Humor soll alles dürfen – machen muss man deswegen aber dennoch nicht jeden Witz.

KuchenTV ist ein Meister der fragwürdigen Äußerungen. Neben der offensichtlich skandalträchtigen Statements, die er im Laufe der Zeit von sich gab, gelingt es ihm selbst dann, wenn man meinen könnte, er hätte nun einen Take, der tatsächlich mal based ist, Aussagen folgen zu lassen, die eine Gedankenwelt aufzeigen, die nicht halb so moralisch vertretbar ist, wie Tim Heldt dies zunächst scheinen lässt.
Wenn er etwa großspurig das Verhalten von Drachenlord-Haidern kritisiert und dabei einst selbst Teil davon war, könnte man zwar davon ausgehen, dass er diese Zeiten hinter sich gelassen hat, irgendwie sprechen seine Worte und Taten an anderen Stellen aber dennoch eine andere Sprache.
Laut seiner Aussagen und der Einschätzungen seiner Fans handelt es sich dabei dann natürlich meist um Satire oder schwarzen Humor – weil es dadurch einfach ist, sich egal wie problematisch und unbedacht eine Aussage sein mag, nicht erklären oder reflektieren zu müssen.
Witze über erwachsene Frauen für 13-Jährige
Wo in Videoformaten wie den Cake News, die er vorproduziert und dann veröffentlicht, zumindest noch das Gefühl aufkommt, er hat sich vorher ein paar Gedanken darüber gemacht, ob er wirklich alles sagen solle, was ihm so durch den Kopf schwirrt, sind seine Streams und die darin enthaltenen Äußerungen voll von frauenfeindlichen Zeilen, die eine Community zwischen 13- und 16-Jährigen sicher anspricht – unabhängig davon, ob sie wirklich noch so jung sind oder einfach nur ein solch infantiles Verständnis von Humor haben.
Als er den TikToker Simex kritisiert, der vor kurzem unter anderem von sich reden machte, weil er andere Influencerinnen dazu aufforderte, zusammen mit ihm Erwachsenenvideos zu drehen, weist er zunächst darauf hin, dass Simex die Grenzen des guten Geschmacks stark strapazieren würde und es ihm, sobald Geld im Spiel sei, egal wäre, ob er Frauen sexualisiere – nur um kurz darauf selbst zu spekulieren, wie diese Videos mehr Erfolg haben könnten:
So, wenn der jetzt eine 10/10 nach der anderen hätte, sich mal von Taylor Swift [anurinieren] lassen oder einer die so aussieht, das wäre Content für den ich bezahlen würde.
Weder Künstlerinnen, Lehrerinnen noch sonstige Frauen jeden Alters sind dabei vor seinen zotigen Anspielungen sicher, bei denen man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen muss, dass es sich bei Heldt um einen erwachsenen Familienvater und keinen pubertierenden Schüler handelt.
"Gebe Frauen gern meine Rechte"
Dabei amüsiert er sich nicht nur über die Sexualisierung von Frauen, sondern eben auch Gewalt.
Nach seinem fragwürdigen “Videoexperiment”, in dem er davon berichtete, seine Expartnerin geschlagen zu haben, folgen von ihm selbst immer wieder Anspielungen auf das Thema, wie wenn er davon redet, "Frauen auch gern mal seine Rechte" zu geben und seine Zuschauer begeistert von der irrwitzig-genialen Doppeldeutigkeit der Aussage sind.
Ob man derlei lustig finden sollte oder nicht, muss letztlich natürlich jeder für sich entscheiden, dass man dadurch einen ziemlich guten Einblick in sein Denken und Verhalten erhält, muss einem dennoch bewusst sein – ganz egal, ob man nun selbst Content Creator oder nur dessen Konsument ist.