Shurjoka kämpft für alle... außer Juden? Die Feministin und der Antisemitismus

Eine Aussage Shurjokas zum ESC am letzten Wochenende sorgt erneut für Gesprächsstoff bezüglich potenzieller, antisemitischer Tendenzen der YouTuberin.

Shurjoka VS ESC
Shurjoka mit einer kontroversen Meinung zum Beitrag Israels beim ESC. | © ARD / Twitch

Shurjokas Aussagen zum ESC und insbesondere der israelischen Teilnehmerin sorgen für Gesprächsstoff, nicht nur, weil sie nur die Spitze eines Eisbergs zu sein scheinen, der auch durch diverse Discordleaks publik wird.

Der vermeintliche Shurjoka Discord

Alle paar Tage kommen neue Informationen über den Discord zu Tage, der laut YouTubern wie Rechtsanwalt Alexander Boos von Shurjoka und den Menschen um sie herum geführt wurde.

Auf diesem sollen unter anderem Strategien geplant worden sein, verfeindete YouTuber wie KuchenTV zu diskreditieren und anzuzeigen oder Shurjoka auf den Discordservern anderer Influencer wie Mowky in ein positives Licht zu rücken.

Allerdings wurden dort laut Angaben des Whistleblowers, der die Inhalte des Discords öffentlich machte, auch personenspezifische Informationen zu gefühlt jeder Person gesammelt worden sein, die irgendwie im Dunstkreis der YouTuberin stand.

Neben den üblichen Verdächtigen wie einem KuchenTV und dessen Entourage, ging es wohl auch um Daten von Rezo, Staiy und anderen, dem linken Spektrum zuordbaren Influencern. Besonders problematisch dabei: Viele Informationen sollen hoch sensibel und intim gewesen sein, wie etwa die Adresse des Kindergartens, in welchen KuchenTVs Sohn geht.

Über das Problem, dass sich – sofern der Discord tatsächlich von der Shurjoka-Bubble stammt – hier deutlich zeigt, dass der vermeintliche Aktivismus für linke und progressive Werte eher als Tarnkappe für private Fehden dient, berichteten wir bereits.

Antisemitische Tendenzen der Bubble?

Vor kurzem wurde scheinbar ein Gespräch aus besagtem Discord veröffentlicht, das noch eine ganz andere Problematik verdeutlicht: Die antisemitischen Auswüchse ihrer Bubble.

Bereits vor einiger Zeit sorgte die YouTuberin für einen kleinen Skandal (mit Ankündigung) als sie das Lied “f*cked up” von Macklemore teilte. Bevor sie das Video in ihrem Stream abspielte, äußerte sie sich bereits dazu, dass dies sicherlich für einigen Trubel sorgen würde.

Allerdings nicht, weil – wie man bei einer linken Influencerin meinen könnte – das Gezeigte konservative und rechte Zuschauer hätte triggern können, sondern weil das Video des amerikanischen Rappers höchst antisemitisch ist.

Arye Shalicar, langjähriger Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte, verfasste daraufhin einen Tweet in welchem er die YouTuberin als eine der “größten Verbreiterinnen von Judenhass in Deutschland” bezeichnete.

Die Diskussion, die Shurjoka damit losgetreten hat, ist an ihrem engsten Kreis natürlich nicht vorbeigegangen und so wird auf dem ihr zugesprochenen Discord in einem Thread darüber diskutiert, wie man auf die Vorwürfe reagieren könnte.

Man bezieht sich dabei auf gesammelte Aussagen Macklemores aus unterschiedlichen Interviews, in denen er betonte, gar nicht gewusst zu haben, dass eine Kostümierung, die der Rapper auf diversen Veranstaltungen trug (ein Rabbi-Outfit samt einer übergroßen Hakennase – eine übliche Darstellungsweise von Juden während der NS-Zeit) als "israelkritisch” angesehen werden könnte.

Vermutlich, weil die schwachen Scheinargumente Macklemores letztlich aber keiner Diskussion standgehalten hätten, entschied man sich einfach dafür, überhaupt nicht auf die Kritik von YouTubern wie Tobias Huch zu reagieren.

Shurjoka stellt sich gegen Opfer der Hamas

Erneut aufgeflammt ist die Diskussion um eventuelle antisemitische Tendenzen Shurjokas durch eine Diskussion auf Twitter und BlueSky.

So schrieb sie dort in Bezug auf den ESC zunächst, dass sie Personen, welche ihr ungefragt mitteilen würden, den Songcontest zu verfolgen, blockiert werden würden. Sie unterstellt anderen dabei auch, dass dies ein Versuch der Angesprochenen wäre sich “Absolution” bei ihr zu holen.

Erklärend führt sie daraufhin aus:

Dieses elendige Geheule “Ja aber Kunst verbindet”. Mich verbindet wenn man nicht eine halbe Million Menschen verhungern lässt und den Täter auf eine Bühne stellt. Wenn wir uns da nicht einig sind, will ich gar nicht verbunden sein.

Hierfür erntete sie entsprechende Kritik, nicht zuletzt von der deutschen Politikerin und feministischen Aktivistin Jutta Ditfurth.

Viele merkten an, dass es nicht nur äußerst problematisch sei, den Konflikt im nahen Osten so zu vereinfachen und die israelische Bevölkerung direkt mit den Aktionen der Regierung gleichzusetzen, aber auch besonders, ausgerechnet die israelische ESC-Teilnehmerin Yuval Raphael als “Täter” zu bezeichnen.

Raphael war selbst direktes Opfer der terroristischen Angriffe durch die Hamas am 7. Oktober gewesen. Sie hatte mit einer Freundin gemeinsam das Superova-Musikfestival in der Nähe des Kibbuz Reʿim besucht, als Terroristen das Event angriffen. Nach eigenen Angaben hatte die Sängerin den Anschlag nur überlebt, weil sie sich für Stunden unter den Leichen getöteter Besucher versteckt hielt.

Nahostkonflikt zu komplex für Twitter und TikTok

Der Nahostkonflikt gehört seit Jahrzehnten zu den wohl komplexesten, geopolitischen Themen überhaupt, eine allumfassende, neutrale Einschätzung abzugeben, scheint nahezu unmöglich.

So können zwar situativ einzelne Handlungen der jeweiligen Seiten eingeordnet werden, ein schlichtes “Gut und Böse”, wie es vor allem auch zu Beginn des Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine der Fall war, ist hier allerdings komplett unangebracht.

Dennoch findet gerade auf Social Media Plattformen wie Twitter und TikTok dies statt, wobei sich nicht zuletzt vermeintlich linke Stimmen klar auf Seiten Palästinas positionieren. Oft werden dabei aber nicht nur die jahrelange Hintergrundgeschichte des Konflikts außenvor gelassen, sondern auch aktuell relevante Themen wie die terroristischen Angriffe der Hamas am 7. Oktober 2023.

Auch die differenzierte Betrachtung der israelischen Regierung und des jüdischen Volkes findet hierbei kaum statt, was sich nicht zuletzt eben bemerkbar macht, wenn Shurjoka die israelische Teilnehmerin des ESC als “Täter” bezeichnet.

Letztlich scheint das Problem um Shurjoka das gleiche zu sein, wie schon so oft zuvor, die vermeintliche Darstellung einer Kämpferin für alle steht im krassen Kontrast zur schlichten Verteidigung ihrer eigenen Person und des Geltungsbedürfnisses ohne wirkliche Selbstreflexion, so dass sie am Ende der Sache für die sie angeblich einsteht, mehr schadet als hilft.

Wie steht ihr dazu? Seid ihr der Meinung, dass Shurjokas Einwände legitim sind und sie im aktuellen Diskurs richtig liegt?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....