Hirntot nach TikTok-Challenge: Junge Frau stirbt, nachdem sie Druckluft einatmet

Weil sie im Zuge einer TikTok-Challenge unkontrolliert Druckluft einatmete, landete eine 19-Jährige im Koma und verstarb kurz darauf an den Folgen des viralen Trends.

Hirntot nach Tik Tok Challenge
Der Dusting-Trend ging für die 19-Jährige tödlich aus. | © YouTube

Challenges im Internet sind ein stets skeptisch zu betrachtender Trend. Denn auf jede unterhaltsame, harmlose Herausforderung, an die sich Influencer und andere, weniger bekannte User wagen, folgen mehrere, die aus unterschiedlichsten Gründen problematisch, im schlimmsten Fall sogar tödlich sind.

Genau diese Art von Challenge war es auch, welche die 19-jährige Renna O’Rourke ihr Leben kostete. Gemeinsam mit ihrem Freund wagte sie sich an das sogenannte “Dusting” – was letztlich zu einem Hirntod führte.

Druckluft als Challenge

Die aus Arizona stammende Studentin träumte davon, im Internet berühmt zu werden, weswegen sie an viralen Trends und Challenges teilnahm, die ihr vermeintliche Aufmerksamkeit versprachen.

Im Falle von Dusting bedeutete das, sich dabei zu filmen, wie man Druckluftreiniger einatmete. Die in Dosen verkaufte, komprimierte Luft wird unter anderem dafür verwendet, um Tastaturen zu reinigen, ohne sämtliche Knöpfe von Hand zu entfernen. Der Schlauch wird einfach unter die Tasten geführt und sämtlicher Straub, Schmutz und andere Verunreinigungen mit hohem Druck “herausgepustet”.

Diese Druckluft einzuatmen, soll angeblich ein kurzes Rauschgefühl erzeugen können, ist aber vor allem eines: Unglaublich gefährlich.

So kann die unter Druck stehende Luft nicht nur verunreinigt sein, der gezielte, extrem beschleunigte Luftstrahl kann den Körper, die Atemwege und auch die Lunge stark verletzten – oder wie in O’Rourkes Fall zu einem Herzstillstand führen.

Tödliche Challenges

Challenges dieser Art sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit – jedoch weniger deswegen, weil sie viral gehen und ein breites Publikum erreichen, sondern in erster Linie, weil die Teilnehmer an entsprechenden Trends oder ihre Mitmenschen zu Schaden kommen.

Kürzlich berichteten wir erst davon, dass ein junger Amerikaner während eines Klingelstreichs ums Leben kam. Wie in vielen Fällen von Internet-Challenges handelte es sich dabei nicht um ein schlichtes “Klingeln-und-dann-Weglaufen”, wie man es noch aus der eigenen Kindheit kennen mag – Social Media treibt derartige Trends in immer extremere Bereiche.

Stattdessen trommelte, hämmerte und trat der junge Mann nachts mehrfach gegen die Tür eines ahnungslosen Opfers, um dieses Glauben zu machen, er würde versuchen einzubrechen.

Der Hausbewohner schlich an seine Tür, zückte eine Waffe und schoss. Dabei traf er nicht nur den Klingelnden, sondern auch zwei seiner Freunde. Letztere konnten rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht und ärztlich versorgt werden – der Klingelnde selbst verstarb jedoch noch am Tatort.

Dabei handelt es sich nur um einen von sich häufenden Fällen, in welchen derartige Trends Menschenleben kosten.

Die Sucht nach Aufmerksamkeit treibt Social Media-Nutzer zu immer gewagteren Taten, Trends müssen immer härter, immer extremer und oft eben auch immer gefährlicher sein, um das reizüberflutete Internet überhaupt noch zu tangieren und Influencer, die den Wunsch haben, aufzufallen, lassen sich auf die absurdesten Dinge ein, um an der Oberfläche dieses Pools schwimmen zu können.

Im Jahr 2021 sorgte die “Black-Out-Challenge", bei der sich junge Menschen bis zur Ohnmacht würgten, zum Tod mehrerer Jugendlicher und Kinder, bis TikTok einschritt und sämtliche Videos, die mit dem Trend in Verbindung gebracht wurden, verbannte.

Genau wie im Fall der “Dusting”-Challenge kam diese Reaktion für die Opfer allerdings zu spät.

Teenager atmet Druckluft ein

Als Renna und ihr Partner sich Anfang Juni eine Dose des Reinigers nach Hause bestellt hatten, wollten sie sich dabei filmen, wie sie die Luft einatmeten, da dies als viraler “Dusting”-Trend auf TikTok gerade die Runde machte. Doch nur wenige Sekunden nachdem die 19-Jährige die Druckluft eingeatmet hatte, setzte ihr Herz aus – und begann nicht wieder zu schlagen.

Renna fiel ins Koma und wachte auch eine Woche später nicht wieder daraus auf, sodass die Ärzte nur noch den Hirntod der jungen Frau feststellen konnten.

Die Druckluft hatte ihren Körper in eine Art “Angstzustand” versetzt, der eine Herzrhythmusstörung verursachte, durch welche das Organ dann völlig aussetzte. Nicht, weil O’Rourke das Ganze regelmäßig tat oder unter sonstigen Vorerkrankungen gelitten hatte – ein einziger Zug der komprimierten Luft hatte völlig ausgereicht.

Ein besorgniserregender Trend

Eine Studie, die in Michigan in Auftrag gegeben wurde, hatte herausgefunden, dass allein im Jahr 2024 mehr als 4% aller Achtklässler sich bereits an einer Challenge wie dieser versucht hatten, bei der es darum ging, unterschiedliche Substanzen einzuatmen – unter jungen Erwachsenen scheint die Zahl sogar noch höher.

Aus dieser Erkenntnis heraus und dem Bewusstsein, dass jedes einzelne dieser Kinder hätte zu Tode kommen können sowie dem Fall ihrer eigenen Tochter, versuchen die Eltern von Renna O’Rourke auf das Thema aufmerksam zu machen.

Ihnen ist wichtig, darüber aufzuklären, weil viele Eltern keine Vorstellung davon zu haben scheinen, was ihre Kinder im Internet treiben. Gerade in den USA sind Luftdruckgemische zur Reinigung alles andere als unüblich. Oftmals sind sie geruchlos, können kinderleicht erworben werden und würden gegebenenfalls nicht einmal bei einem Drogentest auffallen.

Alle stehen in der Verantwortung

Dennoch muss die Aufklärung sicherlich auch über die Eltern hinaus gehen. Die Jugendlichen selbst müssen sich dabei nicht nur der Gefahren bewusst werden, derer sie sich aussetzen, sondern auch verstehen, dass die Ziele, welche sie damit verfolgen, das Opfer niemals wert sind.

Insofern muss nicht nur eine Sensibilisierung für die Gefahren stattfinden, sondern auch noch stärker auf die Kurzlebigkeit und Bedeutungslosigkeit des Internets hinsichtlich solcher Trends aufmerksam gemacht werden.

Was heute viraler, weltweiter Trend ist, ist morgen längst vergessen und ein wirklich langfristiger, fundierter Erfolg lässt sich auf Social Media kaum durch Modeerscheinungen aufbauen – erst recht nicht, wenn sie einen am Ende sogar das Leben kosten.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....