Es ist wieder so weit: Gamer & der Pride Month in Videospielen

Alle Jahre wieder: Jeden Juni feiern wir den Pride Month, in dem Menschen aller Art zusammenkommen und Individualität feiern – auch in Videospielen. Warum das manchen nicht passt, worüber sich andere freuen – und wie dabei Welten aufeinandertreffen.

Pride Month Thumb
Wir wünschen allen, die es genießen können, einen frohen Pride-Month! | ©Blizzard, Riot Games, Activision, Digital Extremes

Alle Jahre wieder steht der Juni ganz im Zeichen des Pride Month – Menschen feiern Diversität, und auch in Videospielen wird das Thema aufgegriffen. Wieso das einem Teil der Community sauer aufstößt, worüber sich andere jährlich freuen und welche Welten hier aufeinanderstoßen, beleuchten wir heute etwas näher.

Vorweg: Was ist Pride Month überhaupt?

1969 kam es zu einer Razzia im Gay-Club Stonewall Inn. Schon vorher hat die Polizei immer wieder Untersuchungen und teilweise auch Verhaftungen mit „anstößigem Verhalten“ begründet, was zu plötzlichen Gewaltausschreitungen im Club führte.

Schon davor hat man sich jährlich mit den "Annual Reminder" in der LGBT-Szene lautstark gegen die Unterdrückung von Homosexuellen ausgesprochen, doch diese "Stonewall Riots" gaben den Ansporn, jedes Jahr seit 1970 eine Demonstration für die Rechte von anders-sexuellen zu veranstalten und den Individualismus zu feiern.

First pride parades
Seit 1970 finden die sogenannten "Pride Parades" statt. ©Greg Peterson

Offiziell seit 1999

Bill Clinton erklärte 1999 den Juni offiziell als Pride Month, Barack Obama erweiterte ihn. In einer Zeit, in der wir alle miteinander verbunden sind, wuchs auch der Pride Month auf eine ganz neue Größe. Ursprünglich waren es kleine Läufe, Feiern und Demonstrationen – größtenteils in den USA. Doch schon 1971 fand der Pride Month auch in Deutschland Anklang, etwa durch Rosa von Praunheims Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt. Heute hat der Juni weltweit eine neue Bedeutung erlangt.

Pride month
Jedes Jahr aufs Neue gehen tausende Menschen auf die Straße. ©Rosemary Ketchum via Pexels

Alles eine Frage der Zeit

In einer Zeit, in der wir auch durch Online-Spiele miteinander weltweit in Kontakt bleiben können, war es abzusehen, dass der Pride Month auch in die virtuelle Welt der Videospiele einzieht. Im Spiel wird gefeiert durch Skins, Profilsymbole, kurze Comics und allem, was dazu gehört. Man soll sich als Spieler gehört, verstanden und gesehen fühlen, egal welcher Minderheit man angehört.

Wylde flowers pride
Warum sollte das nicht ganz normal sein? ©Studio Drydock

Doch längst nicht jedem passt das, und selbst das ist nichts Neues. Vor allem in der Vergangenheit haben sich religiöse Gruppen und Menschen, in deren Weltbild Homosexualität und Anders-Sexuelle nicht hereinpassen, gegen den Pride Month ausgesprochen. Doch die Zeit der Digitalisierung bringt noch ganz andere Kritikpunkte mit sich.

Die ewige Ausbeute

Viele Unternehmen ändern heutzutage ihr Logo am 1. Juni auf eine Regenbogenflagge. "Schaut her, wir sind LGBTQ+-freundlich!", nur um am Ende des Monats sein Logo wieder zu ändern und alles in Scheinheiligkeit aufzulösen – dieses Phänomen nennt sich "Pinkwashing" oder auch "Rainbowwashing", wenn es lediglich aus Marketinggründen passiert.

Das kunterbunte Event, das eigentlich dafür stehen sollte, Menschen zu feiern, die über lange Zeit aufs Härteste unterdrückt wurden – und zeigen soll, dass wir uns zu einer besseren, inklusiveren Gesellschaft entwickelt haben –, wird heute häufig von Mega-Corporations ausgeschlachtet, um noch mehr Geld zu machen und ihr Image in Sachen Inklusion aufzupolieren. Das spüren Gamer jedes Jahr im Juni aufs Neue – und es befeuert den ohnehin schon vorhandenen Frust in der Gesellschaft. Aber warum sollte das die Community davon abhalten, zu feiern, was seit 55 Jahren Bestand hat?

Pride logos
Wer davon meint es auch wirklich so? | © Pexels

Kritik am Pride Month in Videospielen – "Denkt doch an die Kinder!"

Viele Videospiele bieten Pride-thematisierte Items im Juni für die Playerbase an. Auch hier wird häufig die LGBTQ+ Bewegung angesprochen. Doch das alles hat seine Schattenseite: Pop-Kultur der Rainbow-Community wird aufgegriffen, die von anderen Teilen der Spielerschaft oft nicht verstanden wird. Alles ist superbunt und knallig und andere Medien, wie beispielsweise Comics in Bezug auf den Monat, werden veröffentlicht.

Dass diese Spiele oft von Kindern gespielt werden, stößt vielen sauer auf – denn für die sollte Sexualität nichts mit der virtuellen Welt zu tun haben. In diesen Welten werden einzelne Champions ohnehin nicht aufgrund von Sexualität diskriminiert, was gibt es für die also zu feiern?

Overwatch pride
Der Pride Month hat schon lang ihren Platz in Videospielen gefunden. ©Blizzard

Aber... es hat sich doch nichts geändert?

Aber seien wir doch mal ehrlich zueinander: Wenn wir über Videospiele sprechen, hat sich eigentlich nichts geändert. Es heißt oft: 'Sowas sollte Kindern nicht aufgedrängt werden!' Dabei wurden in Games schon immer generisch attraktive, leicht bekleidete Frauen oder über-maskuline Männer dargestellt – und das nicht nur für ein erwachsenes Publikum.

Die "Angst," dass Kinder aufgrund der Darstellung von LGBTQ+ Inhalten selbst in die Community "abdriften" könnten, erscheint vor diesem Hintergrund sehr unbegründet. Junge Männer nehmen nicht plötzlich Anabolika, weil sie ihren Charakteren nacheifern und junge Mädchen springen nicht salti-schlagend durch Gräber, weil sie Lara Croft nacheifern und dabei möglichst kurze Hosen tragen. Ein ähnliches Argument lässt sich für LGBTQ+ Inhalte machen: Nur, weil in League of Legends eine Regenbogenflagge auftaucht, ändert sich keine sexuelle Orientierung.

Weapons in palworld
Palworld ist ab 12 Jahren freigegeben. ©Pocketpair

Zurück zu den Wurzeln

Ja, riesige Firmen sind manchmal scheinheilig und wollen uns buntes Zeug verkaufen, um Geld zu machen. Und ja, die kunterbunte, oft penetrante Werbung dazu kann nervig sein, wenn man sich nicht dazugehörig fühlt oder auch einfach nicht in der Stimmung ist. Doch vielleicht sollten wir uns alle wieder auf das Wesentliche fokussieren:

Wir sind in einer Gesellschaft angekommen, in der sich keiner schlecht fühlen muss, für das, was er ist. Vielleicht hat sich die Moral des Pride Months auch etwas in der Zeit gewandelt. Seid stolz darauf, wer ihr seid, egal wer ihr seid!

Lasst uns gemeinsam feiern, ob in der echten Welt oder virtuell, dass jeder ohne Vorurteile, das stärkste Gefühl leben kann, das wir Menschen zu bieten haben: Liebe.

Pride Poro
Happy Pride Month! ©Riot Games

Doch was ist mit euch? Seid ihr genervt vom Pride Month, feiert ihr mit, oder ging die Diskussion sogar an euch vorbei? Und nicht vergessen: wir lieben eine gute Diskussion, doch egal, ob im Juni oder Dezember – wir bitten euch, respektvoll miteinander umzugehen.

Lilliana Pazurek

Videospiele begleiten Lilli seit den ersten Erinnerungen. Nach der ersten Konsole von Oma hat alles seinen Lauf genommen, nachdem ihre Mutter sie 2010 an League of Legends herangeführt hat. Unzählige Spiele und ein Game-Design Studium später hat sie sich dazu entschieden, über ihre große Passion zu schreiben (wenn sie sowieso schon den ganzen Tag darüber spricht)....