Abschiedsvideos einer TikTokerin an ihre Eltern gingen viral... jetzt steht sie selbst unter Mordverdacht

Die emotionalen Videos, die Sarah Grace über den Tod ihrer Eltern machte, sorgten für reichlich Aufsehen – erst, weil sie Leute berührten, jetzt, weil sie wegen des Mordes an ihrer Mutter und ihres Stiefvaters verdächtigt wird.

Sarah Grace Tik Tok
Vom tränenreichen Abschied zum eiskalt berechneten Mord? | © TikTok / YouTube

Seine Eltern zu verlieren, ist nie leicht. Erst recht, wenn man selbst noch minderjährig ist und dazu noch eine kleine Schwester hat, für die man plötzlich die einzige Stütze ist. TikTokerin Sarah Grace hat genau diese Situation als Thema in ihren Videos aufgegriffen, die auf emotionale Weise den Tod ihrer Eltern behandelte.

Am Morgen des 20. Februar wurde die Polizei von Carroll County zu einem Tatort gerufen. Ein Ehepaar war im Schlaf erschossen worden – gefunden von der 5-jährigen Tochter. Das Mädchen und ihre inzwischen 17-jährige Schwester waren schwer erschüttert vom tragischen Verlust ihrer Eltern, insbesondere weil es zu diesem Zeitpunkt keine Hinweise auf den Täter gab.

TikToks als Abschied von den Eltern

Sarah Grace begann den Verlust ihrer Eltern durch Videos auf TikTok zu verarbeiten. Dabei nutzte sie auch diverse Trends, wie etwa den, die Videoaufnahme einer Person vor einem besonders glücklichen oder tragischen Moment zu zeigen und im dazugehörigen Text davon zu berichten, was genau die Person kurz darauf erwarten würde – in ihrem Fall etwa, dass ihre Eltern unbekümmert mit ihrer kleinen Schwester herumalberten, ohne auch nur ahnen zu können, dass sie bald darauf nicht mehr am Leben wären.

Über Monate hinweg veröffentlichte sie ähnliche Videos, berichtete darüber, wie schwer es ihr fiele, sich klarzumachen, dass sie ihren Abschluss ohne ihre Mutter und ihren Stiefvater an ihrer Seite machen würde, sie sich mit ihrer Schwester oftmals allein durch dieses emotionale Tief schlagen müsse und oft daran denke, dass nach wie vor niemand wüsste, warum ihre Eltern sterben mussten.

Sie veröffentlichte sogar ein Video der tränenreichen Abschiedsrede, die sie während der Beerdigungszeremonie hielt und erhielt für all dies viel Zuspruch. Worte des Beileids und des Trostes und entsprechend viele Follower und Likes. Sarah kontaktierte sogar einen True-Crime-Podcast und erkundigte sich, ob die Macher den Fall ihrer Eltern nicht in die Show aufnehmen könnten.

Plötzlich steht die Tochter selbst im Fokus der Ermittlungen

Für viele mag es bizarr wirken, den Tod der eigenen Eltern auf eine solche Art zu verarbeiten, dennoch geht jeder Mensch anders mit Trauer um und solange es ihr zu helfen schien, ohne anderen zu schaden, sollte ihr Umgang mit dem Verlust auch völlig legitim sein. Zumindest, bis die Ermittlungen der Polizei sie auf eine Spur brachten, die direkt zu Sarah führte.

Als Sarah davon erfuhr, schien der Druck, der auf ihr lastete, zu groß zu sein und die TikTokerin stellte sich den Behörden.

Schon bald wurde sie des zweifachen Mordes angeklagt und obwohl sie zum Zeitpunkt der Tat erst 16 war, sollte sie nach Erwachsenenrecht bestraft werden – was in den USA unter entsprechenden Umständen möglich ist, etwa, wenn die begangene Tat besonders bösartig oder schwer erscheint. Sollte Sarah auch nur für einen der beiden Morde verurteilt werden, würde sie dafür mit hoher Wahrscheinlichkeit eine lebenslange Haftstrafe bekommen.

In Georgia, dem Bundesstaat, in dem Sarah lebt, muss für eine Anklage wegen Mordes nicht zwangsweise bewiesen werden, dass der Täter ein klares Motiv hatte. Es reicht aus, festzustellen, dass es sich nicht um einen Unfall handelte.

Die ermittelnden Polizisten sagen, dass der Fall alles andere als einfach ist. So lebte Sarah, obwohl zur Tatzeit noch minderjährig, nicht konstant bei ihren Eltern, sondern kam auch immer wieder bei Freunden und Verwandten unter – ob weitere Personen in den Mord involviert sind, kann aktuell also noch nicht ausgeschlossen werden. Bisher ist auch unklar, wieso Sarah, die eine so enge Beziehung zu ihrer Schwester hatte, in Kauf nahm, dass sie ihre Eltern tot auffinden würde.

Mord als Marketingmittel?

Besonders schockierend an dem Fall ist, dass Sarah, ganz unabhängig davon, warum sie die Tat begangen hatte, eine komplett neue Geschichte um sich herum konstruierte, in der sie die trauernde Tochter war, die irgendwie den Tod ihrer Eltern verkraften müsste, während sie die Aufmerksamkeit und die viralen Videos, die so entstanden, sichtlich genoss.

Die Produzentin des Podcasts, an welchen sich Sarah gewandt hatte, gab später an, dass sie etwas Derartiges noch nie erlebt hatte und ihr kein Fall bekannt wäre, in welchem ein Mörder einen True-Crime-Podcast kontaktierte, um auf die eigene, begangene Tat aufmerksam zu machen. Aktuell wisse sie noch nicht, ob sie den Fall überhaupt thematisieren werde, doch wenn sie dies tun sollte, dann und aus einem völlig neuen Blickwinkel.

Noch sind die Ermittlungen nicht abgeschlossen – wer weiß, was über den Fall Sarah Grace noch in Erfahrung gebracht wird.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....