Restaurantbesitzer wirft Food-Influencerin aus dem Laden, weil seine eigene Tochter mehr Follower hat

Ein geplatzter Deal mit einer Influencerin sorgte für reichlich Kritik am Restaurant und dafür, dass der Küchenchef seinen Job verlor.

Viele Köche verderben den Brei, ein einziger den Werbedeal. | © YouTube

Eigentlich hatte die Food-Influencerin itskarlabb einen Deal mit einer neueröffneten Weinbar und sollte diese promoten. Vor Ort wurde sie dann jedoch alles andere als herzlich empfangen.

Nicht nur bei The Bear ist die Gastronomie ein hart umkämpftes Pflaster. Restaurants können noch so aufpoliert sein, die Speisen noch so exquisit, wenn die Gäste ausbleiben, kann auch der beste Küchenchef niemanden bekochen.

Food-Influencer als Werbeschild

Deswegen ist es für Gastronomen immer wichtiger, neue Werbe- und Marketingwege zu finden, weil ein Restaurant sich heutzutage nicht einfach durch schlichte Mundpropaganda über Wasser halten kann.

Nur scheinen die Vorstellungen darüber, wie man beispielsweise mit Influencern eine Partnerschaft eingeht, manchmal ein wenig von der Realität abzuweichen.

Klar, es gibt Geschichten von Influencern, die glauben, sie könnten mit ihrem “Status” ein gratis Essen abstauben und die Zyniker unter euch hoffen vermutlich auf genau so eine Geschichte, doch mal ganz davon abgesehen, dass diese Fälle seltener sind, als ihr glauben wollt (vertraut mir, ich habe lange genug in der Gastro und dem dazugehörigen Management gearbeitet), geht es in diesem Fall um das genaue Gegenteil.

Denn als die TikTokerin Itskarlabb sich auf den Weg zur Weinbar Kis Cafe in San Francisco machte, um wie mit dem Besitzer besprochen eine Videorezension zu drehen und als Promomaterial zu veröffentlichen, wurde sie statt mit warmen Speisen nur mit einer kalten Schulter empfangen.

Ein unbeeindruckter Küchenchef

Der Deal an sich ist für Karla nichts neues. Ihren damals noch 15.000 Followern stellte sie immer wieder Restaurants und Bars in der Gegend vor, präsentierte Foodtrends und empfahl Getränke und Essen, die ihr besonders mundeten – oftmals im Zuge einer Partnerschaft mit den entsprechenden Lokalitäten.

Eine solche Zusammenarbeit ist für alle Seiten lukrativ. Karlas Follower erhalten neue Inspirationen für die Lokale, die sie besuchen könnten, Karla hat Content für ihren Account und kann entweder gratis essen oder wird für ihre Videos bezahlt, und die Restaurants können von ihren TikToks als modernes Werbematerial profitieren.

Luke Sung, der Mitbesitzer und Küchenchef des Kis Cafe schien im Zeitraum zwischen der Vereinbarung und dem Auftauchen Karlas allerdings einen Sinneswandel durchlebt zu haben. Denn wie Karla selbst berichtete, konnte sie vor Ort hören, wie Sung mit dem Mitarbeiter, der Karla angeheuert hatte, abfällig über sie sprach, wissen wollte, wer sie war und wie viele Follower sie überhaupt habe.

Als Karla ihm erklärte, dass sie knapp 15.000 Follower hätte, meinte Sung, dass dies zu wenige wären und nachdem er kurz durch ihren Account gescrolled hatte, behauptete er zudem noch, dass ihre Videos nicht gut genug seien, um sein Restaurant ausreichend zu repräsentieren.

Zu wenige und zu arme Follower

Während des kleinen Streitgesprächs zwischen den beiden erklärte der Restaurantbesitzer außerdem, dass er davon ausgehe, dass Karlas Follower ohnehin nicht die Klientel wären, die er in seinem Laden haben möchte und zu arm wären, um dort essen zu können.

Sung fragte Karla daraufhin, ob sie überhaupt wisse, wer er sei und erzählte davon, dass er James Beard Award Finalist gewesen wäre und seine Tochter mehr als 600.000 Follower auf TikTok hätte.

All dies wären Dinge gewesen, die entweder noch während der Planung des Deals hätten besprochen werden oder nun im Nachhinein noch überarbeitet werden können – Sung schien allerdings kein Interesse an einer Einigung zu haben. Karla verstand dies als Rausschmiss, da ihre Zusammenarbeit so offensichtlich nicht stattfinden würde und verließ das Restaurant.

Als sie sich daraufhin mit der Geschichte an ihre Follower wandte, gingen der Clip und die Story sofort viral. Karla sah zwar davon ab, den Namen des Restaurants oder des Inhabers zu erwähnen, doch findige User hatten anhand ihrer Beschreibung und ihres Aufenthalts in San Francisco schnell herausgefunden, dass es um das Kis Cafe und Luke Sung ging.

Die Reaktionen folgten auf dem Fuße. Die Anzahl von Karlas Followern war in der Zwischenzeit nicht nur auf über 350.000 angewachsen, auch für das Restaurant regnete es (zugegebenermaßen recht unverdient) zahlreiche negative Rezensionen.

Restaurant und Tochter reagieren

Das Kis Cafe sah sich gezwungen, ein Statement zu veröffentlichen und erklärte, dass man Luke Sung entlassen hätte und er in Zukunft weder Besitzer noch Küchenchef der Weinbar wäre – auch wenn die User was dies anging ein wenig skeptisch waren, weil ein Mitbesitzer schlecht einfach so entlassen werden könnte. Dennoch schien es zumindest so, als würde Sung in Zukunft sicherlich nicht mehr Gesicht des Ladens sein.

Auch Sungs Tochter veröffentlichte ein Video auf ihrem TikTok-Account, auf welchem sie sich für das Verhalten ihres Vaters entschuldigte. Nachdem dieser selbst keine Social Media Auftritte hatte, traf die Kritik der User häufig sie, weswegen sie sich als Tochter mitverantwortlich sah.

Sie erklärte, mit ihrem Vater ausgiebig gesprochen zu haben. Sie gab zu bedenken, dass er als Einwanderer oftmals eine andere Vorstellung davon gehabt hätte, wie mit Leuten zu reden sei und es andere Konzepte davon gäbe, wie Koch und Gast miteinander zu agieren hätten.

Was haltet ihr von der Sache? Könnt ihr die Reaktionen des Küchenchefs nachvollziehen oder seid ihr der Meinung, dass die Influencerin äußerst ungerecht behanndelt wurde?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....