Weil sie Jesus riet, sich die Haare schneiden zu lassen: Indonesische TikTokerin zu 3 Jahren Haft verurteilt

Die muslimische trans Frau Ratu Thalisa riet Jesus zu einem Friseurbesuch – und soll nun fast drei Jahre ins Gefängnis.

3 Jahre Haft wegen Jesuswitz
Ein Zuschauer fordert die Streamerin auf, sich die Haare zu schneiden – die dreht den Spieß um und gibt Jesus den gleichen Rat. | © Ratu Etnok

Eine indonesische Influencerin hielt während ihres Livestreams ein Bild von Jesus in die Kamera und machte den Witz, dass dieser sich die Haare schneiden lassen sollte – das hat nun Konsequenzen.

Eine muslimische trans Frau in Indonesien

Ratu Thalisa, ihren mehr als 440.000 Followern auf TikTok besser als Ratu Entok bekannt, streamed regelmäßig aus Indonesien und berichtet von ihrem durchaus durchwachsenen Leben als muslimische trans Frau – eine Folge von Worten, die auch hierzulande bei einigen für Schnappatmung sorgt.

Auch in Indonesien – und im Internet sowieso – eckt sie damit immer wieder an und thematisiert eben dies, um sich mit ihrer Community auszutauschen und sich zu den ständigen Beleidigungen und Angriffen gegen ihre Person und ihre Lebensweise zu wehren.

Fast 3 Jahre wegen des "Blasphemie-Paragrafen"

Kürzlich passierte genau dies wieder. Ein Zuschauer schrieb in den Chat ihres Livestreams, dass sich Thalisa die Haare schneiden solle, damit sie wie ein Mann aussähe. Daraufhin zückte die Streamerin ihr Handy, hielt ein Bild von Jesus in die Kamera und sprach zu diesem, indem sie Jesus riet sich die Haare schneiden zu lassen, weil er wie eine Frau aussehen würde.

Daraufhin erstatteten fünf christliche Gruppen Strafanzeige wegen Gotteslästerung, was zu einer Festnahme Thalisas vier Tage später führte. Dies und die daraufhin folgende Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren und zehn Monaten sorgen für Empörung.

Amnesty International kritisiert Beschneidung der Meinungsfreiheit

Laut Amnesty International erfolgte die Verurteilung nach einem ETI-Gesetz (Elektronische Informationen und Transaktionen), welches auch Passagen mit Bezug auf Hassrede und Diffamierung enthält und oft auch zur Bestrafung von vermeintlich religiösen Beleidigungen herangezogen wird.

Seit seiner Etablierung im Jahr 2018 sollen so mindestens 560 Personen in ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung beschränkt worden sein, von denen 412 auch tatsächlich verurteilt wurden.

Amnesty International sagt hierzu, dass derartige strafrechtliche Sanktionen zur Verleumdung immer wieder zur “Unterdrückung von Menschenrechtsverteidigern und Oppositionellen” eingesetzt worden seien.

Was denkt ihr zu dem Thema? ist die Strafe überzogen und beschränkt die Redefreiheit oder haltet ihr die Verurteilung für gerechtfertigt?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....