„Globale Kostensenkungsmaßnahmen“ – Ubisoft folgt Microsofts Beispiel mit massivem Stellenabbau

In einem besorgniserregenden Branchentrend ist Ubisoft der nächste große Publisher, der Entlassungen im Rahmen umfassender Sparmaßnahmen bekannt gibt – ähnlich wie zuvor Microsoft.

Ubisoft Six S Iege Screenshot
Six Siege ist das Aushängeschild von Red Storm Entertainment. | © Ubisoft

Die jüngste Welle an Entlassungen trifft Red Storm Entertainment, ein renommiertes Ubisoft-Studio, das vor allem für seine Arbeit an legendären Tom-Clancy-Titeln wie Rainbow Six Siege und Ghost Recon bekannt ist.

Entlassungen treffen Red Storm Entertainment, das Studio hinter Rainbow Six Siege

Wie IGN berichtet, hat Ubisoft 19 Mitarbeiter bei Red Storm Entertainment entlassen. Der französische Publisher begründet diesen Schritt mit „laufenden, gezielten Restrukturierungs- und globalen Kostensenkungsmaßnahmen“. In einem Statement gegenüber IGN betonte Ubisoft, dass diese Entscheidung schwergefallen sei, aber angesichts der aktuellen operativen Prioritäten notwendig war:

„Heute hat Ubisoft die Entscheidung getroffen, 19 Positionen bei Red Storm Entertainment abzubauen. Dieser Schritt ist Teil unserer laufenden, gezielten Restrukturierungs- und globalen Kostensenkungsmaßnahmen und spiegelt die Anforderungen der aktuellen Projekte des Studios wider. Auch wenn dies keine leichte Entscheidung war, war sie notwendig im Hinblick auf unsere betrieblichen Prioritäten. Wir bleiben verpflichtet, die Betroffenen umfassend zu unterstützen – mit Abfindungspaketen, verlängerten Gesundheitsleistungen und Hilfe beim beruflichen Übergang. Wir schätzen ihre harte Arbeit und den Einfluss, den sie auf Ubisoft hatten, sehr.“

Ubisoft stellte zudem klar, dass diese Maßnahme keine größeren, flächendeckenden Entlassungen innerhalb des Unternehmens bedeutet. Dennoch wirft sie einen Schatten auf ein Studio, das in den vergangenen Jahren einen erheblichen Wandel durchlaufen hat. Gegründet 1996, hat Red Storm sich einen Namen mit einigen von Ubisofts wichtigsten Titeln gemacht, besonders unter dem Tom-Clancy-Banner. In den letzten Jahren hat sich das Studio jedoch vor allem auf Unterstützungsarbeit und VR-Entwicklung konzentriert. Zuletzt brachte Red Storm Assassin’s Creed Nexus VR auf den Markt, das Kult-Franchise erstmals in die virtuelle Realität auf Meta-Quest-Geräte.

Doch das war nicht alles, woran Red Storm gearbeitet hat. Das Studio unterstützte auch den inzwischen eingestellten Titel XDefiant, der Anfang des Jahres eingestellt wurde. Außerdem wurden zwei weitere vielversprechende Projekte komplett gestrichen: ein Splinter Cell VR-Spiel (bereits 2022 eingestellt) sowie ein Free-to-Play-Ableger im The Division-Universum namens Heartland, der nach mehreren Verschiebungen 2024 endgültig begraben wurde.

Diese Entlassungen kommen zu einer Zeit, in der Ubisoft bereits mit schwierigen Marktbedingungen und steigendem Druck durch Aktionäre zu kämpfen hat. Um sich finanziell besser aufzustellen, ist der Publisher zudem eine Partnerschaft mit dem chinesischen Tech-Giganten Tencent eingegangen – was jedoch offensichtlich nicht ausgereicht hat, um Studios wie Red Storm vor Einschnitten zu bewahren.

Parallelen zu Microsofts Maßnahmen

Ubisofts Entscheidung erinnert stark an Microsoft, das kürzlich ebenfalls aus Kostengründen Mitarbeiter beim legendären Turn 10 Studio entlassen hat – jenem Studio, das für die beliebte Forza Motorsport-Reihe verantwortlich ist. Wie wir in unserem früheren Artikel berichteten, führte dies de facto zur Auflösung des Teams, obwohl Titel wie Forza Horizon und Forza Motorsport zu den Aushängeschildern von Xbox zählen.

Beide Fälle zeigen einen wachsenden Trend unter großen Publishern: Ressourcen werden von etablierten Studios abgezogen, um effizienter zu wirtschaften – oft auf Kosten von Entwicklerteams mit jahrzehntelanger Erfahrung. Besonders auffällig sind die Parallelen zwischen Red Storm und Turn 10: Beide haben mit ihren Spielen ganze Genres geprägt, und beide fallen nun globalen Sparmaßnahmen zum Opfer.

Ein gefährlicher Trend in der Gaming-Branche

Die Gaming-Branche, einst ein Garant für stetiges Wachstum, erlebt aktuell eine spürbare Korrektur. Große wie kleine Studios mussten in den vergangenen zwei Jahren Restrukturierungen, Entlassungen oder sogar komplette Schließungen hinnehmen. Experten führen dies auf steigende Entwicklungskosten und härtere Konkurrenz zurück – gerade bei Free-to-Play- und Live-Service-Titeln, deren langfristige Rentabilität schwer vorherzusagen ist.

Obwohl Ubisoft betont, dass die Einschnitte bei Red Storm gezielt und projektbezogen seien, befürchten viele Beobachter, dass dies nur der Anfang weiterer Sparmaßnahmen innerhalb des Unternehmens sein könnte. Die Hoffnung liegt auf Updates für bewährte Marken wie Rainbow Six Siege, das kürzlich ein großes Revamp erhalten hat, um die Umsätze zu stabilisieren. Doch angesichts gestrichener Projekte und geschlossener Teams bleibt die Lage angespannt.

Für die betroffenen Mitarbeiter stellt Ubisoft immerhin Abfindungen und Unterstützung bei der Jobsuche in Aussicht. Doch auf einem Arbeitsmarkt, der derzeit von ähnlich betroffenen Talenten überfüllt ist, könnte es für viele schwierig werden, schnell eine neue Stelle zu finden.

Wie geht es weiter für Red Storm und Ubisoft?

Die Zukunft von Red Storm ist derzeit ungewiss. Das Studio war ein zentraler Baustein in Ubisofts VR-Strategie, und Assassin’s Creed Nexus VR markierte einen wichtigen Schritt. Ob jedoch weitere Projekte in Arbeit sind, bleibt offen. Ubisoft scheint derweil seine Ressourcen neu zu bündeln, sich stärker auf Kernmarken zu konzentrieren und vorsichtig neue Märkte wie VR und Mobile anzugehen.

Fest steht: Diese Entscheidungen wirken weit über reine Geschäftszahlen hinaus – sie verändern die kreativen Teams, die die beliebten Spielereihen überhaupt erst möglich gemacht haben. Indem Ubisoft Microsofts Beispiel folgt, wird eine bittere Realität deutlich: Selbst erfolgreiche und renommierte Studios sind nicht immun gegen die harten wirtschaftlichen Entscheidungen der Branche. Und wie nun sowohl die Entwickler von Forza als auch von Rainbow Six Siege erfahren mussten, schützt selbst vergangener Erfolg nicht vor den Folgen globaler Kostensenkungsmaßnahmen.

Florian Frick

Flo studiert Sportjournalismus und verbindet bei EarlyGame seine Leidenschaft fürs Schreiben und eSports. Er liebt CS, und zu sagen, dass er emotional werden kann, wenn er seine Lieblingsteams verfolgt, wäre untertrieben....