FIFA 23: Wie die Fünferkette FUT zerstört

FIFA 23 und die Fünferkette in FUT: Ein Zusammentreffen von Spielspaß und taktischer Härte. Wir werfen einen detaillierten Blick auf den langsamen Aufstieg der Fünferkette und untersuchen, was genau die Anhänger des ansehnlichen Offensivfußballs zur Verzweiflung treibt.

FUT 23 5er Kette
FIFA 23: Wie die Fünferkette FUT zerstört. ©EarlyGame ©EA Sports

Welch aufregende Zeiten waren es, als FIFA 23 Ende September seine Premiere feierte! Von mangelhaften Torhüter-Animationen über verbuggte Außenristschüsse bis hin zu unbeholfenen Verteidigern – die Folge waren Ergebnisse, die eher an Handball erinnerten. Die Partien endeten eher mit einem 6:7 als 0:1.

Man brauchte gar nicht erst versuchen, sich hinten einzuigeln. Zu viele Mittel gab es zu Beginn, um auch aus 30 Metern Tore zu erzielen. FIFA 23 brachte zunächst nicht den Realismus, den sich der ein oder andere Fußball-Fan von einem Fußballsimulationsspiel erhofft hatte. Dennoch gab es zumindest eine Fülle von Toren, und ehrlicherweise ist es doch genau das, was wir im Fußball sehen wollen, selbst wenn es nur auf der Konsole ist.

Mit den ersten Patches wurden die Torhüter besser, die Bug-Schüsse schlechter und die KI in der Verteidigung intelligenter. Und langsam nahm das Unheil seinen Lauf. Nach und nach stellten viele Spieler ihr Spiel wieder um und die Abwehrriegel vor dem gegnerischen Strafraum wurden massiver und enger.

FIFA 23: Der (Ab)Weg zur Fünferkette in FUT

Spätestens mit dem Patch, der die Laufstile anpasste, also der Fokus nicht mehr ausschließlich auf dem Lenghty-Laufstil lag, hatte man das Gefühl, dass sich die Spielausrichtung vieler Spieler veränderte. Den schnellen Bewegungen und Richtungsänderungen der kleineren, flinkeren Spieler, fühlten sie sich nicht mehr gewachsen.

Offensiv brauchte es mehr als nur lange, hohe Steilpässe, um die gegnerische Abwehrreihe zu überwinden. Mühsam musste man sich nun entlang der Außenlinie durchkämpfen und flache Pässe in den Rückraum legen, um Tore zu erzielen.

Der FIFA-Spieler ist eine erfolgsorientierte Spezies. Dem Vergnügen weicht oft die Effizienz. In unserem Fall erkannten viele Gamer, dass sie, um selbst zum Torerfolg zu kommen, mehr Mühe in ihr Angriffsspiel legen müssten.

Viele Spieler wählten daher den Weg des geringsten Widerstandes und konzentrierten sich darauf, Tore zu verhindern. Die neue Devise hieß, sich mit möglichst vielen Spieler vorm und im eigenen Strafraum zu versammeln.

Dafür griffen sie auf eine besonders defensiv veranlagte Fünferketten-Formation zurück.

  • Ohne Fünferkette super stabil stehen und wenig Gegentore bekommen, das geht. Schau in unseren Defensiv-Guide, um schlagartig besser zu verteidigen.

Die 5-4-1 Formation: Wenn Mourinho und Simeone deine Trainer wären

Vielleicht tue ich José Mourinho und Diego Simeone unrecht, denn selbst für diese beiden "Defensivspezialisten" ist die 5-4-1 Formation fast zu defensiv. Neben einer tief stehenden Fünfer-Reihe bekommen wir es hier mit einer kompakten Viererkette vor der Abwehr zu tun.

Es ist wichtig zu betonen, dass ich die Formation an sich nicht grundsätzlich verurteile. In engen Spielen und gegen aggressiv pressende Gegner kann die Formation durchaus als taktisches Mittel eingesetzt werden, um sich der Offensivpower des Gegners entgegenzustemmen.

Jedoch haben viele Spieler, insbesondere in der Weekend League, die Tendenz, sich ausschließlich auf die Verteidigung zu konzentrieren und die Kompaktheit der 5-4-1-Formation auszunutzen, um sich auf das Kontern zu fokussieren. Leider funktioniert diese Herangehensweise erschreckend gut. Dies liegt vor allem an einer Nachjustierung der KI.

Die Fünferkette und die verbesserte KI: Ein Alptraumpaar

In der Verteidigung war die KI bereits in FIFA 21 und FIFA 22 ein viel diskutiertes Thema und bleibt auch in FIFA 23 nicht außen vor. Die besten Verteidiger in FIFA 23 mit einem exzellenten Stellungsspiel verhalten sich zu clever, vor allem, wenn man sie nicht einmal selbst steuert.Zu unserem Bedauern müssen wir mitansehen, wie die KI-Verteidiger geschickt die Abstände halten, kaum ausgespielt werden können und Pässe im Voraus zu erahnen scheinen. Viele Spieler, die auf die 5-4-1-Formation setzen, nutzen diese Zuverlässigkeit der KI-Verteidiger, um ihren einzig übrig gebliebene Offensivkraft auch noch in die Verteidigung zu beordern. Das führt letztendlich dazu, dass man nicht nur einer, sondern gleich zwei Fünferketten gegenübersteht.Zusätzlich sind auch die ungeliebten Autoblocks wieder zurückgekehrt. Bei dieser Funktion zieht die KI-Verteidigung deine Schüsse wie magisch an. Stell dir vor, wie zehn verteidigende Spieler mit ihren 20 Beinen wie magnetisch auf den Ball wirken. Ein wahr gewordener FIFA-Albtraum.

Hier gibt es Anschauungsmaterial, auch wenn Maxmalle hier doch noch zum Torerfolg kam:

Ein wahr gewordener FIFA-Alptraum.

Offensive Fünferkette: Die Verteidiger sind der beste Angriff

Trotz aller Kritik an der Fünferkette birgt diese Formation ein enormes Offensivpotenzial. Die 5-2-1-2-Formation zum Beispiel kann mit den richtigen Anweisungen eine extrem offensive Ausrichtung haben, da die Außenverteidiger die Rolle der fehlenden Flügelmittelfeldspieler übernehmen. Gleichzeitig stehen immer noch mindestens drei Verteidiger in der hinteren Linie, um abzusichern. Das bedeutet, dass eine Fünferkette nicht automatisch defensives "Mauern" bedeuten muss, sondern auch geballte Offensivpower verkörpern kann.

Im Fall der Fünferkette muss man die Überschrift wohl etwas präzisieren, denn es ist nicht die Fünferkette an sich, die FUT zerstört, sondern die falsche Verwendung der Fünferkette. Daher lautet die Devise: "Hate the Player, not the game" oder so ähnlich...

Thomas Dummer

Alles begann mit Tekken auf der PlayStation 1. Ich war vier Jahre alt und bekam von meinen älteren Geschwistern einen Controller in die Hand. Über die Jahre sind viele Games dazugekommen, eins ist aber gleichgeblieben. Den Controller lege ich nur...