Die 5+ Roster und ihre Zukunft in CS:GO

Future 5 rosters
Astralis unglaublicher Erfolg macht sie zum Trendsetter der CS:GO-Szene. (Quelle: Astralis via Twitter)

Astralis nahm diese Woche Jakob "JUGi" Hansen unter Vertrag. Das an sich wäre keine überraschende Nachricht: die beste dänische Mannschaft zieht einen der besten dänischen Spieler an... Das Außergewöhnliche ist, dass JUGi das siebte Mitglied des Astralis-Rosters wird.

Angesichts des Erfolgs der Organisation in den vergangenen zwei Jahren und der für sie charakteristischen Professionalität, können wir bei einer solchen Neuigkeit eine umfassende Analyse nicht umgehen. Wie wahrscheinlich ist es also, dass 5+ Roster zum neuen Standard in CS:GO werden? Und wie weit über fünf sind die Teams bereit zu gehen? Was spricht dafür und was dagegen?

Nicht die Ersten und nicht die Letzten

Ein Argument, das für diesen neuen Ansatz spricht, liegt auf der Hand: Astralis ist weder das erste noch das letzte Team waren, das die magische Zahl fünf überschritten hat. Bereits im vergangenen September stellte die polnische Organisation AGO nach einigen Wochen des Ausprobierens, in denen unter anderem die Legende Jarosław "pashaBiceps" Jarząbkowski auftauchte, ihr neues Roster vor. Pascha schaffte es zwar nicht auf die Liste, aber die Enthüllung war dennoch interessant – AGO hatte sich verzählt.

Naja, sie haben natürlich nicht falsch gezählt, es fühlte sich nur so an – sie gaben uns sechs statt fünf Namen. Darüber hinaus bestätigten sie, dass sie nicht vorhaben, einen der Spieler zu entlassen, sondern sie so lange austauschen wollen, bis sie die beste Aufstellung gefunden haben. Und sobald die vorherige Aufstellung Probleme bekommt, könne man wieder einen Spieler austauschen. Wie bei jeder Neuerung waren die Leute bestenfalls verwirrt oder lachten gar über das Konzept.

Das Gelächter und die Verwirrung erreichten einen neuen Höhepunkt, als AGO noch weiter ging und einen siebten Spieler unter Vertrag nahm – wieder, ohne jemanden zu entlassen. Das Konzept mit sieben Spielern hatte zu diesem Zeitpunkt keinen großen Erfolg, was vor allem darauf zurückzuführen war, dass sich AGO seit dieser Entscheidung nicht verbessert hatte. Doch man merkte, dass das Lachen und die Verwirrung langsam durch Neugierde abgelöst wurden.

Astralis verändert die Sicht

Weniger als zwei Wochen nachdem das Roster von AGO auf sieben angewachsen war, sorgte Astralis dafür, dass Neugierde zum vorherrschenden Gefühl wurde. In einem sehr umstrittenen Schritt erweiterte die erfolgreichste Organisation in der Geschichte von CS:GO ihren Kader mit Patrick "es3tag" Hansen auf sechs. Was einst ein verrücktes Experiment einer zweitklassigen polnischen Mannschaft war, wurde auf einmal als ein möglicher Zukunftstrend unter den Spitzenmannschaften angesehen. Einfach nur, weil Astralis es getan hatte. Der Ruf zählt, Leute.

Die Organisationen hatten gezögert, in die Fußstapfen von AGO zu treten, aber wenn Astralis es tut, ist das eine andere Sache. Und wir haben erwähnt, dass es nach Astralis noch andere gab... Es dauerte nur einen Monat, bis ENCE auf den Hype aufsprang und Elias "Jamppi" Olkkonen unter Vertrag nahm – der erste Roster-Ausbau dieser Art nachdem Astralis es tat.

Bald darauf folgte eine weitere Organisation: Astralis. Schon wieder? Richtig, die Dänen waren nur mit es3tag nicht zufrieden, sechs Spieler waren nicht genug. Sie wollten mehr und entschieden sich für einen siebten Spieler – JUGi. Wie lange wird es diesmal dauern, bis jemand nachzieht?

Sind 5+ Roster die Zukunft?

Diese Frage ist schwieriger zu beantworten, als man vielleicht denkt. Der Tenor dieses Artikels lässt den Schluss zu, dass in zwei Monaten sechs, sieben oder acht Mann starke Kader die Norm sein werden. Zum einen ja, aber eigentlich nein.

Die Hindernisse

Allein die geltenden Vorschriften machen es solchen Projekten extrem schwer. Viele Turniere, vor allem die CS:GO Majors, haben Roster-Sperren. Mit anderen Worten – fünf vorher festgelegte Spieler und ein Trainer. Im besten Fall kann eine Mannschaft also die Regeln umgehen, indem sie einen ihrer Spieler auf den Trainerplatz setzt. Im schlimmsten Fall sind die fünf ausgewählten Spieler auf sich allein gestellt und es sind keine Ersatzspieler erlaubt.

Zonic astralis
Die Anwesenheit eines Coachs macht einen großen Unterschied. (Quelle: Astralis)

Selbst die erste Option scheint den Zweck zu verfehlen, da der Coach, insbesondere für eine Mannschaft wie Astralis, von wesentlicher Bedeutung ist und wir bezweifeln, dass Danny "zonic" Sørensen jemals durch einen Spieler ersetzt wird.

Ein weiteres Problem sind die Spieler selbst. Wie viele es3tags und JUGis wird es geben? Junge und fähige Spieler, die eine Ersatzrolle akzeptieren. Astralis behauptet zwar, dass es eine Rotation geben wird und die Neuzugänge nicht nur Ersatzspieler sein werden, aber seien wir ehrlich: niemand glaubt wirklich, dass JUGi so oft spielen wird wie Nicolai "device" Reedtz. Wie viele Monate ohne Spiel, wie viele verpasste Majors wird es dauern, bis ein hochrangiger Spieler in seinen besten Jahren sagt: "Okay, das reicht". Wir werden es in den kommenden Monaten herausfinden, aber wahrscheinlich ist – nicht so viele.

Die Aussichten

Trotz dieser offensichtlichen Stolpersteine ist das Konzept der größeren Roster nicht einmal neu in der CS:GO-Szene. Die Diskussionen zu diesem Thema reichen Jahre zurück und es gibt einen guten Grund dafür. Theoretisch ist eine größere Kader-Meta eine gute Sache – sie ermöglicht taktische Flexibilität und eine angemessene Ruhepause für die Spieler. Außerdem wäre es ziemlich cool, wenn ein Ersatzspieler ein Spiel noch umdrehen kann, oder?

Die Beschränkungen der Rostersperren und der immense Widerstand, den jede bahnbrechende Änderung immer wieder zu erfahren scheint, insbesondere in der Gaming-Community, machen es der Strategie schwer 2 zumindest aktuell.

Die Vorhersage

Unsere (optimistische) Vorhersage ist, dass wir im Laufe des Jahres 2020 hier und da einige Nischenfälle sehen werden. Wie Astralis, die ihre Stars von Zeit zu Zeit auszuruhen lassen wollen, oder ENCE, die Jamppi Vollzeit hinzufügen, obwohl er noch durch seinen Bann behindert wird.

Wenn alles gut läuft, insbesondere wenn alles mit Astralis Projekt gut läuft, könnten wir in Zukunft einige Regeländerungen sehen, die solche Schritte viel sinnvoller machen würden. Dann wird unweigerlich die Community und – was noch wichtiger ist – die organisatorische Unterstützung des Konzepts folgen.

Diese größeren Roster, könnten eine der wichtigsten Fortschritte sein, die die CS:GO-Profiszene je gemacht hat. Es wird die Spielerbasis auf natürliche Weise erweitern und viel mehr junge Spieler dazu bewegen, ihre Zeit in CS:GO zu verbringen. Außerdem wird es so dem realen Sport noch mehr ähneln – was Esports bei jeder Gelegenheit tun sollte. Nicht nur, um die Popularität zu steigern, sondern auch, weil es funktioniert. Ersatzspieler sind im Profifußball beispielsweise erst in den 1960er Jahren zu einer Sache geworden – wir müssen uns mit unserem Lieblings(e)sport weiterentwickeln – das ist der einzige Weg zum Erfolg.

Nicht zuletzt wird es natürlich das Spiel interessanter machen. Man stelle sich vor, Peter "dupreeh" Rasmussen hat ein schlechtes Spiel, Astralis liegen 10:13 hinten. In goes es3tag, holt 15 Kills in sieben Runden und gewinnt das Spiel seiner Mannschaft mit 16:14. Das wäre etwas, wofür es sich zu leben lohnt... Es wird allerdings noch einige Zeit brauchen – Änderungen brauchen immer Zeit, bis sie zur Norm werden. Wenn aber jemand dazu beitragen kann, dann Astralis.

Alle News und Updates zu CS:GO gibt es natürlich auf EarlyGame, zum Beispiel Neues CS:GO-Update fixed Granaten-Bugs und Neue Symbole im CS:GO Kill-Feed.

Lukas Ballat

Lukas hat Lehramt für Englisch und Geschichte studiert, bringt euch jetzt aber alles zu Call of Duty und Gaming bei und kümmert sich auch um Partner-Projekte und Kampagnen. Neben Shootern spielt er vor allem Souls-Likes, scheut aber auch nicht vor Diablo-Grind zurück....