Polizist stalkt TikTokerin und dringt in ihre Wohnung ein

Wenn du von jemandem verfolgt wirst, aber nicht zur Polizei gehen kannst, weil der jemand ein Polizist ist.

Polizist stalkt Tik Tokerin
Die Polizei, dein Freund, obwohl du es gar nicht willst. | © YouTube

Eine junge Frau auf einem Volksfest in Kalifornien. Eine bunte Kirmes mit Zuckerwatte, Country-Musik und blinkenden Fahrgeschäften, auf der sie zufällig einen Deputy Sheriff trifft. Es folgt ein kurzer Smalltalk, ein Lächeln, und dann gehen beide wieder ihrer Wege. Kein Austausch von Telefonnummern, kein Insta-Handle, kein weiteres Treffen. Was klingt, wie eine schlechte US-Romanze mit Jennifer Aniston und Matthew McConaughey in den Hauptrollen, war der Beginn eines realen Horrorthrillers für eine TikTokerin.

Eine kurze Begegnung wird zum Albtraum

Die junge Frau heißt Briana Ortega – Fitness-Influencerin, Social-Media-bekannt, TikTok- und Insta-Star und hatte sich selbst wohl nicht allzu viel bei der Begegnung mit Deputy Eric Piscatella gedacht. Doch Monate später landet plötzlich eine Nachricht in ihrem Posteingang: Von eben diesem Polizisten.

Denn Piscatella hatte Zugriff auf polizeiliche Datenbanken – und genau das nutzte er, um ihre persönlichen Infos herauszufinden. Adresse, Umfeld, private Details: alles, was eigentlich streng geschützt ist. Ein Albtraum für jede Frau, noch dazu, wenn derjenige, der dich stalkt, das Gesetz selbst vertritt.

"Dein persönlicher Officer"

Piscatella begann, sich in eine Rolle hineinzusteigern: Er sei ihr „persönlicher Officer“. Klingt wie aus einer schlechten Netflix-Serie, war aber bitterer Ernst.

Er tauchte sogar unangemeldet bei ihr zu Hause auf. Angeblich, weil "ein schwarzer Mann mit Dreadlocks” über den Zaun in ihren Garten gesprungen sei. Nur… suchen tat er nicht wirklich. Stattdessen soll er Kommentare zu ihrem Aussehen gemacht haben. Für Ortega war schnell klar: Hier geht es nicht um Sicherheit, sondern um Macht, Kontrolle und eine sehr ungesunde Fixierung.

Ortega machte sich Sorgen: Um ihr Wohlergehen genau wie das ihrer Kinder und entschied sich dazu, etwas äußerst Mutiges zu tun. Sie ging gegen den Polizisten vor.

Auch auf die Gefahr hin, dass seine Kollegen ihn decken könnten und sie damit alles nur noch schlimmer machen, ihren Stalker gar gegen sich aufbringen könnte, zeigte sie ihn an, legte Videoaufnahmen von Piscatellas Besuchen vor und der Fall landete vor Gericht.

Piscatella wurde der unrechtmäßige Zugriff auf polizeiliche Datenbanken vorgeworfen. Im Zuge des Prozesses wurde aus der schweren Straftat letztlich allerdings ein minderes Vergehen und der Polizist kam mit Bewährung davon.

"Eigentlich ist ja nichts passiert"

Für viele Beobachter ein Schock. Denn hier ging es nicht um einen gewöhnlichen Stalker, sondern um jemanden, der seine Polizeimarke missbrauchte und damit Zugang zu Informationen hatte, die für normale Menschen unerreichbar sind.

Besonders bitter: Ein Richter soll sinngemäß gesagt haben, es sei ja „eigentlich nichts passiert“. Kein körperlicher Angriff, kein direkter Übergriff – also sei die Sache nicht so gravierend.

Doch für Ortega, die sich verfolgt, bedroht und ohnmächtig fühlte, war sehr wohl etwas passiert: Ein Vertrauensbruch auf höchstem Niveau. Sie reichte auch zivilrechtliche Klage gegen Piscatella, das Sheriff’s Department und den County ein.

Eric Piscatella trat schließlich zurück. Kein Gefängnis, dafür aber Bewährung und das Ende seiner Karriere – zumindest vorerst. Denn da er nicht wegen einer schweren Straftat verurteilt wurde, könnte er theoretisch irgendwann wieder als Polizist arbeiten.

Stalking durch Polizisten: Kein Einzelfall

Genau das macht viele fassungslos: Ein Mann, der seine Macht so offensichtlich missbrauchte, könnte irgendwann wieder Uniform und Waffe tragen.

Der Fall ist nicht nur eine persönliche Tragödie für Ortega, sondern wirft ein Schlaglicht auf ein systemisches Problem: Viel zu leicht können Beamte in den USA interne Datenbanken missbrauchen – wenn dergleichen dann allerdings auffliegt, wird der Fall meist verharmlost, was dazu führt, dass viele Frauen sich in solchen Situationen hilflos und isoliert fühlen, sie oftmals gar nicht erst zur Polizei gehen.

Dass Derartiges allerdings nicht nur in Amerika vorkommen kann, zeigte kürzlich erst der prominente Fall von Katja Krasavice. Die Influencerin kritisierte die Leipziger Polizei und bezichtigte einen Beamten der Belästigung, nachdem er ihr, Tage nach einer Verkehrskontrolle, in deren Zuge er die persönlichen Daten Krasavices aufnahm, private WhatsApp-Nachrichten sendete.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....