viel zu oft um Kennzahlen wie Likes und Follower dreht, schlichtweg– wenn auch fragwürdige – Realität.
Das Ganze ist umso tragischer, wenn man bedenkt, dass Nishas Followerzahl ohnehin nicht allzu groß gewesen sein dürfte, wenn ihr so problemlos auffallen konnte, dass sie gerade einmal zwei Fans verloren hatte – die eigene Ehe ist es aber sowieso in keinem Fall wert. Zählt man ihren Exmann mit, sind wir sogar schon bei drei verlorenen Followern...