Jugendsprache erst prägen, dann definieren – für Streamer kein Interessenskonflikt

Es hat inzwischen eine gewisse Tradition, dass kurz vor der Endphase der Abstimmung fürs Jugendwort des Jahres eine regelrechte Schlacht um den Gewinner in den Sozialen Medien ausbricht. Klar, dass dabei auch jene Influencer, welche die Jugendsprache nachhaltig beeinflussen, ihren Hut in den Ring werfen.
Was steht zur Auswahl?
Konnten zu den Anfangszeiten dieser innovativen Werbemaßnahme des Langenscheidt-Verlags lediglich Vorschläge an eine Jury eingereicht werden, wird der Sieger seit 2020 per verbindlicher Abstimmung durch die Allgemeinheit gekürt.
Welche Begriffe und Redewendungen dadurch die letzten Jahre für sich entscheiden konnten, haben wir euch hier mal zusammengefasst.
2025 kann sich noch bis zum 2. September (Top 10) und 7. Oktober (Top 3) von diesen Kandidaten ein Sieger herauskristallisieren:
- rede (im Sinne von „Lauter!“; signalisiert Zustimmung zu einer Aussage)
- sybau (Abkürzung einen englischen Ausdruck, den wir hier nicht schreiben dürfen, um die Suchalgorithmen nicht zu verärgern; wird wie „Halt die Klappe!“ verwendet)
- goonen (fänden die Suchalgorithmen auch nicht gut; wurde früher mithilfe unseriöser Magazine, heute mihilfe noch unseriöserer Websiten gemacht)
- Schere (basiert auf einem Insider, bei dem ein Herr im Krabbenkostüm seine in der Schere steckende Hand hob, um seine Schuld einzugestehen)
- tuff (deutsche Variante des englischen „tough“; bezeichnet alles, was krass, stabil oder cool ist)
- lowkey (eigentlich Englisch für „unauffällig“ oder „unterschwellig“; kann in einen Satz eingeschoben werden, um klarzustellen, dass man nicht dramatisch wirken möchte)
- das crazy (verkürzte Version von „Das ist crazy...“, also eine Alltagsformulierung, mit der man eine Aussage quittieren kann, zu der einem keine inhaltliche Antwort einfällt)
- tot (bezieht sich eher auf eine langweilige oder peinliche Stimmung, die von etwas oder jemandem ausgeht)
- Digga(h) (die bekannte Anrede für einen Freund, welche ausgehend von der Hamburger Umgangssprache schon seit Jahrzehnten ihren Siegeszug durch Deutschland fortsetzt)
- checkst du (rhetorische Frage, welche analog zu ...gell? oder ...ne? am Ende eines Satzes verwendet wird, um sicherzustellen, dass das Gegenüber noch zuhört)
Was sagen die Streamer?
Auch weil sie häufig maßgeblich für die Verbreitung bestimmter Begriffe verantwortlich sind, haben mehrere Streamer bereits ihren Favoriten kundgetan:
- MontanaBlack: Obwohl für den Streamer aus Buxtehunde kaum ein Satz ohne „Digga“ auskommt, ließ er sich nach intensiver Beratung durch seine Live-Zuschauer schließlich doch zur Abstimmung für „rede“ bewegen. Allerdings ist hierbei erwähnenswert, dass der 37-jährige längst nicht mehr Teil der von Langenscheidt angepeilten Zielgruppe ist.
- Trymacs: Der zentrale motivierende Faktor für Trymacs' Wahl von „goonen“ war nach eigenen Aussagen der Gedanke daran, wie Susanne Daubner dann bei der Verkündung des Siegers ebendiesen Begriff in der Tagesschau einem älteren Zielpublikum erklären müsste.
- Papaplatte: Auch wenn Herr Teller noch nicht offen seine Wahlentscheidung verkündet hat, so kann man davon ausgehen, dass „Checkst du“, welches es wohl vor allem durch seine eigene Sprechweise ins Jugendjargon und damit auf die Liste geschafft hat, klar der Favorit wäre.
- Mert: Der Ex-Rapper hat in seinen Streams bereits vor der Jugendwort-Abstimmung die Verwendung von „Rede“ entscheidend geprägt, auch wenn die Aufforderung dann meist an statt von ihm gerichtet war.
- xTheSolutionTV: Als der für den Ursprung der Redewendung verantwortliche, krabbenkostümtragende Scherenheber dürfte Solutions Wahl für das Jugendwort des Jahres 2025 ebenfalls bereits absehbar sein.
Habt ihr euch bereits für eurer Jugendwort des Jahres 2025 entschieden? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!