Er predigte Verzicht und Bescheidenheit, lebte mit seiner Partnerin selbst aber im puren Luxus – und das alles auf Kosten der Follower, die für gute Zwecke spenden wollten.

Er gehört zu den bekanntesten Islam-Influencern auf TikTok im deutschsprachigen Raum und stand schon öfter wegen extremistischer und salafistischer Aussagen in der Kritik – vor Gericht muss er sich nun aber wegen Spendenbetrugs verantworten.
600.000 Follower lauschen fragwürdigen Aussagen
Abdelhamid folgen knapp 200.000 User auf Instagram – auf TikTok sind es sogar 580.000 – und hören ihm dabei zu, wenn er über den Islam redet oder versucht auf Fragen und Themen der Neuzeit Antworten im Koran zu finden. So äußerte er sich kritisch zum Feminismus von Shirin David, Homosexualität und der Gier der heutigen Generationen und sah für sich und alle anderen die einzige Lösung in seinem Glauben.
Kritiker wiesen immer wieder darauf hin, dass in vielen Videos von Dehran A. (so der Influencer bürgerlich) unterschwellig islamistische Inhalte mitschwingen würden, wenn er etwa die Rolle der Frau einzuordnen versuchte oder seinen Zuschauern erklären wollte, wie ein Mann sich zu verhalten habe. Die meisten seiner Follower scheinen die problematischen Tendenzen nicht weiter zu stören, so dass sie ihm bis heute zuhören.
500.000 Euro aus Spenden abgezweigt
Nun ja, nicht direkt bis heute, denn Abdelhamid sitzt seit Oktober letzten Jahres in einem Düsseldorfer Gefängnis. Vor knapp einer Woche begann nun der Prozess gegen den 34-Jährigen, dem Spendenbetrug in 37 Fällen vorgeworfen wird. Laut Anklageschrift soll er so knapp 500.000 Euro ergaunert haben – das meiste durch Spenden.
Knapp drei Jahre lang rief der TikTok-Prediger seine Follower immer wieder dazu auf, ihm Geld zu spenden, welches er an humanitäre Zwecke wie Hilfsorganisationen in Palästina weitergeben würde. Tatsächlich tat er dies auch – allerdings nur einen Bruchteil der Summe.
Als er durch ein besonders erfolgreiches Spendengesuch knapp 78.000 Euro sammeln konnte, investierte er 71.000 davon in einen privaten BMW.
Vom Großteil aller Spenden, die er über die Jahre einnahm, finanzierte er sich und seiner Lebensgefährtin einen ausschweifenden Lebensstil, welcher so gar nicht zu der Bescheidenheit passte, die er oft predigte. Während er seine Zuschauer zu Verzicht und Anstand riet, leistete er sich teure Autos, Luxusuhren und Markenhandtaschen.
3 Jahre Gefängnis als mögliche Strafe
Das erschwindelte Gut wurde allerdings zu gewissen Teilen während einer Razzia 2024 beschlagnahmt und Abdelhamid landete in Untersuchungshaft.
Lange zuvor hatte es bereits diverse Hinweise auf Geldwäsche gegeben, mit dem Zugriff der Polizei und der nun anberaumten Gerichtsverhandlung bestätigte sich der Verdacht nun.
Denn Abdelhamid und seine Frau zeigen sich geständig. Ihm wurde im Gegenzug von einem Düsseldorfer Gericht eine Freiheitsstrafe von 3 Jahren, seiner Partnerin eine Bewährungsstrafe angeboten.
Lediglich den Vorwurf der Bandenkriminalität wiesen sie zurück. Über ihren Anwalt ließ das Paar verkünden, dass es keinerlei Bandenabsprachen gegeben habe.
0% Glaubwürdigkeit die bleibt
Die Polizei sieht in den Videos von Abdelhamid eine Einstiegsspirale in den extremistischen Islamismus. Laut Lagebild Islamismus des NRW-Innenministeriums gilt Dehran A. als “salafistischer Lifestyle-Influencer".
Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass die Inhalte, die der TikToker in sozialen Netzwerken verbreitete, die Arbeit von Pierre Vogel fortführen und gerade junge, bildungsferne Menschen von seiner Auslegung Korans überzeugen sollte.
In einem TikTok von 2023 erzählt Dehran A. davon, dass Menschen ihn immer wieder gefragt hätten, woher er seine Rolex habe und er hätte ihnen erklärt, dass er hart dafür arbeiten würde und wie wichtig es sei, sich in Verzicht zu üben, bis man bereit für das sei, was man mit der eigenen Arbeit erreichen könnte. Ob seine Follower ihm dies und all seine anderen Aussagen noch glauben können oder ihm nach dieser Aktion noch die Treue halten werden, ist allerdings ungewiss...