Rohes Hackfleisch und Kot in allen Zimmern: TikTokerin feiert sich als "faulste Mutter der Welt"

Wenn aus einem witzigen Internet bitterer Ernst wird und die Gesundheit von Kindern auf dem Spiel steht.

Donut Mom
Ob dies ein gesundes Umfeld für kleine Kinder ist? | © Donut Mom / TikTok


"Lazy Moms" gibt es auf Social Media so einige. Besonders auf TikTok erfreuen sich Clips großer Beliebtheit in der Frauen zeigen, wie sie mit den nervigen Aufgaben rund um Haushalt und Kinder umgehen.

"Du musst mal einen Moment durchatmen und willst ein paar Seiten aus einem Buch lesen?" fragt eine TikTokerin und streut dann ein paar Babykekse auf den Boden "Verteile die Snacks deines Kleinkindes wie Hühnerfutter auf dem Boden und der Nachwuchs ist für einige Zeit damit beschäftigt, herumzukriechen und die Leckereien aufzusammeln."

Was diese Videos in der Regel alle gemein haben: Sie sind gestellt, überzogen und dienen lediglich der Unterhaltung. Die Idee, das auszusprechen oder zu tun, was sich viele übermüdete, erschöpfte Eltern denken und gerne tun würden, das Ganze aber unterhaltsam zu halten und den Nachwuchs nie wirklich unter diesen Ideen leiden zu lassen, kommt gut an.

Donut Mom

Problematisch wird das Ganze aber dann, wenn sich eine Mutter selbst als "lazy Mom" feiert, das auch wirklich so meint und ihre Kinder dabei teils unzumutbaren Zuständen aussetzt, die wirken, wie in einem schiefgelaufenen Sims-Gameplay.

Alexandra Sabol, im Internet besser bekannt als „Donut Mom“, ist zu einem Sinnbild dafür geworden, wie schnell alltägliche Familienszenen in den sozialen Medien zu globalen Diskussionen werden können. Ihre Videos, in denen sie Einblicke in ihr Leben als Mutter gibt, haben auf TikTok und anderen Plattformen Millionen von Aufrufen gesammelt – teils zur Unterhaltung, vor allem aber weil Zuschauer nicht glauben können, was sie da sehen.

Vom Frühstücksvideo zum Shitstorm

Der Name Donut Mom 2023 entstand aus einem kurzen Clip, in dem Sabol ihrer etwa einjährigen Tochter drei Mini-Puderzucker-Donuts mit Apfelmus zum Frühstück serviert. Das Video verbreitete sich rasant. Unter den Kommentaren entbrannte ein Streit: Ist das harmlose Alltagsrealität – oder ein Beispiel für schlechte Ernährungserziehung?

Während einige Nutzer sie scharf kritisierten und von “Kindeswohlgefährdung” sprachen, meldeten sich auch Eltern zu Wort, die Verständnis zeigten. Sie betonten, dass niemand wisse, wie der restliche Speiseplan des Kindes aussehe oder ob gesundheitliche Gründe hinter der Essenswahl stünden.

Eine pädiatrische Ergotherapeutin erklärte in einem Interview, dass Kinder mit bestimmten sensorischen Schwierigkeiten weiche, vertraute Speisen bevorzugen könnten – und Donuts möglicherweise eine Übergangslösung darstellten – in keinem Fall aber zur Routine auf dem Speiseplan werden dürften.

Roher Hackbraten zum Abendessen

Allerdings scheint die Sorge um eine gesunde Ernährung Sabols und ihrer Kinder durchaus berechtigt.

In regelmäßigen Videos darüber, was es in der jeweiligen Woche zu essen gab, zeigt Sabol immer wieder Tüten voll Junkfood und bestellte Pizzen, das "frische Obst" von dem ihr wichtig ist, dass ihre Kinder es essen, stellt sich als Wackelpudding mit Orangengeschmack heraus und als Nachtisch gibt es einen großen Becher Dr. Pepper-Cola mit Vanilleeiskugeln darin. In einem Clip, in dem sie Hackbraten machen wollte, wirkte das viele Fleisch nach der Zubereitung noch weitestgehend roh, wurde den Kindern aber wohl dennoch so serviert.

Ob dies die richtige Ernährung für ihre Kinder im Alter zwischen 3 und 7 Jahren ist, ist wohl eher fraglich.

Vorwürfe der Vernachlässigung

Mit zunehmender Bekanntheit nahm auch der Druck auf Sabol zu. In mehreren Livestreams zeigte sie sich emotional und sprach offen über den Hass, den sie online erfahre. "Ich bin einfach eine Mutter, die ihr Bestes gibt", sagte sie in einem Video, das ebenfalls viral ging.

Auf Plattformen wie Reddit und Facebook kursierten inzwischen jedoch auch schwerwiegendere Vorwürfe – bis hin zu Anschuldigungen der Vernachlässigung.

In diversen Videos und Streams, die Donut Mom mit der Welt teilte, ist zu sehen, dass sie es mit der Ordnung wohl nicht so ganz ernst nehme. Wäscheberge, Müll und Gerümpel sind in vielen Ecke zu erkennen, die Küche wirkt dreckig, voll von Lebensmittelresten und Kritiker glauben auch immer wieder Tierkotreste auf den Böden in ihrem Haus entdecken zu können, da Sabol ihren Hund wie ihre drei Hasen frei durch alle Zimmer laufen und ihr Geschäft machen lässt.

Zerrüttetes Familienbild?

Wo diese Vorwürfe und die Sorge um die Kinder mehr oder weniger begründet sind, da offensichtlich ist, wie es um die Ernährung der Kinder steht, gibt es auch Punkte, die zwar grundsätzlich ungewöhnlich sind, bei denen allerdings nur schwer von außen festzustellen wäre, wie problematisch sie für die Erziehung der Kinder wirklich sind.

Nachdem Sabol zwei Kinder von ihrem ersten Mann Taylor bekam, trennten sich die beiden sie lernte einen neuen Mann kennen. Auch von diesem bekam sie ein Kind, gab jedoch kurz nach der Geburt bekannt, dass sie ihre Beziehung nun öffnen würde und eine weitere Frau zusammen mit ihr, ihrem Mann und den Kindern wohnen würde. Als diese Dreiecksbeziehungen zerbrach, zog Sabols erster Ehemann Taylor wieder zu ihr.

Gerade im besonders konservativen Amerika werden ungewöhnliche Familienstrukturen oftmals vorschnell verurteilt, weswegen viele Sabol hier vorwerfen, dass dies kein geeignetes Umfeld für ihren Nachwuchs sei.

Das Phänomen "Mom-Shaming"

Grundsätzlich muss mit Kritik hier vorsichtig umgegangen werden. Oftmals reicht ein einzelnes Video und die Interpretation der Kritiker aus, um eine Mutter als unfähig zu deklarieren, denn die Kontroverse um Donut Mom ist kein Einzelfall. Immer wieder geraten Eltern – vor allem Mütter – wegen alltäglicher Entscheidungen ins Visier des Internets. Medienexperten sprechen in diesem Zusammenhang von „Mom-Shaming“, also öffentlicher Beschämung von Müttern für ihre Erziehungsstile.

Im Falle von Sabol ist die Beweislast wohl allerdings recht erdrückend, auch wenn viele Reaktionen unbestritten zu harsch und beleidigend sind.

Der Trend der "lazy Moms" im Internet deckt letztlich wohl das gesamte Spektrum ab. Aufopfernde Mütter, die mit ein paar unterhaltsamen Videos versuchen, anderen Eltern klarzumachen, dass sie mit ihrem Wunsch nach Schlaf und etwas Ruhe nicht allein sind – allerdings auch Eltern, die ganz offen ihren fragwürdigen Umgang mit dem eigenen Nachwuchs zur Schau stellen.

Entscheidend ist dabei wohl, nicht zu vorschnell zu reagieren, aber sehr wohl Kritik anzubringen, wo diese dringend nötig ist.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....