Normalerweise erzählt sie aus ihrem Leben als Mutter – Tiere scheinen sie jedoch zu überfordern.
Alicia V., die auf Social Media als AliciasMumLife unterwegs ist, präsentiert ihren Followern Tag für Tag ihr idyllisches Leben. Die "Momfluencerin" – also quasi Mutter-Influencerin – legt viel wert darauf, dass die Fans mitbekommen, wie schön ihr Leben und das ihrer Kinder ist.
Es gibt Spaziergänge durch die Natur, Geschenke für die Kinder und selbst die Geburt des jüngsten Geschwisterchens wird wie ein Werbeevent präsentiert. Sie spricht zwar durchaus auch die Schattenseiten des Daseins als Mutter an, geht auf Überforderung und dergleichen ein – ist dabei dennoch stets darum bemüht, letztlich als die liebevolle, bemühte Mutter dazustehen, die ihre Fans von ihr erwarten.
Dass dabei die besonders dunklen Momente aus den Videos herausgeschnitten werden, ist nicht verwunderlich, aber schockierend, wenn man erfährt, was Alicia ihren Followern verschweigt: Etwa das Aussetzen halb verhungerter Haustiere im Wald.
Influencerin setzt Kaninchen im Wald aus
AliciasMumLife erreicht mit ihren Posts ein Millionenpublikum und steht nun in der Kritik, weil sie gemeinsam mit ihrer Familie mehrere Kaninchen im Wald ausgesetzt haben soll. Spaziergänger fanden die Tiere, von denen inzwischen eines verstorben war, schließlich im Rantzauer Forst, und brachten sie in ein Tierheim.
Ein Mitarbeiter konnte die Kaninchen anhand von Fotos und Videos aus den Social-Media-Kanälen der Influencerin zweifelsfrei identifizieren, was ihn schnell zu der Vermutung brachte, dass die Tiere dort von der Influencerin ausgesetzt worden waren. Das Tierheim Henstedt-Ulzburg erstattete daraufhin Anzeige gegen Alicia V.
Diese räumte später selbst ein, die Tiere wirklich dort zurückgelassen zu haben. Sie bezeichnete die Aktion später in einem eigenen Post dazu als schweren Fehler:
Wir wussten nicht weiter und trafen eine Entscheidung, die ich bis heute zutiefst bereue und die durch nichts zu entschuldigen ist. Wir kamen auf den unglaublich dummen Gedanken, die verbleibenden vier Kaninchen in einem Waldstück freizusetzen, in der damaligen Überzeugung, dass es ihnen hinterher dort gut gehen würde.
Haustiere können in der Wildnis nicht überleben
Dabei zeugt das Verhalten der Influencerin nicht nur von mangelndem Verantwortungsbewusstsein für die Tiere, sondern auch von fehlendem Wissen bezüglich ihrer Haltung: Domestizierten Kaninchen fehlen Instinkte und körperliche Voraussetzungen, um in freier Wildbahn zu überleben. Um sie "niedlich" und "haustierfähig" zu halten, wurden den Tieren über viele Jahrzehnte hinweg wichtige Merkmale weggezüchtet, so dass es unmöglich ist, die Tiere einfach auszusetzen, ohne, dass diese in kürzester Zeit sterben würden.
Besonders schockierend dabei, zuvor hatte sie ihren Followern noch davon berichtet, dass die Kaninchen, die sie als neue Familienmitglieder in einigen Posts präsentiert hatte, ein neues Zuhause gefunden hätten.
Polizei ermittelt wegen Tierquälerei
Der Widerspruch zwischen ihrer öffentlichen Selbstdarstellung als fürsorgliche Mutter und dem tatsächlichen Umgang mit den Tieren löste eine breite Debatte über Verantwortung, Authentizität und die Rolle von Influencern aus.
Natürlich gehen selbst Kritiker nicht davon aus, dass ihr gesamtes Image nur Schauspiel sei, sie wirklich eine bemühte Mutter ist und nur in diesem Fall eben verantwortungslos gehandelt habe, dennoch werden Konsequenzen und Aufklärung gefordert – und genau diese scheint es auch zu geben: Gegen sie laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Tierquälerei, und Tierschutzorganisationen fordern zusätzlich ein Tierhalteverbot für Alicia V.
Tiere sind weder Spielzeug noch Geschenk
Der Fall offenbart ein grundlegendes Problem: Viele Menschen unterschätzen, wie viel Verantwortung ein Haustier tatsächlich bedeutet. Tiere sind fühlende Lebewesen mit Bedürfnissen, nicht dekorative Elemente des Alltags und schon gar nicht Requisiten für Social-Media-Content. Gerade im Influencer-Umfeld, in dem Inhalte visuell attraktiv und leicht konsumierbar sein sollen, besteht die Gefahr, dass Tiere bewusst oder unbewusst zu Accessoires degradiert werden – etwas, das man anschafft, zeigt, und schnell wieder abstößt, wenn es unbequem wird, weil es für einen kurze Zeitraum mehr Klicks und Likes generiert.
Dabei unterscheiden sich Tiere wenig von kleinen Kindern, die ebenfalls Pflege, Zeit, Zuwendung, Wissen über artgerechte Haltung und langfristige Verpflichtung erfordern und mit sich bringen. Wer ein Tier in sein Leben holt, übernimmt Verantwortung für ein Wesen, das komplett von ihm abhängig ist. Wer diese Verantwortung nicht tragen kann oder möchte, darf kein Tier anschaffen und es schon gar nicht zu Anlässen wie Weihnachten und Geburtstagen verschenken – so simpel und gleichzeitig so entscheidend ist dieser Grundsatz.
Der Fall Alicia V. wirkt daher über den einzelnen Vorfall hinaus: Er zeigt schmerzhaft, dass gesellschaftliche Sensibilisierung dringend notwendig bleibt. Tierliebe beginnt nicht mit niedlichen Fotos, sondern mit dem respektvollen, zuverlässigen und verantwortungsvollen Umgang mit einem Lebewesen. Und genau daran sollten wir alle erinnert werden, bevor wir eine Entscheidung treffen, die ein ganzes Leben beeinflusst – nämlich das des Tieres.