Ob seine eigene Strafe deswegen sonderlich milder ausfallen wird, ist noch fraglich.
Mit einem absurden "Was man sagt, ist man selbst"-Move vor Gericht gelang es Johnny Somali einen seiner acht Anklagepunkte abzuwenden.
Einer der unangenehmsten Streamer der Welt
Das Johnny Somali vor Gericht steht, dürfte niemanden wundern, der sich auch nur ein wenig mit den Schandtaten des IRL-Streamers beschäftigt.
Zuvor war der US-Amerikaner in China und Israel unterwegs und wurde in beiden Ländern abgeschoben, nachdem er mehrfach straffällig wurde, in dem er Menschen zur Erheiterung der Zuschauer seiner Streams belästigte.
Sein neuestes Opfer, die Bevölkerung von Südkorea, musste unter anderem miterleben, wie er den öffentlichen Nahverkehr behinderte, in dem er einem Busfahrer einen rohen Frisch ins Gesicht hielt (womit er später auch einen Richter und dessen Mutter bedrohte), Nordkoreanische Propaganda an öffentlichen Plätzen abspielte oder gemeinsam mit seinem Geldgeber junge Frauen im Internet und Kinder in der Öffentlichkeit sexuell belästigte.
Von seinen Followern bekam er daher auch den Spitznamen "Yasuke" in Anspielung an seine kontroverse Figur als POC im asiatischen Raum, was aber im Grunde nur umso deutlicher macht, wie unangenehm Somali und seine wenigen Fans eigentlich sind.
Somali vor Gericht... aber als Kläger!
Umso überraschender ist es aber, dass der letzte Gerichtstermin des US-Amerikaners, der bürgerlich Ramsey Khalid Ismael heißt, von ihm selbst in die Wege geleitet wurde.
Noch absurder ist der Hintergrund des Ganzen: Denn nachdem Somali und sein – mehr oder weniger talentierter – Anwalt mit ihrer Verteidigungsstrategie rund um schwere Deepfake-Vorwürfe krachend gescheitert waren, wollen sie den Spies nun einfach umdrehen.
Einer der schwerwiegendsten Anklagepunkte mit denen sich Somali aktuell konfrontiert sieht, bezieht sich nämlich auf die Verwendung von Gesichtern bekannter koreanischer YouTuber und Streamer wie BongBong und Yuungman in obszönen Deepfake-Videos, die er geteilt haben soll.
Damals versuchte Somalis Anwalt diesen Vorwürfen damit zu begegnen, dass der Streamer die Videos ja gar nicht selbst erstellt, sondern nur geteilt hatte, woraufhin ihm der Richter erklärte, dass vor dem Südkoreanische Gericht in diesem Fall die Erstellung und Verbreitung gleichermaßen geahndet werden würde.
Dies nutzte Somali wiederum nun, um einen der Kläger, den südkoreanischen Streamer Youngman der gleichen Tat zu bezichtigen. Dieser hatte, um seinen Zuschauern zu erklären, was genau vorgefallen war, das Deepfake-Video ebenfalls gezeigt und es damit im Internet verbreitet.
Youngmann zieht Klage zurück
Das Problem für Youngman – er steht bereits wegen eines anderen Verfahren aktuell vor Gericht. Der Streamer hatte sich an einem Protest beteiligt, in dessen Verlauf er einen Ziegelstein durch einen Gerichtssaal geworfen hatte, eine Tat für die er ebenfalls im Gefängnis landen könnte. Eine zusätzliche Verurteilung aufgrund des Verbreitens seines eigenen Deepfake-Videos könnte sich dabei entsprechend negativ auf das Urteil auswirken, weshalb sich beide Parteien darauf einigten, die Vorwürfe fallen zu lassen.
Ein wirklicher Sieg für Somali ist das ganze letztlich dennoch nicht, denn der Fakt, dass einer von acht Anklagepunkten gegen ihn fallengelassen wurde, wirkt ein wenig wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Zuvor bekannte er sich bereits sechs dieser Punkte schuldig, der letzte nun ausstehende ist aktuell der zweite Deepfake-Vorwurf durch die Valorant-Streamerin BongBong. Ob und wie der Prozess für Somali weiterverlaufen wird, ist also noch offen, dass er um eine Strafe herumkommt allerdings mehr als unwahrscheinlich.