LGBTQ Jugendliche in den USA verlieren bald ihren direkten Zugang zu spezialisierter Krisenhilfe.
Die US–Regierung plant, die einzige bundesweite Krisenhotline speziell für LGBTQ Jugendliche abzuschaffen, obwohl Studien zeigen, dass genau diese Gruppe ein besonders hohes Suizidrisiko hat.
Ein Anruf, der Leben retten kann – bald nicht mehr möglich
Seit 2022 konnten LGBTQ Jugendliche in den USA über die Nummer 988 eine spezielle Option wählen, „Press 3“, um direkt mit Beratern verbunden zu werden, die auf ihre Bedürfnisse spezialisiert waren. Diese Hotline war für viele ein rettender Anker, gerade in Momenten größter Not. Nun soll dieses Angebot abgeschafft werden. Die aktuelle US–Regierung hat beschlossen, die Finanzierung für diese spezialisierte Hilfe einzustellen. Ab Mitte Juli wird es die Option „Press 3“ nicht mehr geben. Offiziell heißt es, die Hotline solle künftig für alle gleich funktionieren, unabhängig von Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung. Was erstmal nach Gleichbehandlung klingt, ignoriert, dass gerade LGBTQ Jugendliche besonders gefährdet sind.
Die Realität hinter den Statistiken
Laut der neuesten Umfrage des Trevor Project aus dem Jahr 2023 gaben 39 Prozent aller LGBTQ Jugendlichen an, im letzten Jahr ernsthaft über Suizid nachgedacht zu haben. Bei trans und nichtbinären Jugendlichen lag der Wert sogar bei 46 Prozent. Noch erschütternder: 12 Prozent der befragten Jugendlichen berichteten, sie hätten in den letzten zwölf Monaten einen Suizidversuch unternommen. Eine CDC Studie ( Centers for Disease Control and Prevention) zeigt ein ähnliches Bild: Dort gaben über 40 Prozent aller LGBTQ Jugendlichen an, häufig unter Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit zu leiden. 20 Prozent hatten mindestens einen Suizidversuch hinter sich. Vergleicht man diese Zahlen mit denen heterosexueller Jugendlicher, wird die Ungleichheit noch deutlicher. Während etwa 5 Prozent der cis männlichen Jugendlichen laut CDC einen Suizidversuch unternahmen, lag der Wert bei trans Jugendlichen bei alarmierenden 26 Prozent.

Die Botschaft hinter dem Aus der Hotline
Organisationen wie The Trevor Project zeigen sich entsetzt. In einem Statement warnen sie davor, dass Jugendliche ohne spezialisierter Hilfe vermehrt in akute Krisen geraten könnten. Die US–Regierung sendet damit eine politische Botschaft: Der gezielte Schutz von queeren Jugendlichen wird unter dieser Regierung nicht weiter gefördert. Es braucht dringend politischen und gesellschaftlichen Druck, damit die Finanzierung der LGBTQ Hotline erhalten bleibt. Die Anlaufstelle „Press 3“ hat in nur drei Jahren über 1,3 Millionen Kontakte mit Jugendlichen ermöglicht, die sich sonst vielleicht niemandem anvertraut hätten. Prominente wie Pedro Pascal, Sabrina Carpenter, Paris Hilton, Daniel Radcliffe und Ariana Grande haben sich in einem offenen Brief für den Erhalt der Hotline starkgemacht. In dem Brief sagen sie: "An alle LGBTQ+ Jugendlichen, die das hier lesen: Ihr seid nicht allein. Wir sehen euch. Wir schätzen euch. Ihr habt das Recht, euch sicher, unterstützt und geliebt zu fühlen, genau so, wie ihr seid."
Es geht um Kinder
Man darf nicht vergessen: Es geht hier nicht um eine politische Randdebatte. Es geht um Kinder. Um Jugendliche, die sich in einem entscheidenden Lebensabschnitt befinden und die oft allein gelassen werden. Viele erleben Ablehnung in ihren Familien, werden in der Schule gemobbt oder sind sich selbst noch unsicher, wer sie sind. In solchen Momenten ist ein emphatisches Gespräch oft der erste Schritt zurück ins Leben. Obwohl Trump und viele Republikaner immer wieder betonen, wie wichtig ihnen Kinderschutz sei und behaupten, linke oder „woke“ Gruppen würden Kinder gefährden oder indoktrinieren, zeigen Entscheidungen wie die Abschaffung der LGBTQ Hotline, dass es ihnen in Wahrheit nie um den Schutz von Kindern ging, sondern um eine politische Agenda, die auf Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit basiert. Deutlicher könnte es kaum werden. Kinder gehören zu den verletzlichsten Gruppen unserer Gesellschaft und verdienen bedingungslosen Schutz – immer! Das hat nichts mit Politik zu tun, sondern mit Menschlichkeit. Jedes Kind, ganz gleich welche geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, Herkunft oder soziale Lage es hat, verdient Sicherheit, Unterstützung und Zugang zu allen Ressourcen, die es braucht, um gesund und frei aufzuwachsen. Alles andere ist ein gesellschaftliches Versagen.
Ein Tag des Gedenkens, der ignoriert wird
Nicht nur die LGBTQ Community erlebt in diesen Wochen ein politisches Zurückweichen. Auch Juneteenth, ein Feiertag, der an das Ende der Sklaverei in den USA erinnert, wurde in diesem Jahr von Präsident Trump auffällig ignoriert. Während er früher den Tag öffentlich würdigte, blieb er diesmal still und kritisierte stattdessen allgemein die „zu vielen arbeitsfreien Feiertage“. Gerade in einer Zeit, in der marginalisierte Gruppen gezielt unter Druck geraten, wirkt diese Abkehr von Erinnerung und Sichtbarkeit wie ein weiteres politisches Signal.
Die geplante Abschaltung ist kein Schritt in Richtung Gleichbehandlung. Sie ist ein Rückschritt. Gerade weil LGBTQ Jugendliche besonders gefährdet sind, brauchen sie besondere Unterstützung. Wer Kinderschutz ernst meint, kann sich davor nicht verschließen.
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