Warhorse hat es mal wieder geschafft – ein unglaubliches Spiel entwickelt und dabei in einer der heftigsten Szenen von Kingdom Come: Deliverance 2 ein besonderes Detail eingebaut.

Achtung: enthält Spoiler für den Anfang von Kingdom Come: Deliverance und das Endgame von Kingdom Come: Deliverance 2!
Mein Gott, was für ein brillantes Spiel Kingdom Come 2 ist. Ich mochte schon den ersten Teil sehr, aber mit dem Nachfolger scheint Warhorse meine Träume erhört zu haben. Besonders die Detailverliebtheit scheint mir beinahe unangefochten zu sein. Ich habe gelacht und geweint – und an letzterem ist genau diese Liebe zum Detail schuld.
Wenn Kämpfen keinen Spaß mehr macht
Das Kampfsystem im zweiten Teil ist hervorragend. Zu Beginn sind wir schwach, schlecht ausgerüstet und haben kaum eine Chance gegen Banditen oder andere Feinde. Doch mit jeder Stunde verbessern wir unsere Fähigkeiten, rüsten uns besser aus und gewinnen an Erfahrung. Der Fortschritt ist spürbar, und es ist ein großartiges Gefühl, stärker zu werden. Kämpfe, die anfangs unmöglich wirkten, werden machbar – und irgendwann macht es richtig Spaß, sich durch feindliche Gruppen zu schlagen. Besonders, weil es sich auch finanziell auszahlt.
- Achtung, ab hier wird das Endgame von KCD 2 gespoilert!
Doch dieses Gefühl hält nicht ewig. Spätestens als uns der „französische Froschfresser“ (danke, Hans, für diese treffende Bezeichnung) betrügt und vor unseren Augen Buhler ermordet, wird klar, dass unser Weg nicht ohne Opfer bleibt. Ab diesem Moment fühlte sich jeder Kampf für mich schwerer an. Besonders in der Belagerung von Sukdol wirkte jeder Tod, egal auf welcher Seite, nur noch sinnlos. Es waren schon so viele gestorben. Und das war für mich eine völlig neue Erfahrung in einem Spiel. Dass Warhorse es schafft, die Last, die auf Heinrich liegt, so greifbar zu machen, ist wirklich beeindruckend.
Traurigkeit statt Genugtuung
Besonders stark wurde dieses Gefühl, als ich ein letztes Mal Markvart von Aulitz gegenüberstand. Über fünf Jahre lang, weit über 200 Spielstunden in Kingdom Come: Deliverance 1 und 2, habe ich auf diesen Moment gewartet – darauf, dem Mörder meiner Eltern in einem dramatischen Duell entgegenzutreten und ihm zu zeigen, dass Heinrich längst kein wehrloser Junge mehr ist.

Doch als es so weit ist, finde ich ihn nicht als übermächtigen Gegner vor, sondern als einen Mann am Ende seiner Kräfte – halbtot, schwach, wehrlos. Und vor allem: Menschlich. Im Gespräch mit ihm wird mir klar, dass wir uns ähnlicher sind, als mir lieb ist. Wir stehen nur auf unterschiedlichen Seiten. Und was fühle ich in diesem Moment, wo ich mir jahrelang Rache und Genugtuung ausgemalt habe? Mitleid und Trauer. Nicht nur, weil Markvart nicht das Monster ist, für das ich ihn hielt – sondern wegen eines kleinen, aber entscheidenden Details, mit dem Warhorse uns auf wirklich geschickte Weise manipuliert hat.
Die Musik macht den Ton
Wenn ihr den ersten Teil von Kingdom Come: Deliverance gespielt habt, dürfte euch in der Szene mit von Aulitz etwas sehr Vertrautes aufgefallen sein – die Musik. Das Stück, das hier spielt, ist "Losing Father's Sword". Und falls euch der Titel nichts sagt: Es ist genau das Lied, das in der wohl traurigsten Szene des ersten Teils läuft – nämlich dann, wenn wir nach unserer Flucht zurück nach Skalitz kommen, um unsere Eltern zu beerdigen. Hört mal hier rein. Und hier die Szene, in der wir von Aulitz treffen. Kein Wunder also, dass ich geheult hab wie ein Schlosshund. Gut gepavlovt, Warhorse. Übrigens: Die Begegnung mir Marvart von Aulitz ist verpassbar. Ihr findet ihn während der 30. Hauptmission "Abrechnung" in der alten Schenke im Dorf. Ihr könnt ihn auch verschonen, dann erliegt er seinen Verletzungen.