YouTube, Insta und Twitch erst ab 16 – Social Media erhält Alterssperre in Australien

Stellt euch vor, ihr hättet in eurer Jugend keine YouTube-Videos schauen können und keine Memes auf Instagram mit Freunden geteilt. Genau das wird für junge Menschen in Australien bald Realität.

Australien bans social Media for minors
Neues Gesetz: Jugendliche in Australien müssen offline bleiben. | © julianchrist / Unsplash

Australien hatte schon letztes Jahr beschlossen Social Media für Unter-16-Jährige zu verbieten. Nun sind es nur noch wenige Wochen bis das Gesetz in Kraft tritt und die Liste wurde noch einmal um eine sehr populäre Plattform erweitert.

Australien setzt erstmals ein Social-Media-Verbot für Jugendliche um

Mit dem 10. Dezember 2025 treten in Australien neue Regeln für Social Media in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Plattformen dafür sorgen, dass Accounts von Unter-16-Jährigen gesperrt oder vollständig entfernt werden. Betroffen sind nahezu alle großen Anbieter wie YouTube, Instagram, Threads, X, Facebook, TikTok, Snapchat, Kick und Twitch, das erst vor Kurzem zur Liste hinzugefügt wurde.

Für Jugendliche in Australien bedeutet das einen massiven Einschnitt in ihren digitalen Alltag. Sie verlieren den Zugang zu ihren bisherigen Profilen und es wird für sie deutlich schwieriger, neue Konten anzulegen. Die Verantwortung liegt vollständig bei den Plattformen. Sie müssen verlässlich prüfen, wer unter 16 Jahre alt ist, und verhindern, dass Minderjährige überhaupt noch Zugang erhalten. Bei Verstößen können Bußgelder von bis zu 50 Millionen australischen Dollar verhängt werden.

Damit ist Australien das erste Land, das solch drastische Maßnahmen nicht nur thematisiert sondern tatsächlich umsetzt. Zwar planen Länder wie Dänemark oder Norwegen ebenfalls ein Social-Media-Verbot für Minderjährige unter 15 Jahren, doch bisher bleibt Australien das einzige Land, das diesen Schritt bisher durchführte.

Warum Australien so drastisch durchgreift

Mit diesem Gesetz will Australien besseren Schutz für seine Jugendlichen und Kinder gewährleisten. Studien, die von der australischen Regierung in Auftrag gegeben wurden, zeigten beunruhigende Ergebnisse. So wurde festgestellt, dass sieben von zehn jungen Nutzern mit schädlichen Inhalten konfrontiert wurden, etwa mit sexistischen Posts, der Anwerbung zu Essstörungen oder anderen riskanten oder manipulativen Inhalten. Mehr als die Hälfte berichtete zudem, selbst von Cybermobbing betroffen gewesen zu sein.

Für die australische Regierung ist das ein Punkt, an dem sie nicht länger zuschauen will. Deshalb verfolgt sie mit dem neuen Gesetz einen klaren Ansatz. Es soll nicht nur Missbrauchsrisiken und groomingähnliches Verhalten erschweren, sondern Jugendliche insgesamt vor toxischen Online-Dynamiken schützen. Die Verantwortlichen sprechen von einem notwendigen Schritt, um Kinder aus digitalen Räumen herauszuholen, in denen sie potenziell manipuliert, überfordert oder emotional belastet werden.

Doch während die Regierung das Verbot als wichtigen Schutzmechanismus sieht, sind sich Expertinnen und Experten nicht einig, ob der radikale Kurs tatsächlich die beste Lösung ist. Viele warnen davor, dass ein kompletter Ausschluss neue Probleme schaffen könnte.

Welche Risiken das Gesetz birgt

Während die australische Regierung hinter dem Gesetz steht und die erwarteten positiven Effekte betont, sind sich viele Fachleute nicht sicher, ob die Maßnahmen tatsächlich sinnvoll sind. Zum einen wird kritisiert, dass die vorgesehenen Bußgelder für große Konzerne kaum abschreckend wirken könnten. Meta erwirtschaftet beispielsweise rund 50 Millionen US-Dollar in nur wenigen Stunden, was die Frage aufwirft, ob Strafen dieser Höhe eine echte Wirkung zeigen.

Zum anderen befürchten Experten, dass Jugendliche Wege finden werden, die neuen Vorgaben zu umgehen. Selbst wenn Social-Media-Plattformen strenger kontrolliert werden, können Minderjährige weiterhin auf unregulierte Foren, Nischenplattformen oder allgemein zugängliche Webseiten ausweichen, auf denen sie ebenfalls mit schädlichen Inhalten in Kontakt kommen können.

Außerdem sind viele Jugendliche sind auf Social Media angewiesen, weil sie dort Zugang zu wichtigen Gemeinschaften und sozialen Kontakten finden, die ihnen im echten Leben oft fehlen. Ein abrupter Ausschluss könnte gerade für diese Gruppe problematische Folgen haben.

Ob das Gesetz letztlich die gewünschte Wirkung entfalten wird, lässt sich daher erst einige Zeit nach seiner Einführung beurteilen. Klar ist jedoch, dass weltweit genau beobachtet werden wird, wie sich der australische Ansatz entwickelt und welche Konsequenzen er in der Praxis tatsächlich hat.

Ein Gesetz mit offenem Ausgang

Australien geht mit diesem Gesetz einen bisher unbekannten Weg für westliche Gesellschaften. Die internationale Debatte über den Schutz Minderjähriger im digitalen Raum ist längst im Gange, doch kein anderes Land hat eine derart klare Grenze gezogen. Ob die neuen Regeln Jugendlichen tatsächlich mehr Sicherheit bieten oder ob sie neue Herausforderungen schaffen, wird erst die kommende Zeit zeigen.

Was denkt ihr? Schreibt es uns in die Kommentare!

Luis Scharringhausen

Videospiele sind meine Leidenschaft, besonders Elden Ring. Nebenbei studiere ich Journalismus und schaue gerne Serien....