Für das Cafe war klar, die Mutter müsse für den Schaden aufkommen – das Internet hingegen war sich nicht sicher, ob der Tisch überhaupt hätte genutzt werden dürfen.

Die Tiktokerin Beautihut besuchte gemeinsam mit ihrer 75-jährigen Mutter und ihrer dreijährigen Tochter das Hazelnut Café in New Jersey.
Ein kurz darauf veröffentlichtes Video, in welchem sie ihrem Ärger über das dort Erlebte Luft machte, ging viral und fachte eine Debatte darüber an, ob Kinder in der Gastronomie erlaubt sein sollten – aber auch um das Fehlverhalten des Cafés.
Aufgelöste Mutter soll 1.600 Dollar zahlen
In ihrem Video erzählt die sichtlich aufgelöste Mutter davon, sich auf einen angenehmen Vormittag mit ihrer Familie im noblen Hazelnut Café gefreut zu haben. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Tochter wollte sie vor Ort ein wenig entspannen, das Ambiente genießen und Kaffee und Kuchen zu sich nehmen – vermeintlich ganz normale Alltagsaktivitäten.
Dass das Ganze im absoluten Chaos enden würde, welches sie fast mehr als 1.600$ gekostet hätte, damit hatte die Tiktokerin allerdings nicht gerechnet.
Da das Etablissement ungewöhnlich voll war, verlor Beautihut ihre Tochter nur für einen Moment aus den Augen. Sie hatte kurz ihrer 75-jährigen Mutter geholfen, sich zu setzen, als ein dumpfer Knall und Lärm ihre Aufmerksamkeit gewann: Ihre sichtlich schockierte Tochter stand neben einem großen, schweren Tisch, der unsanft auf dem Boden gelandet und zerbrochen war.
Nachdem die TikTokerin festgestellt hatte, dass ihrer Tochter nichts passiert war, sprach sie mit dem heraneilenden Personal. Sie entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten und erfragte, wie man die Situation auflösen könne.
Liegt die Schuld beim Café?
Die Mitarbeitenden verständigten umgehend die Café-Besitzerin, die sich recht erbost über den Vorfall zeigte, klarstellte, dass der Tisch satte 1.600 US-Dollar gekostet hätte und die Mutter wegen der “Du machst es kaputt, du bezahlst es”-Politik des Cafés nicht nur ihre Kreditkartennummer hinterlegen, sondern auch ihren Führerschein dalassen müsse, damit sichergestellt werden könnte, dass sie auch wirklich für den Schaden aufkommt.
Beautihut zeigte sich über das aggressive Vorgehen recht schockiert, wie sie in ihrem Video schildert. Sie räumt zwar ein, dass ihre Tochter den Tisch zwar umgestoßen haben könnte, dies aber eher dem überfüllten Café geschuldet war. So wäre es recht wahrscheinlich, dass das Mädchen von der Masse an Leuten zur Seite gedrängt wurde und so versehentlich gegen den Tisch stieß, statt ihn absichtlich umgeworfen zu haben.
Als die TikTok-Community von dem Vorfall erfuhr, gab es nicht nur eine Grundsatzdiskussion über Kinder in der Gastronomie – ein paar Internetdetektive hinterfragten generell, ob die Schuld nicht beim Hazelnut Café selbst gelegen habe.
Kinder in der Gastronomie verbieten?
Denn beim Thema Kinder in der Gastronomie scheiden sich oft die Geister. Ich selbst war jahrelang in einem Restaurant tätig und kann so ziemlich jede vertretene Seite auf ihre Art verstehen.
Selbstverständlich wollen Eltern ihren Kindern das kulinarische Erlebnis eines Restaurantbesuchs nicht verwehren, und Kinder sollten auch im öffentlichen Raum Kinder sein dürfen und ihren Bewegungsdrang zumindest zu einem gewissen Teil ausleben dürfen, allerdings muss dies nach den Regeln und Vorgaben des Restaurants geschehen und darf keine anderen Gäste stören, die von ihrem Besuch wiederum ein angenehmes, ruhiges Erlebnis erwarten.
In einem Artikel des US-amerikanische Gastro-Magazins Bon Appétit heißt es zu Gunsten der Kinder, dass Restaurants kollektive Räume seien. Die Präsenz von Kindern trage zu sozialen Erfahrungen bei und fördere gemeinschaftliche Erziehung. Statt Kinder auszuschließen, wird hier empfohlen, die Bedingungen zu verbessern, Personal entsprechend entlohnt dafür zu schulen und das Ambiente zumindest in Teilen kindergerechter zu gestalten.
Im Hinblick auf Fine-Dining, also gehobenere, oftmals hochpreisigere Gastro-Erlebnisse, ist das allerdings ein wenig anders: Kinder werden in der Regel zwar akzeptiert, allerdings vorwiegend dann, wenn die Kinder entsprechend erzogen und ruhig sind. Ansonsten wird hier eingeräumt, in bestimmten kulinarischen Umgebungen vielleicht besser auf Kinder zu verzichten, weil Gäste, die mehr für den Restaurantbesuch bezahlen, auch erwarten, dass das Erlebnis konkreter ihren Vorstellungen entspricht und sie ungestörter sind, als in kostengünstigeren Läden.
250kg Tisch nicht geeignet für ein Café
Mit Blick auf den Fall des Hazelnut Cafés könnte die Situation allerdings ein klein wenig anders sein, da findige User in Frage stellten, ob der entsprechende Tisch überhaupt in seiner Form hätte verwendet werden dürfen. Normalerweise sollte ein Kind mit drei Jahren nicht in der Lage sein, einen 250kg schweren Esstisch einfach umzuwerfen – allerdings handelte es sich um keinen Esstisch.
Anhand der Website und den dort vom Hazelnut Café selbst hochgeladenen Fotos, aber auch Videos von Besuchern auf TikTok konnte festgestellt werden, dass es sich um einen Konsolentisch handelte.
Dieser ist laut Hersteller aber eben nicht als Esstisch – erst recht nicht in der Gastronomie – geeignet. Kommentare wiesen vermehrt daraufhin, dass auch in anderen Videos aus dem Hazelnut Café zu sehen ist, wie die Tische teilweise schon zu wackeln beginnen, wenn Menschen sich nur an sie setzten oder stellten – ein User erstellte dafür sogar einen eigenen, satirischen TikTok Account mit dem Titel HazelBoutiqueTable, auf dem entsprechende Videos und Aussagen gesammelt wurden.
Das Internet schreitet ein
Wie in solchen Fällen üblich, wurde das Hazelnut Café daraufhin mit schlechten Rezensionen geflutet, hauptsächlich von Leuten, die den Ort noch nie besucht hatten, aber eine Form von Selbstjustiz als angebracht empfanden, auch wenn nichts davon sie in irgendeiner Form betraf.
Letztlich bleibt die Schuldfrage ungeklärt. Klar ist, dass üblicherweise ein entstandener Schaden vom Verursacher monetär ausgeglichen werden muss, allerdings handelt es sich in diesem Fall um ein dreijähriges Kind und das ganze Drama hätte scheinbar dadurch verhindert werden können, wenn das Hazelnut Café Tische genutzt hätte, die dafür auch geeignet wären.
Wie seht ihr die Sache? Lasst uns wissen, auf wessen Seite ihr die Schuld seht – oder tragen beide Parteien einen Teil der Verantwortung?