Keine Konsequenzen für André Schiebler: Könnte der Scamfluencer straffrei davon kommen?

Sitzt das ehemalige Ape-Crime-Mitglied die ganze Sache nur noch aus und wartet auf eine Verjährung des Falls?

Andre Schiebler Straffrei
1 Mann, 100 Gesichter, 0 Bücher. | © YouTube

Er zählte zum Urgestein der deutschsprachigen YouTube-Szene, mittlerweile gilt er eher als Lachnummer – und das ist einzig und allein die Schuld eines Buches. Jedoch nicht, wegen dem, was in diesem Buch steht, sondern eher, weil bis heute einfach niemand weiß, was darin stehen wird.

Denn das Buch, das André Schiebler und seine Partnerin einst ankündigten und fleißig von ihren Fans vorbestellen ließen, ist nach wie vor nicht erschienen. Dass sie das Buch niemals erhalten werden, damit haben die meisten Käufer inzwischen wohl längst abgeschlossen, doch nachdem Schiebler nun erneut untergetaucht scheint, kommt in der Community die Frage auf, ob das Ganze inzwischen nicht verjährt sein könnte.

Verschobene Termine und verwirrende Storys

Zuletzt berichteten wir vor knapp drei Monaten von Schiebler und einer wirren Räuberpistole rund um eine angebliche Inhaftierung, vor acht Monaten schrieben wir erstmals über das nie erschienene Buch – vor mehr als drei Jahren wurde es von André und seiner Partnerin angekündigt.

Laut ihnen sollte “Between Dry And Wet Underwear” von Nicoles skurrilsten und unterhaltsamsten Erlebnissen auf und mit Tinder handeln, die Fans beider wurden fleißig dazu animiert, das Buch vorzubestellen.

Es folgten immer wieder Ankündigungen, dann wurde das Buch ein ums andere Mal verschoben. Wochen und Monate vergingen, ohne, dass die Käufer auch nur einen Blick in das vorbestellte Objekt der Begierde werfen konnten.

Doch ein Scam?

Wo das lange Warten zumindest einen faden Beigeschmack hinterließ, gaben andere Faktoren berechtigten Grund zur Sorge. Auf Nachfragen wurde immer weniger eingegangen, dann gar nicht mehr. Chatnachrichten rund um das Thema ignorierte Schiebler komplett, auch der Support des eigenen Shops, über welchen das Buch vertrieben werden sollte, gab keine Auskünfte – das Stornieren der Vorbestellung wurde erschwert bis unmöglich gemacht.

Als Schiebler sich Ende letzten Jahres bei der Community meldete und erklärte, dass die Depressionen Nicoles ein entscheidender Faktor seien, die dazu führten, dass das Buch so lange auf sich warten ließ, kam wieder Hoffnung auf – schließlich versprach der YouTuber, dass das Ganze so gut wie abgeschlossen sei.

Dann wieder Stille. Schweigsame Gamingstreams und wirre Kiffergeschichten von Schiebler ließen die Leute daran zweifeln, dass er überhaupt noch im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten wäre – ein Kommentar über ein angeblich geklautes Auto festigte die Vermutung, dass es sich bei der ganzen Sache um einen dreisten Scam handeln könnte.

Verjährt das Ganze bald?

Inzwischen gibt es auch keine Möglichkeit mehr, auf den Social Media Profilen von André Kommentare zu hinterlassen und auch das Streamen hat er wieder eingestellt. Es scheint fast, als wäre er mittlerweile untergetaucht.

Doch was heißt das für die Vorbesteller? Sind sie der Gnade Schieblers ausgesetzt, das Buch doch noch fertigzustellen oder wenigstens das eingenommene Geld zurückzuzahlen? Könnte der Fall nach 3 Jahren inzwischen verjährt sein und niemand überhaupt noch ein Anrecht auf Buch oder Geld haben?

Denn grundsätzlich verjährt das Anrecht auf bestellte Ware tatsächlich nach 3 Jahren – allerdings geht man hierbei vom angekündigten Lieferdatum, nicht dem Tag des Kaufes aus – was mindestens den Juni 2026 bedeuten würde.

Da das angebliche Lieferdatum im Laufe der Zeit aber immer wieder nach hinten verschoben wurde, verschob Schiebler damit allerdings auch die Verjährungsfrist – mal ganz davon abgesehen, dass eine Verjährung sowieso ausgesetzt werden würde, sobald es zu einem laufenden Verfahren käme.

Eine Sammelklage als letztes Mittel?

Bisher gestellte Anzeigen schienen aber auch nicht wirklich von Erfolg gekrönt und liefen eher ins Leere. Viele davon wurden mit der Begründung eingestellt, man könnte den Beklagten nicht ausfindig machen.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob man die Kosten, für etwa den Anwalt, auf sich nehmen wollte, um sich einen Warenwert von ca. 30-40 Euro für das vorbestellte Buch einzuklagen.

Eine Sammelklage, für die sich knapp 50 Opfer des vermeintlichen Scams zusammengefunden haben, hat allerdings größere Aussichten auf Erfolg. So lässt sich diese in einer großen Gruppe wesentlich leichter finanzieren, darüber hinaus summiert sich der Preis der 50 Bücher zu einem durchaus nennenswerten Streitwert.

Da in der aktuellen Situation, in welcher weder die Bücher noch andere Produkte aus Schieblers Shop, wie etwa diverse Kakao-Sorten, nach dem Kauf ausgeliefert wurden und jedwede Stornierung zwar bestätigt, aber keinerlei Geld zurückgesendet wird, auch davon ausgegangen werden kann, dass es sich bei Schieblers Unternehmen inzwischen um einen Scam-Shop handelt, könnte eine solche, potenzielle Sammelklage das wirksamste Mittel sein, um das eigene Recht geltend zu machen.

Das Buch will vermutlich sowieso keiner der Beteiligten mehr und ob Schiebler je Einsicht zeigen wird, ist fraglich – letztlich geht es dabei also wohl vor allem ums Prinzip und meine Hoffnung, in einem halben Jahr nicht wieder davon berichten zu müssen, dass André Schiebler das Buch seiner ehemaligen Partnerin diesmal wirklich ganz echt angekündigt hat.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....