Bereits in der Vergangenheit wurden heilungsbasierte Charaktere eher mit einem beschämten Lächeln betrachtet.

Immer wieder hört man vor allem aus Online-Spielen, dass man mit einem Mangel an Support-Spielern kämpft. Man fragt sich: Warum gibt es so wenig Spieler, die Unterstützer und Heiler spielen wollen? Und was könnte man ändern, um die Rolle attraktiver für alle Personengruppen zu machen?
Vorab: Einiges in diesem Artikel ist eine eigene Meinung, Spekulation, aber zum Teil auch Auswertungen von Umfragen und Statistiken. Ihr habt eine eigene Meinung, wie diese ungerechte Verteilung zustande kommt? Schreibt es gerne in die Kommentare und lasst uns im Gedanken an unsere treuen Supports respektvoll bleiben!
So alt wie Charakter-Klassen selbst
Healer wurden bereits als Klasse im 1987 erschienenen Spiel "NetHack" beschrieben, als Charaktere, die sich mit Medizin und Kräutern auskennen und über Leben oder Tod entscheiden können. Auch in einigen frühen RPGs wie Chrono Trigger oder Final Fantasy nehmen sie große Rollen ein. Doch das Phänomen "Support" fand ihren Platz in der Gaming-Welt zunehmend in Online-Multiplayer-Spielen wie World of Warcraft. Heute sind Healer in den meisten Games vertreten, die verschiedene Klassen anbieten. Doch warum hört man immer wieder von Problemen, die durch die extrem geringe Anzahl an Spielern entstehen, die die Rolle wirklich spielen?

Große Zahlen, Große Befriedigung
Es ist einfach befriedigend, viele Kills zu machen, viel Gold zu sammeln oder hohen Schaden zu verursachen. Viele dieser Goodies bleiben Supports verwehrt: Meistens ist die Support-Rolle darauf ausgelegt, auf Schaden zu verzichten, um das Team besser unterstützen zu können, was dazu führt, dass man als Unterstützer mit keinen oder wenigen Kills aus dem Gefecht geht. Viele Spieler könnten das als wenig befriedigend ansehen, da Statistiken in-game häufig den angerichteten Schaden und die daraus resultierenden Eliminierungen als Größtes darstellen. Dadurch wird häufig das Gefühl erweckt, keinen wirklichen Einfluss auf das Geschehen zu haben.

Unbefriedigendes Gameplay
Genau das sorgt dafür, dass sich das Spiel oft einfach undankbar anfühlt. In Spielen wie Overwatch kann man häufig erkennen, dass man nicht dafür gelobt wird, seinen Job als Healer gut zu machen, sondern eher eins auf den Deckel bekommt, wenn man es nicht tut. Es wird oft erwartet, dass man für den übermütigen Teammate, der gerade 1 gegen 5 hereinstürmt, da ist, ihn unsterblich macht und am allerwichtigsten: Dabei selbst nicht stirbt. Denn Zahlen kann man klar und deutlich sehen, also wird es kaum wahrgenommen, dass dein Terrorist-Kamerad in Counter-Strike jede Runde die wichtige Smoke vor den Connector wirft und dir die wichtigsten Informationen geben kann, wenn er 2-5 steht. Oft ist es auch so, dass der Support-Spieler sich nicht richtig verteidigen kann: Durch die Fähigkeit, potenziell sein ganzes Team am Leben zu halten, sind die Charaktere häufig extrem verletzbar und werden schnell eliminiert. Das kann zu einem Gefühl von Hilflosigkeit führen, das den ganzen Spaß raubt.

Gestaltung der Charaktere
Eine Befragung im League of Legends Client hat ergeben, dass 97% aller sich als weiblich identifizierenden Spieler ausschließlich weibliche Champions spielen. Das ist erstmal überhaupt nichts Schlimmes, wenn man sich aber die Auswahl an "Enchanter Supports" (Unterstützer, die andere Champions verstärken oder heilen) anschaut, erkennt man, dass fast alle dieser Charaktere magische Fähigkeiten haben, oft bunt sind und vor Niedlichkeit triefen. Während andere Rollen muskelbepackte Kraftprotze oder mächtige Hexen beheimaten, sieht das Ganze fast schon wie ein verzauberter Wald in der Support-Rolle aus. Da das nicht nur in LoL der Fall ist, sondern Heiler oft als mystische Fabelwesen dargestellt werden, muss man das mögen, egal ob Mann oder Frau, ansonsten hat man eine schwere Zeit, sich mit Charakteren identifizieren zu können.

Supports großartig machen
Jedoch kann man eines sicher sagen: Es gibt auch Spiele, die das Unterstützen zu einem riesigen Spielspaß machen. Ein tolles Beispiel sind die bittersüßen Erfahrungen mit Medics aus Battlefield: Ja, er könnte auch hin und wieder seinen Defibrilator verwenden, anstatt Rambo zu spielen. Aber die Besten von ihnen haben beides unter einen Hut bekommen. Ähnlich ist es mit dem Medic in Team Fortress 2. Es zeigt sich, dass Gameplay, das unterstützen soll, aber Raum lässt, seinen Skill zu zeigen, einfach unfassbar befriedigend sein kann.

Wie sieht es bei euch aus? Seid ihr Support-Spieler der ersten Stunde, oder interessiert euch das Gameplay überhaupt nicht?