Homelander als Papst? Warum eigentlich nicht?

Das amerikanische Politdrama ist längst an einem Punkt angelangt, an dem man nicht mehr genau sagen kann, wo die Satire aufhört und die Realität anfängt. The Boys hat dieses absurde Wechselspiel mit geradezu hellseherischer Präzision eingefangen. Zwar war der psychopathische Umhangträger Homelander nie offiziell ein Ebenbild von Donald Trump, doch mit jeder Staffel wird die Ähnlichkeit weniger zufällig – und beunruhigender.
Trumps Papst-Moment
Auch wenn Schauspieler Antony Starr betont, dass Homelander kein direkter Trump-Klon sei, zeigt sich das Social-Media-Team von The Boys wenig bemüht, den Anschein zu vermeiden. Paradebeispiel: Nach Trumps neuestem Ausrutscher – einem skurrilen, KI-generierten Bild von ihm selbst im vollen Papst-Ornat – reagierte die Serie prompt mit einem eigenen Post, in dem Homelander sich kurzerhand selbst zum Papst anbietet. Gefaltete Hände, sanfter Blick, die Mitra auf dem blondierten Haupt – das Bild ist ziemlich glaubwürdig. Ehrlich gesagt: Er sah überzeugender aus als das Original.
Der Zeitpunkt von Trumps Papst-Träumen? Maximal unpassend. Der Post erschien nur kurz nach dem Tod von Papst Franziskus und setzte dem ohnehin geschmacklosen Auftritt noch die Krone – oder in dem Fall: die Tiara – auf. War das Ganze eine Hommage? Ein Witz? Oder ein Versuch, das höchste Amt der katholischen Kirche zu besetzen?
The Boys liefern – und zwar besser
Für The Boys war das ein gefundenes Fressen. Die Bildunterschrift zeigt eine kaum verklausulierte Breitseite auf Trumps eigene Großsprecherei: „HOMELANDER: A GREAT CHOICE FOR POPE“. Die Großbuchstaben waren kein Zufall.
'The Boys' social media has made a parody post about the conclave & Trump wanting to be pope."There are many worthy candidates, and this afternoon, you can add one more to the list - Homelander. Selfless as ever, our greatest hero just offered to assume the world's holiest... pic.twitter.com/W2udmW2AD6
— DiscussingFilm (@DiscussingFilm) May 7, 2025
Ging es bei der Serie ursprünglich darum, Macht, Größenwahn und hemmungslose Egos durch den Kakao zu ziehen, so könnte man inzwischen auch einfach aktuelle Schlagzeilen in Drehbuchform bringen. In einem Interview von 2024 räumte Antony Starr ein, dass Homelander zwar keine direkte Parodie sei, aber „eine sehr offensichtliche reale Person“ als Vorlage diene. Wer das ist, kann sich jeder selbst zusammenreimen. Währenddessen werden die Parallelen immer deutlicher – nicht nur äußerlich, sondern auch das ungute Gefühl, dass die beiden Männer vielleicht wirklich an ihren eigenen Mythos glauben. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens einer von beiden keine Laseraugen bekommt.